Ist der Wolf, der Rotkäppchen vernascht, eine Parabel für einen Kinderschänder, einen Vergewaltiger, einen Mörder?

7 Antworten

Sehr oft steht die verschlingende Hexe oder eben der Wolf für die Mutter. Kleine Kinder stehen vor dem Problem, dass die Mutter sie einerseits ernährt und ihnen Schutz gibt. Aber andererseits sollen die Kinder sich ja von der Mutter immer mehr lösen. Dadurch bietet die Mutter auch eine Gefahr, nämlich die, dass sich das Kind nicht lösen kann. Die Mutter wirkt dann wie ein verschlingendes Ungetüm, welche das Kind wieder in den Mutterleib zurück zieht.

Dieser Konflikt ist ein häufiges Thema in Märchen. Sehr oft ist die Hexe irgendwie auch ernährend (Hänsel wird gemästet) oder hat in Andeutungen irgendwie mit der Mutter zu tun (der Wolf verkleidet sich als Mutter, um die sieben Geisslein zu täuschen). Da der Wolf sich ja auch als Grossmutter ins Bett legt, scheint mir diese Interpretation wesentlich näher, als die vom Kinderschänder. Der Kinderschänder ist ja für die meisten Kinder auch kein Thema. Das erleben ja nur einzelne und denen müsste man wohl ganz andere Dinge erzählen.

Welche Version von Rotkäppchen habt ihr gelesen?

Märchen sind nicht nur Warung vor einer einzelnen Gefahr, sondern bilden nicht selten ein Konglomerat von "Tu dies nicht", "Lass jenes sein" usw. je nach dem, welche Herangehensweise man bevorzugt.

Ja, das kann man so sehen.

Du brauchst über unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten auch nicht geschockt zu sein...

Du musst dir ja keine Interpretation zu eigen machen.

Hier Details zu einer der gängigen Deutungen:

https://www.grin.com/document/435248

Gruß, earnest

Mit Phantasie kann man alles irgendwie pervertieren. Ich hörte mal im TV wie jemand mal sagte, dass die eigentliche Geschichte ist, dass Rotkäppchen die Männerwelt kennen lernt und sich die Finger verbrennt ...

"Wenn man ein Hammer ist, sieht man überall nur Nägel" ist wirklich so. Es gibt starke Tendenzen, dass unsere Gesellschaft immer sexualisierter wird und ich sehe schon den wütenden Kommentar hier drunter oder den besserwisserischen "Nein, es geht um Sex" und "es verhält sich so und so", jedoch hält mich das nicht davon ab eben zu sagen, dass es einen richtigen Push gibt Geschichten neu zu interpretieren und alles zu sexualisieren.

Der Kern vieler Märchen ist es einfach kindgerecht zu verdeutlichen, dass es eben gefährlich ist, wenn man nicht auf seine Eltern hört, zu lange trödelt, vom Weg abweicht, sein Milchgeld verzockt, zu viele Streiche spielt und was sonst noch so in Märchen vorkommt.

Der Wolf hingegen verkörpert eine Urangst des Menschen, es ist nicht ohne Grund, dass der meist vor Menschen scheue Wolf in vielen Gegenden ausgerottet ist. Der Wolf ist eine tief mittelalterliche Geschichte, wo man sich gruselmärchen erzählte wie Wölfe Mägde gerissen haben, zwei Meter Schulterhöhe haben und im Wald lauernd herumschleichen. Jetzt zu sagen der Wolf wäre ein Kinderschänder ist meiner persönlichen Ansicht nach viel, viel zu kurz gegriffen.

Der Wolf ist meiner Meinung nach das Unheil vor dem dich all deine Vorfahren inklusive deine Großeltern gewarnt haben und vor dem sie selber Angst haben und manchmal droht dieses Unheil dich selber zu vereinnahmen oder jemand der dir nahe steht. Das kann alles sein, aber der Mythos ist größer als das Tier selbst ...