Ist das Asperger Syndrom bei uns Frauen wirklich so selten?

5 Antworten

Nö, ganz und gar nicht.

Sehr viele Quellen im Internet sagen zwar, dass mehr Jungs als Mädchen bzw. mehr Männer als Frauen von Autismus "betroffen" sind, allerdings vergessen sie etwas ganz Wichtiges:

  • Masking
  • Fehldiagnosen bei Frauen
  • Dass auch Frauen Autistinnen sein können - Wer hätte es gedacht?

Masking: Masking im Zusammenhang mit Autismus bedeutet, seine autistischen Verhaltensweisen zu minimieren oder gar zu unterdrücken und so neurotypisch wie möglich zu erscheinen. Es ist eine Überlebensstrategie und hat oft negative Folgen für die psychische Gesundheit. Darunter auch:

  • Identitätsverlust
  • Depressionen
  • Suizidgedanken

Zwar gibt es auch viele Männer, die sich maskieren, doch scheint die Tendenz bei Frauen/Mädchen höher zu sein. Hier ist auch wichtig zu erwähnen, dass besonders viele Mädchen bereits ab einem sehr jungen Alter Masking betreiben können.

Fehldiagnosen bei Frauen:

Wenn ich nun fragen würde, was Autismus und die Borderline-Persönlichkeitsstörung gemeinsam haben, würden viele höchstwahrscheinlich mit "gar nichts" antworten und auf den ersten Blick mag das stimmen.

Dann erfahren wir jedoch, dass nicht wenige Frauen auf dem Spektrum mit Borderline fehldiagnostiziert werden (und es passiert sicherlich auch andersherum):

Borderline Personality Disorder is a common misdiagnosis for Autistic women and genderqueer people. Complicating matters, BPD and Autism also co-occur at high rates, and an Autistic person is more vulnerable to developing BPD. So a person may have both Autism and BPD. When the underlying Autism is missed, BPD symptoms are likely exacerbated.

Und dann sehen wir dieses Bild (in der Mitte stehen die Überlappungs-Symptome):

Bild zum Beitrag

Quelle für Zitat und Bild: https://www.google.de/amp/s/neurodivergentinsights.com/misdiagnosis-monday/boderline-personality-disorder-or-autism%3fformat=amp

Aber Borderline ist nicht die einzige Fehldiagnose, mit der man sich als Frau (und als irgendeine andere Person im Prinzip, die nicht männlich, hetero/cis und weiß ist, wobei ich mir sicher bin, dass das selbst bei denen vorkommen kann) oft rumschlagen muss. Eine Angststörung kann einem ebenfalls fälschlicherweise diagnostiziert werden. Allerdings sollte erwähnt werden, dass wir Autisten sehrwohl häufiger von z.B Angststörungen betroffen sind. Deshalb denke ich, solche Diagnosen müssen nicht zwingend inkorrekt sein, sie sind eben nur nicht vollständig. Dann hast du die Diagnose Angststörung, beispielsweise, und ja, es trifft schon ganz gut auf dich zu, findest du, aber irgendwie beschreibt es auch nicht alles. Viele Fragen stehen noch immer offen, vieles ergibt einfach keinen Sinn. Du fühlst dich im Prinzip genauso leer und verwirrt wie davor.

Ich persönlich hatte zum Glück nie viel mit Fehldiagnosen zu tun. Meine Masking-Skills waren schon immer mindergut. Trotzdem dauerte es fast 7 Jahre (von meinem 3. bis zu meinem 10. Lebensjahr, in der Zeit suchte meine Mutter fleißig bei verschiedenen Ärzten nach der Antwort, kam jedoch erst zum Schluss an eine Fachärztin für Autismus) bis ich die Diagnose bekam. Davor hieß es nur "die hat nix" oder "tiefgreifende Entwicklungsstörung", doch genau benannt wurde diese nicht. Aber mit 10 Jahren bereits seine Diagnose bekommen: Das ist echt früh, im Vergleich.

Frauen und Autismus? Wasn das?

Ja, auch Frauen können Autismus haben. Das weiß bestimmt jeder hier. Aber es gibt noch immer Ärzte, die bei der Diagnose "Autismus", was Frauen etc. (Auch POC haben das Problem und z.B Transsexuelle), vorsichtiger sind. Die zögern, die diagnostizieren lieber erst alles andere, nur keinen Autismus.

