In was für Fällen kommt ein Notarzt zu einem Einsatzort dazu?

6 Antworten

Eigentlich immer dann, wenn Medikamente verabreicht werden müssen, z.B. wenn es um Schmerzmedikation geht. Aber auch in Lebensbedrohlichen und kritischen Fällen.

iwaniwanowitsch  13.11.2021, 06:06

Nein, die medikamentöse Therapie ist auch Kompetenz des Notfallsanitäters.

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CaptainExit  13.11.2021, 11:20
@iwaniwanowitsch

Macht es denn dann einen Unterschied ob Rettungsassistent oder Notfallsanitäter? Meine Schwester wurde nämlich schon häufig vom RTW mitgenommen und weil sie ohne eine Schmerztherapeuthische Behandlung nicht ins Krankenhaus hätte mitfahren können wurde immer ein Notarzt dazu bestellt, weil die Kräfte vor Ort meinten, sie dürften das nicht. Oder ist das vom Bundesland abhängig?

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iwaniwanowitsch  13.11.2021, 11:58
@CaptainExit

Ja, der NFS hat mehr freigegebene Kompetenzen in den invasiven Maßnahmen, unter anderem auch in der Schmerztherapie. Da der NFS aber bis 2026 den RA noch nicht abgelöst hat, gibt es Rettungswagen, welche weiterhin mit einem RA als Verantwortlichen besetzt sind. Und dieser muss für die Schmerztherapie halt weiterhin den NA bestellen. Der Rettungsdienst befindet sich derzeit in einer Umstrukturierung, der RA als Transportführer auf dem Rettungswagen wird seit 2014 sukzessive vom NFS abgelöst. Bis der Prozess abgeschlossen ist (2026 ist die Übergangsfrist abgelaufen) gibt es halt im Rettungsdienst Mitarbeiter mit unterschiedlichen Kompetenzen als Transportführer auf dem Rettungswagen.

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CaptainExit  13.11.2021, 12:04
@iwaniwanowitsch

Vielen Dank! Dann liegt es sicherlich daran, dass wir damals weit auf dem Land gewohnt haben und da einfach kein NFS dabei war. Super Erklärung, danke! :)

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CaptainExit  13.11.2021, 12:51
@iwaniwanowitsch

Vor ca. 4 Jahren. Ist also noch gar nicht so lange her. Aber wir haben wirklich weit ab vom Schuss gewohnt. Da kann ich mir gut vorstellen, dass da einfach nicht so viel Nachwuchs kam.

Ist das eigentlich üblich, dass ihr 24 Std Schichten macht? Das hatte mir mal ein RA erzählt, als ich selbst eine Mitfahrt gewonnen hatte und fand das ehrlich gesagt sehr erschreckend.

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iwaniwanowitsch  13.11.2021, 13:29
@CaptainExit

Das hat nichts mit Nachwuchs zu tun, die Rettungsassistenten machen eine Weiterbildung zum Notfallsanitäter.

Ja, ist es. Bzw es kommt drauf an, wie ausgelastet der Standort ist. Das ist nicht so einfach zu beantworten. Für die Angestellten im öffentlichen Dienst gilt zum Beispiel die Regelung im TvÖD, dass sie in einer 24h - Dienstschicht nicht mehr als 10h im Einsatz sein dürfen. Wenn es jetzt eine absolute Dorf-Rettungswache ist oder eine in der Großstadt, an der die Auslastung der Rettungswagen vernünftig verteilt wird, funktioniert der 24h- Dienst. Erschreckend finde ich daran gar nichts, erschreckend ist eher, dass die Einsatzzahlen derart explodieren, dass man uns die 24h- Dienste weg nimmt. Gibt nichts besseres. In mancher Großstadt ist das Einsatzaufkommen inzwischen derart hoch, dass nur noch 12h- oder sogar 8h- Dienste funktionieren. Dann darf man schon 4x (im 12h- Dienst) oder 5-6x (im 8h- Dienst) anstatt 2-3x (im 24h- Dienst) die Woche zur Dienststelle fahren. Und da es im BOS- Gewerbe (also Feuerwehr/Rettungsdienst/Polizei) üblich ist, eine Arbeitsstelle auch mal etwas weiter entfernt zu haben, ist das doppelt ärgerlich.

