Ist eine kleine Terz dasselbe wie eine verminderte Terz und eine Große oder eben übermäßige Secunde?

4 Antworten

Nein. Eine kleine Terz besteht aus drei Halbtonschritten und ist von den Tonnamen her als Terz notiert. Ebenso die große Terz, die aus insgesamt vier Halbtonschritten besteht.

Die übermäßige Sekund ist hinsichtlich der Zahl ihrer Halbtonschritte zwar identisch mit der großen Terz, aber sie ist von den Tonnamen her eine Sekund (z.B: B-Cis). Das macht klanglich zwar keinen, aber aus Sicht des Tonsatzes, der Klangbehandlung und der Stimmführungsregeln aber einen extremen Unterschied.
Denn ein übermäßiges oder vermindertes Intervall darf man (als Komponist) praktisch nie so behandeln wie das enharmonisch vereinfachte Gegenstück (wie z.B: die kleine Terz als Gegenstück zur übermäßigen Sekund).

Ganz gleich verhält es sich mit der verminderten Terz (z.B. Dis-F), deren enharmonisch vereinfachtes Gegenstück die große Sekund ist.

Unter den verminderten/übermäßigen Intervallen, die ein vereinfachtes Gegenstück mit gleicher Halbtonzahl haben ist aber vor allem noch die "verminderte Quarte" ein seltenes, aber wichtiges Beispiel. Quantitativ ist die verminderte Quart gleichbedeutend mit der großen Terz, qualitativ ist sie aber etwas extrem anderes. Die verminderte Quart kann melodisch in ihrer "schrägen", "schmerzhaften" Klangwirkung selbständig vorkommen, anders als die übrigen verminderten/übermäßigen Kandidaten. Das bekannteste Beispiel dafür ist das isländische Volkslied Lilja/Liljulag. An keiner Stelle der sehr häufig vorkommenden verm. Quarte hat man den Eindruck, eine eigentliche Terz zu hören, sondern es wird ein "klagendes" Intervall, das immer mit einem Halbtonschritt nach unten aufgelöst werden möchte.

https://youtube.com/watch?v=XcaBXoHBmes

Siehe auch http://www.caseyrule.com/music/lilja/

Machtnix53  02.08.2017, 16:13

Quantitativ ist die verminderte Quart gleichbedeutend mit der großen Terz, qualitativ ist sie aber etwas extrem anderes.

Auf Instrumenten mit festgelegtenTönen wie Tasteninstrumenten oder Saiteninstrumenten mit Bünden ist die verminderte Quart nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ identisch mit der großen Terz.

Für Instrumente ohne Festlegung, wozu auch die Stimme gehört, müsste für einen qualitativen Unterschied der Grad der Verminderung in der Komposition angegeben werden, zB in Cent.

Die harmonisch reine große Terz mit einem Frequenzverhältnis von 5:4 liegt sowie schon um 14 Cent unter der Festlegung in der temperierten Stimmung. Im direkten Vergleich kann man den Unterschied auch hören.

Zwischen ihr und der reinen Quart (4:3) liegt ein Bereich von 112 Cent an möglichen Tönen, die weder große Terz noch reine Quart sind. Natürlich kann man den ganzen Bereich verminderte Quart nennen, aber etwas exaktes ist das nicht.

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baucolo  03.08.2017, 11:17
@Machtnix53

Vielen Dank für diese Ergänzung, die, wenngleich sie mathematisch richtig gedacht sein mag, musikalisch nicht ganz greift, denn die Qualität (die in o.g. Kommentar im Übrigen mit distanzieller Quantität vermischt wird) von Intervallen ist leider deutlich komplizierter und ergibt sich nun einmal primär aus dem musikalischen Kontext der Komposition und nicht aus (im musikalischen Sinn) zusammenhanglosen Intervallberechnungen. Und da macht es einen (u.a. satztechnisch-stimmführungsmäßigen) Unterschied, ob man eben Gis-E oder As-E schreibt. Dies hat nicht alleine mit Temperierung zu tun, sondern mit Tonalität.

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Nein, eine verminderte (kleine)Terz ist eine große Sekunde (2 Halbtonschritte). Eine übermäßige (große) Sekunde ist eine kleine Terz.
(3 Halbtonschritte).

Es wäre eigentlich schon lange an der Zeit, die Musiklehre mal zu entrümpeln und statt mit den veralteten Intervallnamen mit Halbtonschritten zu arbeiten. Dann ist es simple Mathematik und nicht so ein umständlicher Wirrwarr.


Nein. Wikipedia erklärt das sehr gut:

"Intervalle im Oktavraum werden in Gruppen von „reinen“, „kleinen“ und „großen“ Intervallen eingeteilt. Zu den reinen Intervallen zählen Primen, Quinten, Quarten und Oktaven, also jene Intervalle von denen es keine „kleinen“ und „großen“ Varianten gibt. Bei Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen unterscheidet man kleine und große Intervalle. Wenn Töne notiert und dann alteriert (versetzt) werden, unterscheidet man zudem übermäßige und verminderte Intervalle.

Alle reinen, kleinen und großen Intervalle können durch Versetzungszeichen in übermäßige oder verminderte verwandelt werden. Dabei wird ein Halbton zum jeweiligen Tonabstand addiert (übermäßig) oder subtrahiert (vermindert). "

 Das schließt nicht aus, dass Intervalle unterschiedliche namen tragen, auch wenn sie gleich klingen.