Es stimmt schon auch, dass die Gen Z sich innerhalb kürzester Zeit auf dem Arbeitsmarkt insgesamt unbeliebt gemacht hat, ungeachtet, wie einzelne Individuen sich nun wirklich verhalten oder nicht.
Ich merke an mir selbst, dass ich bei offenen Stellen ganz grundsätzlich Personen Ü35 und Quereinsteiger (und ich bin generell bereit, diesen Menschen mehr zuzutrauen, insbesondere Identifikation mit der Arbeit, Durchhaltevermögen, Disziplin und Loyalität) eher einlade als junge Menschen, bei denen ich mir Mühe geben muss, ihnen vorbehaltslos zu begegnen. Das liegt nicht etwa daran, dass wir in Betrieb keine Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden und ihren Leistungen hätten, sondern weil ich aufgrund der leider wiederholt auch in Einzelfällen bestätigten Klischees über die junge Generation ganz pauschal daran zu zweifeln begonnen habe, dass sie sich mit ihren Fähigkeiten, ihrem Wertesystem in das Unternehmen konstruktiv und produktiv eingliedern und das Niveau erreichen, dass ich voraussetze und welches alle anderen Mitarbeitenden erfüllen.
Auch stelle ich fest, dass ein Abschluss heute einen viel geringeren Wert hat als früher, schlicht, weil die erforderlichen Kompetenzen nicht mehr verlässlich vorhanden sind. Es ist tatsächlich richtig, dass das Abschluss- und Ausbildungsniveau vor 25 Jahren in vielen Bereichen noch erheblich höher war als heute, ganz zu schweigen von außer fachlichen Skills wie Allgemeinbildung, Disziplin und vor allem Resilienz.
Ich kenne nur wenige 25-Jährige, die fünf zusammenhängende Sätze im Alleingang stilsicher und sowohl in Grammatik, Diktion und Interpunktion korrekt formulieren können. Ich habe wiederholt Praktikanten, direkt von der Universität kommend, erlebt, die sich vollkommen außerstande zeigten, für die einfachsten und allerkleinsten Handgriffe nicht eine KI befragen zu müssen.
Ich verstehe sehr gut, wie frustrierend die Situation für viele junge Menschen sein muss, vor allem, wenn sie redlich versuchen, sich in der Arbeitswelt zurecht zu finden. Man darf aber auch nicht glauben, dass die "älteren" Generationen es je leicht gehabt hätten, ganz im Gegenteil. Zu unserer Zeit herrschte zwar eine andere gesellschaftliche Situation, aber es war uns nicht im Ansatz gestattet oder möglich, Ansprüche zu stellen, etwa auf Home Office oder gar eine geringere Arbeitszeit als Vollzeit mit Überstunden zu hoffen. Gute Stellen in der freien Vergabe gab es fast nicht, denn auf diesen Stühlen saßen stets Boomer oder noch Ältere, die einander die Posten zuschacherten. Von unbezahlter Mehrarbeit ("freiwillige Arbeitsleistung"), die praktisch wir alle aus unserer Jugend kennen, brauche ich gar nicht erst anzufangen...