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CaptainExit  13.11.2021, 13:44
@iwaniwanowitsch

Oh okay, das ist ein interessanter Einblick.

Heißt das also, dass die kürzeren Schichten dann auch die stressigeren sind? Für mich als Laie sah das genau anders herum stressig aus.

Und warum explodieren die Einsatzzahlen so? Sind einfach aktuell mehr Menschen hilfebedürftig oder wird wegen Lapalien angerufen, was dann Ressourcen frisst? Ist das vielleicht auch eine Coronaentwicklung oder einfach der Dichte an Menschen besonders in Großstädten geschuldet? Ich weiß jetzt nicht, ob du das wissenschaftlich beantworten kannst, aber du wirst ja vermutlich eine Einschätzung diesbezüglich haben, die mich durchaus interessieren würde.

In jedem Fall schon mal danke für die ausführlichen Antworten bislang! Das ist sehr interessant.

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iwaniwanowitsch  13.11.2021, 14:29
@CaptainExit

Ja, weil: wenn ich eine kürzere Schicht vorgeschrieben bekommen, heißt das auch automatisch, dass auf der Schicht (statistisch) mehr los ist und ich öfter (pro Woche, Monat, Jahr) hin muss. Hast du zum Beispiel den Dienstplanrhytmus 24h Dienst / 48h frei, musst du zwei oder drei mal die Woche hin (und bekommst bei einer 39,5h-Woche noch Überstunden gutgeschrieben!), hast du den Dienstplanrhytmus 12h Dienst, 12h frei, 12h Dienst, 24h frei, 12h Dienst, 12h frei, 12h Dienst, vier Tage frei, musst du schon vier Tage die Woche hin und was 8,5h Dienst bedeuten, weiß ja jeder Arbeitnehmer: jeden Tag an die Schüppe.

Natürlich gibt es auch mal schlechte Schichten, in denen man durchfährt, aber mit einer vernünftigen Verteilung der Einsätze pro Schicht, ist ein 24h- Dienst das beste, was es gibt.

Jep, die Lappalieneinsätze nehmen extrem überhand. Natürlich gibt es auch demographische Faktoren: es gibt immer mehr Menschen auf der Welt, diese werden älter etc, gar keine Frage. Aber der Großteil der Fahrten (und dabei rede ich wirklich vom größten Teil) sind absoluter Käse. Die allermeisten Patienten könnten selber zum Krankenhaus fahren oder müssten gar nicht dort hin, sondern zum Hausarzt. Den hausärztlichen Notdienst kennt kaum jemand, Angehörige werden nicht involviert oder rufen auch sofort uns an. Es gibt immer mehr Schichten, in denen du kein einziges mal den Koffer auf hast (halt um jemanden zu versorgen). Man hört fast bei jedem Einsatz: "ich habe seit Tagen..., letzte Woche ging das los..., in letzter Zeit..., seit ein paar Wochen..." und so weiter. Da bist du dann mit Blaulicht hingefahren!. Die Leute setzen sich mit den Dingen nicht auseinander: bei Fieber wird der Rettungsdienst gerufen, bei Rückenschmerzen, bei KLEINSTEN Arbeitsunfällen, im Pflegeheim für jedes Bäuerchen, bei betrunkenen, bei grippalem Infekt, bei minimal erhöhtem Blutdruck, bei Bauchweh, bei Kratzern/Macken/Prellungen usw. Für schlafende Obdachlose wird sofort der Notruf gewählt, anstatt sich mal selbst zu erkundigen, ob überhaupt Hilfe gewünscht wird!

Hinter jedem bisschen wird sofort durch übereifrige (meistens Angehörige) sofort ein lebensbedrohliches Problem vermutet. Dieser vielzitierte Satz der erste-Hilfe-Ausbilder: "Lieber einmal zu viel als zu wenig den Notruf anrufen" hat dem Rettungsdienst so geschadet.

