Ist das Informatik Studium wirklich so hart?

7 Antworten

Ich bin mit meinem Informatik-Bachelorstudium nun fast durch und kann dir vielleicht kurz einen Überblick geben.

Wichtig zu wissen ist, dass ein Großteil des Informatikstudiums sich gar nicht so sehr von einem Mathematikstudium unterscheidet (mit anderen Themengewichtungen). Das heißt, du musst dich darauf einstellen, dass das "Programmieren", was viele intuitiv mit Informatik gleichsetzen, nur ein minimaler Bestandteil des Studiums ist. Es gibt schließlich Fachinformatiker, also Azubis, die genau dafür ausgebildet werden.

Das Ziel des Informatikstudiums ist es, einen - vor allem theoretischen und sehr detaillierten - Überblick über alle möglichen Bereiche, die Informatik beinhalten, zu bekommen. Dazu gehören wie gesagt die Mathematik, gleich verwandt damit die theoretische Informatik. Außerdem wirst du Betriebssysteme und Algorithmen kennen lernen, zudem ein gewisses Maß an Elektrotechnik. Auch wissenschaftliches Schreiben ist gefordert in Seminaren usw. Zudem musst du oft auch Module aus anderen Fachgebieten belegen, um über den Tellerrand zu schauen und herauszufinden, wie du dein Informatisches Wissen anderswo verwenden kannst.

Wenn du dir also des Umfangs eines Informatikstudiums nicht bewusst bist, dann kannst du durchaus ziemlich böse erwachen. Dennoch denke ich, dass jedes Studium einen gewissen Anspruch hat (wer zum Beispiel absolut nicht diskutieren kann, für den ist ein Philosophiestudium etwa auch unfassbar hart). Informatik mag vielleicht einen schwierigen Einstieg haben (gerade im Bereich Mathematik wird am Anfang ziemlich viel Neues stattfinden). Aber mit der richtigen Motivation und einem guten Durchhaltevermögen ist es durchaus machbar.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich glaube das größte Problem sind einfach falsche Vorstellungen. Erst einmal haben wir die Leute, die gerne Computerspielen und denen das Spaß macht, die dann später mal Computerspiele programmieren wollen.

Beides hat in etwa soviel miteinander zutun, wie morgens gerne warme Brötchen mit Nutella essen vs. um 1 Uhr Nachts aufstehen und für andere Leute warme Brötchen backen. Das einen das eine Spaß macht, heißt nicht, dass es das andere auch tut, auch wenn beides mit warmen Brötchen zutun hat.

Davon ab ist Informatik im Studium eben nicht praxisorientiert. Man lernt nicht groß Programmieren, sondern Informatik, quasi technische Mathematik. Dazu ein wenig Theorie und ein paar Konzepte, neben dem wissenschaftlichen Arbeiten und genau auf das und den Bereich Forschung bereitet es einen eher vor.

In der Realität studieren aber verdammt viele, die einfach Softwareentwickler werden wollen und daran Interesse haben. Das ist in meinen Augen in etwa so als in einem praktischen Bereich für das Gesetz arbeiten zu wollen z.B. Polizist werden zu wollen und dafür dann vorher Jura studieren. Das macht das Jura-Studium nun nicht schlecht oder hart, es ist aber für denjenigen ggf. der falsche Weg.

Ich denke unser Problem ist, dass kaum einer eine Vorstellung hat, was ihm im Informatikstudium erwartet und die meisten, die es anstreben mit einer Ausbildung im IT-Bereich besser bedient wären.

Kann aber durchaus verstehen, warum man studieren möchte. Es wird eben oft als höherwertig angesehen und verspricht einen auch meist ein höheres Einstiegsgehalt.

Ansonsten ist eine Fachhochschule natürlich etwas praxisorientierter als eine Universität. Nix desto trotz ist ein Informatikstudium eben nicht "Programmieren lernen", was sich viele fälschlicherweise darunter vorstellen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
TiMauzi  31.08.2020, 11:39

Sehr gut zusammengefasst :) Eine weitere Alternative wäre sicherlich noch ein duales Studium, falls man eine Firma findet, die genau das tut, was man selbst gern machen würde. Dann hätte man das Studium mit der eigenen Motivation idealerweise verbunden.

