In welchem Maß nimmt man Jugendsprache in spätere Lebensphasen mit?
Meine Teenagerzeit fand in den 1980ern statt. Von meiner damaligen Jugendsprache benutze ich heute eigentlich vor allem “cool” und “keinen Bock” (häufig), “super” (gelegentlich), “total” (selten), aber Worte wie “astrein” oder “stark” (letzteres als Synonym für toll) eigentlich gar nicht mehr, ich kenne auch niemanden in meiner Alterskohorte, der/die diese Worte noch nutzt.
Wie ist es bei euch und was denkt ihr, woran es liegt, welche Worte der Jugendsprache einem in späteren Lebensphasen erhalten bleiben?
(Ich wage die Prognose, dass die jetzt 25-30jährigen auch mit 80 noch “krass” sagen werden, wie sie es mit 15 sagten, aber sicher bin ich nicht)
1 Antwort
Hallo filmfan69!
Wenn die jugendsprachlichen Anteile nicht in die Alltagssprache eines Großteils der Bevölkerung Eingang finden, werden sie nicht mehr benutzt, wenn sich die Gruppe nicht mehr sieht und austauscht. Das ist ja meist der Fall, in größeren Städten zumindest, da die Wege nach der Schule auseinander führen.
So wie Bock oder Null Bock inzwischen alle Altersgruppen nutzen, kann es auch mit krass oder Was geht? werden. Nicht zu weit entfernt vom gewohnten Wortschatz und intuitiv verständlich nutzen auch ältere solche Ausdrücke der knappen Charakterisierung oder Bewertung.
Spezifischere Wörter hingegen werden ja gar nicht erst richtig erfasst: Cringe und NPC habe ich schon wieder vergessen, fühl ich wird bei mir auch bald im Nirwana verschwunden sein.
Leider prägen sich zu viele aus dem amerikanischen Englisch entlehnte Wörter ein, die m.E: falsch gebraucht werden, wie random, was zufällig und nicht meinetwegen oder gerade heißt, und auch kein Füllwort ist.
Schön ist ja, dass immer wieder neu Wörter und Bedeutungen entstehen, und das nicht nur als Jugendsprache. Der Kretschmann, denn man macht statt zu duschen, zum Beispiel.
LG
gufrastella
Kretschmann riet 2022 während des Beginns der Gasknappheitsdiskussion dazu, sich Gedanken über Alternativen zu machen: „Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung“, den man ja nutzen könne, statt warm zu duschen.
Jugendliche habe ich öfters "random" als Füllwort nutzen hören, wenn ihnen kein besseres Wort einfiel, um etwas Unkonkretes, etwas Merkwürdiges zu benennen, weil ihnen der entsprechende abstrakte Begriff fehlte. Zumindest habe ich es so interpretiert.
Danke für deine ausführliche Antwort. Ich glaube, den Einzug von Pseudoanglizismen ins Deutsche wird man nicht aufhalten können, das Phänomen gibt es ja schon sehr lange. Allerdings glaube ich, dass es wichtig ist, dass die Leute sich klar machen, bei welchen Wörtern es sich um Pseudoanglizismen handelt, damit sie sie micht fälschlicherweise im Englischen in ihrer deutschen Bedeutung verwenden.
Das Wort random habe ich übrigens noch nie in einer anderen Bedeutung als „zufällig“ gehört. Dass jemand random sagte und damit ein Füllsel meinte oder „meinetwegen“ oder „gerade“, ist mir bisher nicht untergekommen. Zumindest habe ich bisher jegliche Verwendung des Wortes im Deutschen als „zufällig“ gelesen, bin nie auf die Idee gekommen, der Sprecher könnte was anderes gemeint haben.
Den Kretschmann machen ist ja lustig, habe ich noch nicht gehört, hast du ne Ahnung, wie es zu diesem Ausdruck kommt?