In den Großstädten ist seit Wiedereröffnung der Discos und Kneipen Freitags und Samstags Nacht praktisch Ausnahmezustand: da wird sich weg geschossen sondergleichen und irgendwann liegen die ganzen Spezialisten an den Ecken und die Kumpels rufen sofort die 112 an, anstatt den Spezialisten einfach in sein Bett zu legen. Mein Rekord an einer der letzten Samstagnachtschichten in der hiesigen City lag bei 10 Fahrten in 12h, von denen 8 reine "Partyfahrten" waren.

Die Bevölkerungsdichte trägt da sicherlich zu bei, da stimme ich dir voll zu, aber weitergehend kann ich dir da keine wirklich Statistik zu bieten, nur meine eigene Erfahrung und die meiner Kollegen, aber in sehr vielen Veröffentlichungen gibt es den einhelligen Tenor der seit Jahren wachsenden Einsatzzahlen. Aufgrund des Einsatzaufkommens und vor allem der Anlässe gehen wir nahezu alle (auch die entspanntesten Typen) langsam am Stock.

Hier einmal der Jahresbericht 2019 meiner Dienststelle:

Einsätze Rettungsdienst 2018: 55171 und

Einsätze Rettungsdienst 2019: 58047.

Quelle: Jahresbericht Feuerwehr Bochum https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W2BMK97Z486BOCMDE/$File/Jahresbericht2019.pdf

Dies stellt eine Steigerung von 3000 Fahrten innerhalb EINES Jahres dar. Diese Steigerung ist keinesfalls eine einmalige Erscheinung, sondern seit Jahren erkennbar. Im Jahre 2020 waren es ca. 2000 Fahrten weniger, da während der ersten Corona-Welle extrem viel weniger angerufen wurde, deshalb muss man das Jahr 2020 heraus nehmen.

Und ja, um auf deine Befürchtung einzugehen: dieses Einsatzwachstum frisst Ressourcen. Es gibt einige Großstädte, in welchen die sogenannte "Auslastung Rettungsdienst", also der Zustand, in dem die Auslastung des Rettungsdienstes derart hoch ist, dass ein Notfallpatient nicht mehr innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist versorgt werden kann, beinahe die tägliche Routine. Da fällt mir auf Anhieb Berlin ein: https://www.skverlag.de/rettungsdienst/meldung/newsartikel/41-mal-ausnahmezustand-rettungsdienst-in-berlin.html

Kein Problem, gerne!

(Diese Aussage stellt, trotz Nennung einer Dienststelle, eine persönliche Meinung dar und nicht der jeweiligen Amtsleitung oder Stadtverwaltung)

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Rollerfreake  13.11.2021, 17:25
@CaptainExit

Ja, rechtlich macht es durchaus einen großen Unterschied. Rettungsassistenten, haben dazu offiziell keine Befugnis, Notfallsanitäter allerdings schon, dennoch gibt es örtliche Unterschiede. Der Notfallsanitäter hat gemäß §2a Notfallsanitätergesetz (NotSanG) die Befugnis und daraus abgeleitet auch die rechtliche Verpflichtung, heilkundliche medizinische Maßnahmen wie Verabreichung von Notfallmedikamenten eigenverantwortlich durchzuführen, wenn 1.) er diese Maßnahmen in seiner Ausbildung erlernt hat und beherrscht und 2.) Die Maßnahmen jeweils erforderlich sind, um Lebensgefahr oder wesentliche Folgeschäden von der Patientin oder dem Patienten abzuwenden. Die Schmerztherapie ist nicht gesondert aufgeführt, die Mehrheit der Fachjuristen geht jedoch davon aus, dass die Therapie von starken Schmerzzuständen unter die Abwendung von wesentlichen Folgeschäden fällt (ursprüngliche Gesetzesbegründung zum NotSanG, Stellungnahme zu §2a NotSanG vom Deutschen Berufsverband Rettungsdienst -DBRD- e.V.). Desweiteren, kann der zuständige ärztliche Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) den Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern heilkundliche Maßnahmen in standardisierten Arbeitsanweisungen (SAA/ SOP) übertragen, darunter auch die Schmerzbehandlung mit Medikamenten. Diese Arbeitsanweisungen, sehen aber in jedem Rettungsdienstbereich anders aus, da jeder Bereich über einen eigenen ÄLRD verfügt. Problematisch ist allerdings, dass das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) die eigenverantwortliche Applikation von Betäubungsmitteln durch NotSan gegenwärtig nicht gestattet, weder eigenverantwortlich noch aufgrund einer Delegation in SAA/ SOP.

