Ist Antikapitalismus von rechts dem der Kritik von Links ähnlich, oder gibt es größere Unterschiede?

3 Antworten

Die Kritik am "raffenden" Kapitalismus ist ein ur-rechter Gedanke, der schon Anfang des 20. Jahrhunderts ganz hoch im Kurs stand. Von den Nationalsozialisten gab es enorm viel Kritik daran und Eindämmungsversuche. Aber durch die schnell kommende Kriegswirtschaft blieb das stecken.

Der linke Antikapitalismus läuft ganz anders - da treibt man die Flausen, dass erst mit Militärgewalt (z.B. Feuerwalze rote Armee) die halbe Welt unterjocht werden muß, bevor eine Diktatur der Habenichtse ausbrechen kann.

Kommt drauf an. Ist jetzt eben die Frage wie schwarz/ weiß sieht man rechts/links. Oder wie eindimensional sieht man diese Frage in den ökonomischen und sozioökonomischen Fragen.

Im 20. Jahrhundert waren viele rechte Kräfte teilweise Anti-Kapitalismus. Natürlich im Kontext der Zeit und des damaligen Systems. Innerhalb der konservativen Revolution gab es nationalkonservative wie Spengler, Moeller van den Bruck, Jung usw wie auch Scharnierfiguren wie Schmitt und Evola - aber auch rechtsextreme Kräfte drumherum die nicht unbedingt dem Kapitalismus der heutigen, klassischen Rechten (also Liberale, Neoliberale, LibCons, Neokons usw). Schon damals hatte ,,man" die Sorge, dass die Interessen von Kapital, wachsenden Märkten, grenzenlos wachsender Industrie heimische Kultur und Geschichte schlucken würde, aufweichen würde, die Idee von ,,eine Nation sollte die oberste Handlungsgewalt über den Nationalstaat sein" auflösen würde etc.

Die Idee des nationalkonservativen oder Neue Rechte (also die tatsächliche New Right, nicht das was sich da so manche in Schnellroda abliefern) von Alain de Benoist hat ja auch genau das beschrieben: dass man eine ,,rechte" Alternative bilden will zur liberalen rechten (also die oben genannten) und gleichzeitig eine Alternative zu den damaligen Erzeugnissen einiger Strömungen (NS, Faschismus usw).

Und viele der nationalkonservativen Parteien in Europa sind bis heute genau deshalb in vielen Punkten zumindest mixed economy und hybrid. Natürlich muss man das im Kontext heutiger Politik sehen.

Was rechtsextreme Gruppen angeht: ich denke der Punkt ist hier einfach: auch rechtsextreme haben ihr Fundament ja in normalen Positionen. Meistens in normalen Nationalismus o.ä und bauen darauf dann die extreme Ideologie (Ablehnung von Pluralismus oder allgemein Demokratie, radikale Auslegung von Ethnie, Rassenlehre, starker Nativismus usw). Aber im Kern baut ein Höcke oder Nordic Resistance Movement usw ja erst mal auf auf nationalkonservativen Positionen zb - wie von Krah, Le Pen, Meloni oder de Benoist. Daher ist die Parallele hier natürlich gleich.

Wenn es jetzt um die Nazis oder Mussolini geht ist halt fraglich wie antikapitalistisch die wirklich waren - und wie viel davon übrig geblieben wäre wenn nicht grade Krieg und Transformation gewesen wäre.

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Naja gleich oder Unterschiede:

Man muss eben sehen wie sich einzelne Gruppen über die Zeit hinweg entwickelt haben.

Wenn wir bei ,,rechts" jetzt bei nationalkonservativ bleiben und bei extrem dann bei Höcke, Kubitschek, Nordic Resistance Movement, CasaPound, Mi Haznak - dann sind da in aller Regel nationale Souveränität, kulturelle Identität, Konservatismus und ein immer noch teilweise marktwirtschaftliches Fundament vorhanden.

Diese ,, Anti-Kapitalisten" sind ja in aller Regel nicht komplett gegen Kapitalismus - oder sei es aus der Lage der Umstände heraus.


DrBell27 
Beitragsersteller
 02.02.2025, 15:01

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort.

Bei Rechten gehört immer noch Hass auf Minderheiten mit dazu


bablbrabl123  02.02.2025, 09:59

Hass auf welche Minderheit denn?

Bei den Links/Grünen gehört immer noch Verhöhnung der Opfer der Attentate hinzu, in dem man seine Betroffenheit bekundet, Politikversagen identifiziert und KEINE Konsequenzen ableitet und alles blockiert - oder in dem man lächelnde Selfies nach dem Attentat am Brandenburger Tor postet, das spricht Bände. Ich würde sehr vorsichtig sein mit moralischer Überlegenheit zu prahlen. Schönen Tag noch.