Inwiefern war Napoleon ein Aufklärer und Diktator zugleich?

4 Antworten

Napoleon selbst war kein aktiver "Aufklärer", allerdings von der Aufklärungsbewegung seiner Zeit nicht unberührt. Gewiss, den Feudalismus hielt er mit Recht für überholt und hat ihn in seinem Herrschaftsbereich abschaffen lassen, auch hat er den fortschrittlichen "Code Napoleon", den kluge und aufgeklärte Mitarbeiter verfasst haben, in seinen Herrschaftsgebieten eingeführt bzw. einführen lassen. Er selbst war aber vorallem Militär und Despot, und sein herrschsüchtiger Wille, den er den Franzosen ebenso wie unterworfenen oder "verbündeten" Ländern aufzwang, war frei aufgeklärten Geistes und völlig rücksichtslos.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Napoleon hat das Land modernisiert z.B. durch ein erstes Bürgerliches Gesetzbuch, das er eben auch in die von ihm eroberten Gebiete gebracht hat. Zudem sorgte er für die Säkularisation, entmachtete also den Klerus und trennte Kirche von Staat (einige Bereiche hat er allerdings auch sträflich vernachlässigt und sein Code Civil stand zwar geschrieben, aber ob der de facto auch eingehalten wurde ist eine andere Sache). Man könnte auch noch hinzufügen, dass er Homosexualität quasi legalisiert, also unter STraffreiheit gestellt hat, zumindest theoretisch.

Andererseits hat Napoleon aber seine Sachen ganz klar durchgezogen und die französische Revolution mit ihrem Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung des Volkes ohne einen absolutistischen Herrscher letztlich als solche scheitern lassen. Er war eben ein knallharter Machtpolitiker, totaler Machiavellist, der der Meinung war man müsse dem Volk nur genügend glänzende Siege präsentieren, damit es alles vergisst, was er ihm nimmt. Und naja, es hat ja letztlich auch genau so funktioniert. Zudem wurde er von den Gebieten, in die er einfiel z.T. auch als Besatzer wahrgenommen. Ein Besatzer zwar, der alles modernisiert, aber trotzdem jemand, der eben nicht hingehört, der Familien ihre Männer und Söhne wegnimmt, damit sie in seiner Armee dienen können (Soldaten aus eroberten Gebieten einsetzen war eine seiner Taktiken).

Letztlich hat er militärisch einfach kein Glück gehabt und England hat sich als ziemlich schwerer Gegner erwiesen (nachdem sie ihn auf dem Meer mehr oder weniger weggepustet haben). Dennoch sind ihm die Soldaten während seiner Herrschaft der 100 Tage zugelaufen, was auch nochmal zeigt, was für eine hohe Meinung das Volk von ihm gehabt haben muss, trotz der Tatsache, dass er sich selbst zum Kaiser gekrönt und verlustreiche Kriege geführt hat. Aber wie schon gesagt... er hatte eben dieses gewisse Charisma und sein militärisches Genie hat ihm lange Zeit über große Siege eingebracht

Napoleon hat in vielen die Fortschritte der französischen Revolution beibehalten und wirklich das Land modernisiert. Zum Beispiel hat er ein Gesetz Buch herausgebracht, das
für das deutsche bürgerliche Gesetzbuch noch vorbildlich war. Andererseits war er aber auch Vertreter des Cäsarismus, Darunter versteht man Leute, die militärische Macht einsetzen als Basis für ihre politische Macht. Am schlimmsten war aber, dass er hemmungslos in seinen Kriegen Menschen verheizt hat, in einem Gespräch mit Metternich hat er sogar davon geschwärmt, dass er die Deutschen immer ganz nach vorne an die Front stellt, um die eigenen Leute zu schonen.

Für die Propaganda und für die Beweihräucherung seiner Person, hat er kleine Korse den großen Aufklärer gespielt.

In Wirklichkeit war er ein brutaler Diktator, der die jungen Männer in sinnlosen Kriegen gnadenlos verheizte.