Gegenwärtig, gibt es noch Übergangsfristen für den Einsatz von Rettungsassistenten als verantwortliche Transportführer auf Rettungswagen, diese sind allerdings landesrechtlich in den Rettungsdienstgesetzen (RDG) der Bundesländer geregelt, nicht bundesweit einheitlich. In Bayern, müssen Rettungswagen seit 2020 mit einem Notfallsanitäter besetzt sein. In Baden- Württemberg, muss seit 2021 im Regelfall ein Notfallsanitäter drauf sein, Rettungsassistenten sind nur noch in Ausnahmefällen bis spätestens zum 31. Dezember 2025 gestattet. Mfg

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CaptainExit  13.11.2021, 21:01
@iwaniwanowitsch

So direkt aufgeschrieben wird sehr schnell deutlich, dass die 24h Schichten besser zu sein scheinen. Wenn ich nun genauer drüber nachdenke wirkt die 8h Schicht sehr anstrengend und fordernd. Dann wäre es natürlich zu wünschen, dass diese 24h Schichten bestehen bleiben.

Das ist nun wirklich erschreckend. Ich wusste bereits, dass die Lage beim Pflegepersonal und Ärzten in Krankenhäusern dramatisch ist und sich auch dort immer wieder Menschen mit Kleinigkeiten in die Notaufnahme setzen. Ich wusste allerdings nicht, dass doch so häufig wenig nichts der Notruf gewählt wird. Ich persönlich kenne das wirklich nur von Lebensbedrohlichen Situationen wie starken Blutungen oder einem akuten Darmverschluss, wenn man selbst eben keine Möglichkeit hat zu helfen und die Lage wirklich ernst ist und eben von Unfällen. Gehört habe ich das auch schon von krampfanfällen, dass dafür der RTW gerufen wurde. Aber wegen so vermeidbaren Saufgeschichten... Das leuchtet mir einfach nicht ein und irritiert mich auch gerade etwas. Lernt man nicht irgendwann im Leben die Bedrohung zumindest einigermaßen einzuschätzen? Es gibt doch auch oft Notfallpraxen, wo sich Hausärzte abends und am Wochenende noch präsent zeigen und wo man hingehen könnte statt in die Notaufnahme oder den Notruf zu wählen. Wenn Probleme schon seit Wochen bestehen, warum rufe ich denn dann auf einmal den Krankenwagen? Wofür gibt es denn diese 116117? Dann hängt man vielleicht mal in der Warteschleife, aber wenn man 2 Wochen mit demselben Problem rumläuft, dann wird man es die nächsten 10min doch auch schaffen oder? Tut mir leid, ich bin echt ein bisschen fassungslos, weil mir gerade bewusst wird, dass s ein Verhalten u.U. andere Leben kostet.

Ich bin eher von der Fraktion "Wenn es nicht anders geht, dann 112". Einen druckverband o.ä. kann man doch aber auch selbst anlegen, das lernt man sogar in der Schule.

Für mich sieht es ganz so aus, als würde es in der Bevölkerung an Aufklärung mangeln. Das ist doch ganz sicher nicht nur auf Personalmangel zurückzuführen (besteht der bei euch überhaupt?). Das steht ja auch in dem Artikel über Berlin, dass eine Sensibilisierung stattfinden muss. Denn wenn diese häufigen Anrufe wegen Lapalien euch so aus-und überlasten, dann ist das doch absolut Kontraproduktiv. Ich meine, letztendlich sind es doch Menschen wie du, die geistig und körperlich fit sein müssen, weil u.U. Leben davon abhängen. Für mich wäre dann also eine Entlastung sinnig, damit ihr eben nicht in zusätzlichen Stress geratet. Wir wissen alle, dass Stress zu Fehlern führt und in einen solchen Beruf wie deinem sind Fehler definitiv folgenschwerer als beim Friseur.