Es wird besser, das ist keine Frage. Ich bin mir sicher: Würde man zu seinem Hausarzt gehen und ihn fragen, ob Frauen auch Autismus haben können, würde dieser mit "ja" antworten (Wichtig: Für Autismus-Diagnostiken ausschließlich zu auf Autismus spezialisierten Neurologen bzw. Psychiatern gehen, danke), jedoch sprießen überall dort, wo ein Arzt zumindest die Basics kennt, mindestens drei weitere aus der Erde, die wahrscheinlich auch solche dümmen Sprüche ablassen würden wie "Aber Sie schauen mir in die Augen, Sie unterhalten sich mit mir und Sie haben sogar meine Ironie von vorhin verstanden! Sie können gar keinen Autismus haben."

Es ist nun einmal so, dass sich Autismus bei Mädchen/Frauen häufig anders zeigt als bei Jungs/Männern. Frauen werden noch immer eher so erzogen, immer lieb zu sein. (Das trifft nicht auf alle zu und es gibt auch Jungs/Männer, bei denen sich der Autismus eher "weiblich" präsentiert.) Nicht widersprechen, uns unterordnen. Viele Autistinnen sind eher schüchtern. Im Kindergarten, in der Schule, im Arbeitsleben heißt es dann "die ist total schüchtern", aber mehr nicht.

Und warum kommen viele nicht damit klar das man als Frau ganz anders ist als die anderen Frauen.

Das kann man wiederum auch auf Männer im Spektrum beziehen. Oder im Allgemeinen. Anderssein wird oft nicht gerne gesehen. Dafür muss man noch nicht einmal Autismus haben. Es ist eben die Angst vor dem Unwissenden. Wobei das so einfach zu beheben wäre: Diskurs. Konversationen. Neurotypische Leute/Nicht-Autisten fragen uns Autisten, was sie über uns wissen wollen, anstatt zu denken, sie wüssten es bereits, weil sie es irgendwo gelesen haben o.Ä. Aber bevor ich über die Thematik wieder einen Dreißigteiler schreibe, belasse ich es nun erstmal dabei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
 - (Psychologie, Autismusspektrumsstörung)

Autismus wird bei Frauen weniger diagnostiziert, weil sie durch ihre Sozialisierung ihres Umfeldes zum Maskieren gezwungen werden.

Das geschieht auf beiden Seiten eher unbewusst.

Besonders vor etlichen Jahrzehnten schickte es sich für Mädchen nicht, agressiv / wütend zu reagieren. Dabei waren diese Reaktionen Zeichen von Overloads und Meltdowns.

Nur wusste das keiner oder konnte sich das bei Mädchen bzw. Frauen nicht vorstellen.

Diese Leute kommen damit nicht klar, weil sie (entsprechend) erzogen wurden und nicht gelernt haben, sich selbst zu reflektieren.

Selbst heutzutage sind korrekte Diagnosen bei Frauen oft eine Zufallssache, denn der Diagnostiker muss sich - neben Autismus - auch mit Masking auskennen, das seit Jahrzehnten betrieben wird und zur zweiten Natur geworden ist.

Oft zeigt sich der Autismus bei Frauen weniger deutlich, bzw. verhalten sich Frauen und Mädchen oft „gesellschaftsfähiger“, weshalb die Diagnose seltener gegeben wird.

Es fällt den Meisten Menschen erstmal schwer mit dem „Anders sein“ umzugehen, da man für gewöhnlich versucht sich in die Gesellschaft zu integrieren.

Asperger wird inzwischen gar nicht mehr diagnostiziert, es heißt jetzt Autismus-Spektrum-Störung kurz ASS. Das Verhältnis von Männern zu Frauen lag bei sechs zu eins. Das ändert sich erst seit den letzten Jahren. Man ist sensibler dafür geworden, dass Mädchen und Frauen mit einer Autismus-Spektrums-Störung sich oftmals anders verhalten.

Es ist überhaupt selten, nur 8 von 10‘000 Menschen haben es. Davon nur 20% Frauen.

Wer kann schon mit alles andere als täglichen Herausforderungen - und das ist eine - so einfach umgehen? Niemand.