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zu dem thema kann ich nichts sagen.

aber im allgemeinen zu jedem Fach:

sofern du Mental nicht Beeinträchtigt bist kannst du alles lernen. Es hängt nur davon ab wie sehr du dich ins Zeug legst.

wenn du nicht vor hast wirklich zu lernen dann lass es lieber, das gilt nicht nur für Informatik sondern für alle Fachgewandten Berufe.

man kann schliesslich auch Pakete am Laufband von A nach B bringen dafür muss man nicht lernen.

Das hängt zu 100% von der Hochschule ab. Bei einigen ist es relativ schwer und bei anderen wiederum relativ einfach. Ich würde sagen es ist an Universitäten tendenziell schwerer, da dort Mathematik und die Theoretische Informatik einen deutlich größeren Anteil ausmachen.

Ein ausgeprägtes logisches und abstraktes Denkvermögen braucht man aber definitiv.

TiMauzi  31.08.2020, 02:29

Vielleicht sollte man betonen, dass es von der HochschulART abhängt. Ein Studium an einer Fachhochschule ist nicht zwingend einfacher, sondern einfach anwendungsorientiert (was einzelnene Personen einfacher fällt), während ein Universitätsstudium forschungsorientiert ist (was anderen Personen einfacher fällt).

Zwischen den Fachhochschulen untereinander und zwischen den Universitäten untereinander gibt es aber nicht besonders viele Unterschiede. Ein Studium benötigt immer eine Akkreditierung, also eine externe, unabhängige Überprüfung, ob die Anforderungen einer Uni passend sind, um einen akademischen Titel zu verleihen.

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KarlRanseierIII  31.08.2020, 02:40
@TiMauzi

Das ist natürlich richtig, andererseits bedenke bitte auch, daß der Charakter der Inhalte im Wesentlichen von den vorhandenen Lehrstühlen abhängt, spätestens, wenn man das Bootcamp hinter sich gelassen hat.

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FireEraser  31.08.2020, 02:59
@TiMauzi

Auch zwischen den Hochschulen der gleichen Hochschulart gibt es ausreichend große Unterschiede. Auf dem Papier sehen die Module und Inhalte zwar relativ ähnlich aus, aber in der Durchführung gibt es massive Unterschiede, wodurch auch die Schwierigkeit und der Arbeitsaufwand stark variieren. Lediglich durch eine guten Dozenten kann ein Modul beispielsweise deutlich einfacher sein.

Ein anderes Beispiel ist meine ehem. Universität. Da wird man in den ersten Semestern so mit Übungen zugemüllt, dass man über das ganze Semester nur unter 60h/Woche kommt, wenn man entweder sehr nachlässig oder ein absoluter Überflieger ist. Dabei kenne ich auch genug Studenten anderer Universitäten, wo der Arbeitsaufwand und der Schwierigkeitsgrad im gleichen Zeitraum deutlich geringer war.

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Jein. Die Mathematik und Theorie sind trockenes hartes Brot und davon gibt es reichlich.

Und nicht wenige verschlucken sich daran bzw. beißen sich dei Zähne aus.

TiMauzi  31.08.2020, 02:31

Kann ich nur so unterschreiben. Ich habe damit gerechnet (und ich esse auch gerne mein Brot knusprig gewissermaßen ;)), daher war der Schock für mich nicht besonders groß. Mich haben damals eher die Uni-Abläufe im Allgemeinen etwas herausgefordert.

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KarlRanseierIII  31.08.2020, 02:36
@TiMauzi

Naja, bei uns haben schon 'einige' beim Satz von Cook und Satz von Rice dicht gemacht und seis, daß es dann in der Prüfung war.

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TiMauzi  31.08.2020, 04:01
@KarlRanseierIII

Liegt auch immer teilweise mit an den Dozierenden. Wenn diese mehr Verwirrung als Aufklärung stiften dann kann so etwas schon mal passieren ;)

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