Darf ich mal einfach so dreist fragen, ob es für euch generell von staatlicher Seite z.B. Entlastungen gibt oder welche geplant sind? Was wäre da sinnvoll und würde helfen? Ich habe bislang alle RA und NFS und NA als sehr ruhig, gelassen und strukturiert erlebt, aber am Ende des Tages steckt doch hinter jedem Job auch nur ein Mensch und niemand ist grenzenlos belastbar.

Ich glaube ich schweife ab. Alles in allem glaube ich, der Menschheit tut ein bisschen mehr Aufklärung gut. Ich habe heute jedenfalls einiges gelernt und denke, dass diese Thematik sehr wichtig ist und mehr Aufmerksamkeit verdient.

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iwaniwanowitsch  14.11.2021, 06:42
@CaptainExit

Deswegen will auch niemand (okay, ein oder zwei Leute wird es immer geben) bei uns 12h- oder gar 8h- Dienste ;)

Das ist genau das selbe Problem. Auch wenn es in den Notaufnahmen noch weit schlimmer ist (weniger Pflegekräfte für mehr Patienten), weil dort auch noch die ganzen fußläufigen auflaufen, ist die Entwicklung auch in der präklinischen Medizin deutlich. Wir haben den Vorteil gegenüber den Pflegekräften, dass wir mit mehr "Manpower" unterwegs sind. Die Kollegen im Krankenhaus sind definitiv nicht zu beneiden.

Bei dem Stichwort "starke Blutung" geht das nämlich schon los: für manchen Laien ist ein Schnitt in den Finger bereits eine starke Blutung. Dann fährst du dorthin und hörst "ich hab den Finger unter Wasser gehalten und es hat nicht aufgehört, meine ganze Küche ist voll Blut"... ja logisch, dass da nichts gerinnen kann... im Wasser... Okay ein akuter Darmverschluss ist definitiv gefährlich bedarf eines sofortigen Transportes in eine entsprechende Klinik. Aber auch ein Krampfanfall ist eine Rettungdienstindikation, sogar eine Indikation für einen Notarzt. Außer, der Patient krampft bekannterweise regelmäßig, jemand der dabei ist, kennt sich damit aus und der Krampf hört von selbst auf. Wenn natürlich jetzt auf der Straße jemand umfällt und krampft, müssen Passanten natürlich uns anrufen. Hinter einem Krampfanfall kann zum Beispiel eine Hirnblutung stecken.

Ja die Saufunfälle... die sind doch immer "IN LEBENSGEFAHR" wenn man die sogenannten Ersthelfer fragt. Denen muss "DER MAGEN AUSGEPUNMPT" werden. Alles totaler Schwachsinn. Magen auspumpen wird seit Jahrzehnten nur noch in ganz eng umrissenen Situationen gemacht, dazu zählt keine Alkoholvergiftung. Diese Leute werden in der Notaufnahme auf eine Liege gelegt und pennen dort aus, mehr nicht. Kein Venenzugang, keine Infusion, keine apparative Überwachung, kein nichts. Und pennen kann man auch zu Hause. Aber es ist ja einfacher, die Verantwortung abzuschieben.

Du hast völlig Recht, aber das System "hausärztlicher Notdienst" ist seit Jahren völlig unterrepräsentiert in den Köpfen. Oder wird bewusst ignoriert, weil die Kopfschmerzen ja "lebensbedrohlich" sind. Manche sagen auch einfach kackendreist, dass sie keinen Bock auf 45 Minuten Wartschleife oder 3h Wartezeit auf den Arzt vom Notdienst haben. "Da haben wir direkt mal Sie angerufen, Sie kommen ja sofort"...

aber wenn man 2 Wochen mit demselben Problem rumläuft, dann wird man es die nächsten 10min doch auch schaffen oder?

Danke! Meine Rede, die meiner Kollegen, der Pflegekräfte, der Ärzte, einfach von jedem... Die Leute gehen mit einem Problem von Montag bis Freitag zur Arbeit und Samstag Morgen um drei muss dann der Rettungswagen mit Blaulicht kommen. Die Phrase "seit fünf Tagen, aber heute besonders schlimm" ist in Rettungsdienstkreisen ein geflügeltes Wort :D

Du hast erste Hilfe in der Schule gelernt? Das ist aber eine Seltenheit und eine äußerst positive Überraschung. Habe ich nicht und kenne auch niemanden, der das lernen durfte. Viel wichtiger ist doch hohe Mathematik :D

Jep. Es mangelt an Aufklärung über das medizinische System in Deutschland und der Fähigkeit zur gesunden Einschätzung eines Problems.

Naja, es besteht ein gewisser Mangel an Personal, ja. Aber der ist jetzt (meiner Einschätzung nach) nicht unbedingt bundesweit und auch nicht im bedrohlichen Ausmaß. Das Problem an der Aufklärung ist auch, dass sie eine Gratwanderung zwischen "Patient versteht" und "Patient ist unheimlich beleidigt und geht direkt zum Oberbürgermeister". Von Senioren kommt nahezu immer: "Werden Sie mal so alt wie wir", von Angehörigen "Wir haben ja keine Ahnung davon, das ist Ihr Job", von Arbeitskollegen "Wir müssen den Rettungsdienst anrufen, egal wie schlimm es ist" usw, da gibt es eigentlich immer die gleichen Rollenbilder. Die meisten Kollegen sagen schon gar nichts mehr und transportieren nur noch.

Ja die Überlastung ist auch erkennbar. Ich merke es bei mir: wenn du die ganze Nacht besoffene fährst, bist du dann bei einem echten Notfall um 6 zu Schichtende unkonzentriert und übersiehst etwas. Dafür ist man ja aber mindestens zu zweit und wenn was größeres ist, kommen Notarzt und Assistent dazu. Eine Entlastung des Rettungsdienstes, zumindest in Ballungsräumen, ist definitiv mehr als überfällig.

Was verstehst du denn unter "Entlastungen von staatlicher Seite"?

Gelassenheit und Ruhe sind auch die wichtigsten Eigenschaften. Man muss sich immer klar machen: "so schlimm wird es schon nicht sein und wenn doch: die Versorgung haben wir gelernt". Wenn wir hektisch werden, ist dem Patienten nicht geholfen.

Alles gut, da hast du Recht! Danke, dass du das so siehst und respektierst!

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Es gibt im groben zwei Gründe für die Alarmierung eines Notarztes um Rettungsdienst:

-direkt beim Notruf, wenn die Abfrage auf ein lebensbedrohliches Krankheitsbild hinweist (Bewusstlosigkeit, akuter Brustschmerz, Sturz über drei Meter, Unfall mit Zweiradfahrer, Kreislaufstillstand, Vergiftungen, nur um einige Beispiele zu nennen) und die Versorgung des Patienten durch den Notarzt aufgrund des Indikationskataloges notwendig erscheint

https://www.bundesaerztekammer.de/aerzte/versorgung/notfallmedizin/notarzt/indikationskatalog-fuer-den-notarzteinsatz/

Die sog. "Alarm- und Ausrückeordnung", also welches Fahrzeug zu welchem Meldebild fährt, wird von jeder Feuerwehr (oder im Falle des Rettungsdienstes auch vom Landkreis) individuell festgelegt. Im Rettungsdienst haben die ärztlichen Leiter ein Mitspracherecht. In der einen Stadt fährt zum Schlaganfall im Zeitfenster ein Notarzt, in der anderen nicht, um ein Beispiel zu nennen.

-die andere Möglichkeit ist, dass der Notarzt von den Einsatzkräften vor Ort (Besatzung eines Rettungswagens oder Krankentransportwagens) nachgefordert wird, da sich das Meldebild dich als dramatischer darstellt, als beim Notruf angenommen. Die Rückenschmerzen stellen sich manchmal doch als Verdacht auf einen Herzinfarkt heraus, die umgeknickte Person ist aus dem Fenster im zweiten Stock gefallen etc. Dazu kommt, dass auch der Notfallsanitäter trotz seiner schon großen medikamentösen Handlungsfreiheit (Achtung: in jedem Rettungsdienstbereich unterschiedlich) nicht alles verabreichen darf und es für jedes Medikament auch Kontraindikationen gibt. Wenn diese vorliegen, muss die Therapie von einem Arzt durchgeführt werden. Ein Arzt hat grundsätzlich die sog. Therapiefreiheit. Als Beispiel ist hier der starke, kolikhafte Bauchschmerz zu nennen: dieser erfordert die Behandlung mit Buscopan und Novalgin. Buscopan ist zwar laut den SAAs (Standardarbeitsanweisungen) für den Notfallsanitäter freigegeben (wenn einer vor Ort ist, noch gibt es ja eine Menge Rettungsassistenten), Novalgin aber nicht. Also muss ein Notarzt hinzugezogen werden.

Eine dritte Möglichkeit ist aus organisatorischen Gründen: manchmal muss ein Arzt entscheiden, ob ein Patient den Transport verweigern darf oder nicht, weil eine Eigen- oder Fremdgefährdung nicht ausgeschlossen ist. Eine Todesfeststellungen darf auch nur von einem Arzt durchgeführt werden. Das heißt, auch wenn eine Rettungswagenbesatzung primär allein vor Ort ist und der Patient definitiv verstorben ist, muss trotzdem ein Arzt kommen, um den Tod festzustellen. Die Leitstelle schickt dann halt einen Notarzt, weil die Organisation eines anderen (Hausarzt etc) viel zu lange dauern würde. Auch eine Vielzahl von Patienten (auch wenn am Ende keiner von denen eine ärztliche Versorgung benötigen würde) ist eine zwingende Notarztindikation. In diesem Falle kommt sogar ein leitender Notarzt dazu, welcher die Patienten sichtet und Fachrichtungen in Krankenhäusern zuweist.

Notärzte kommen in Deutschland hauptsächlich bodengebunden zum Einsatz, also mit einem Notarzteinsatzfahrzeug mit Fahrer (auch notfallmedizinisch und organisatorisch qualifiziert, also Rettungssanitäter in manchen Bundesländern, aber fast immer Rettungsassistent oder Notfallsanitäter), das in den meisten Fällen an dem Krankenhaus stationiert ist, in dem der Arzt arbeitet. Auch luftgebundene Notärzte werden eingesetzt, diese sind Teil der Besatzung eines Rettungs- oder Intensivtransporthubschraubers. Diese Rettungsmittel kommen (neben ihrer Aufgabe des schnellen Transportes) dann zum Einsatz, wenn kein bodengebundener Notarzt verfügbar ist. Das bedeutet, zum ganz normalen Herzinfarkt kann auch Mal der Hubschrauber kommen, wenn in der entsprechenden Stadt kein Notarzteinsatzfahrzeug verfügbar ist. Auf dem Land ist das jedoch aufgrund der geringeren Dichte von Notarztstandorten häufiger der Fall.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

In DE kommt der Notarzt zu jedem verklemmten Furz hinzu. Gebt den Notfallsanitätern endlich die ihnen zustehenden Kompetenzen wie es in der Schweiz auch schon länger gemacht wird. So wird der Beruf Notfallsanitäter wieder attraktiver und der Mangel an Notärzten entschärft sich von alleine...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn entweder die Leitstelle den Notarzt direkt dazu beordert oder der Rettungswagen in nachträglich her beordert.

Bei Situationen die eher Lebensbedrohlich bzw. kritisch sind und auch wenn ein bestimmtest Medikament gegeben werden muss welches ein Notfallsanitäter nicht verabreichen darf.

Woher ich das weiß:Hobby

Wenn eine Behandlung oder Medikamentengabe notwendig ist.