Igel nach Winterpflege frei lassen
Liebe Tierfreunde, ich habe im Oktober einen Igel aufgenommen, er wog 220 gramm und lag leblos am Strassenrand. Weil ich weder Garten noch Balkon habe, habe ich einen Platz in der Wohnung hergerichtet. Ich lasse ihn regelmässig vom Tierarzt untersuchen weil er Lungenwürmer hatte. Der Igel ist nun absolut frei von Parasiten und Würmern, was durch regelmäßige Kot-Untersuchung bestätigt wurde. Ich füttere ihn mit gekochtem Hähnchenfleisch und Möhren, einmal in der Woche bekommt er Rührei, natürlich alles ohne Gewürze :) Der Tierarzt ist zufrieden und der Igel scheinbar auch, er wiegt nun 680 gramm.
Nun zu meiner Frage: Wenn es nun endlich wärmer wird, will ich den Igel im Park freilassen, dort gibt es einen Bereich, der für Spaziergänger und Autos unzugänglich ist. Eine Art Naturschutzgebiet.
Der Igel frisst NICHTS anderes als mein Hähnchenbrei und Rührei. Selbst teures Igelfutter mit getrockneten Insekten rührt er nicht an. Meine Sorge ist nun, dass er in der freien Natur verhungern wird :(
Ich habe keine Möglichkeit, den Igel weiterhin zu beobachten oder zu füttern, weil dieser Bereich des Parks unzugängig ist.
Ist meine Sorge berechtigt oder bin ich nur zu ängstlich?
Bitte um fachliche Antworten, kein "könnte sein" oder "vielleicht".
Vielen Dank schon mal
4 Antworten
Hallo, ich möchte mich der Antwort von Silkeja anschließen, es ist noch etwas früh und kühl für eine Auswilderung.
Da das von dir gepflegte Tier wohl bisher leider keinen Winterschlaf machen konnte (nehme ich mal an), wäre es vielleicht eine gute Idee, ihn jetzt samt seiner Behausung ins Freie (Balkon, ruhigen Garten von Freunden?) aber ausbruchsicher zu stellen, damit er noch ein Weilchen pennen kann. Es ist kein Muss, wäre aber gut für das Tier - sofern eine Möglichkeit besteht. Falls du wieder einmal so einen Stachelritter aufnimmst, versuche ihn ab Anfang März (auch bei Gewicht von unter 500 Gramm) durch Futtereinstellen zum Schlaf zu bringen, das dann verlorene Gewicht kann man meist in 1-2 Wochen im Frühling wieder anfuttern - auch sind sie danach oft nicht mehr so wählerisch...
Auch wir haben immer wieder solch schleckige 'Vögel' unter unseren Pfleglingen, bei allen (ohne Ausnahme, bei manchen dauerte es einige Tage) war der Instinkt nach kurzem da, sich selbst die Nahrung zu suchen, die ihm die Natur bietet.
Sogar bei 3 Handaufzügen (Mutter starb als die Kleinen ca. 2-3 Wochen alt waren) war es schön zu beobachten, daß sie, sobald sie Naturboden unter sich hatten (Auswilderungsgehege, aber das ist ja gleichgültig) sofort anfingen im Boden zu graben und jedes Blatt umdrehten. Mach dir also diesbezüglich keine zu großen Gedanken; der Kleine (inzwischen Große) wird sich schnell umgewöhnen.
Natürlich wären 1-2 Wochen Zufütterung und noch eine Futterquelle für insgesamt 3 Wochen (je nach Umgebung) emfpehlenswert, viele Tiere nehmen sie nach kurzem schon nicht mehr an. Eher wieder im Herbst, wenn die Nahrung knapp wird. Wichtig ist bei dem gewählten Platz, daß Wasser gefahrlos erreicht werden kann. Dafür kann man mitunter auch in Parks sorgen, wenn man sich mit Gemeinde/Stadt oder anderen regelmäßigen Besuchern abspricht und eine flache Tonschale hinstellt (Vogeltränke am Boden).
Irgendwie ist der von dir gewählte Bereich ja sicherlich zugänglich - zumindest am Rand, da kannst du ja vielleicht eine Stelle einrichten? Sonst wähle vielleicht einen anderen Ort ( über den Tierschutzverein deines Ortes/Stadt lieber einen Menschen, der Erfahrung und auch Kenntnis der Plätze hat, oder womöglich schon ein solches Auswilderungsgehege, da kann dann das von dir aufgepäppelte Tier unter Aufsicht seine Freiheitstart machen. Nur so als Idee.....)
Noch zu deinen Futter'sorgen' bis dahin: Getrocknete mit 'frischen' Mehlwürmern mischen. Das ist eine Möglichkeit, die von den meisten Igeln gerne angenommen wird und der natürlichen Nahrung auch recht ähnlich, bzw. ein Bestandteil von ihr, da Regenwürmer ja ebenfalls zur Hauptnahrung gehören. Wäre eine Idee - falls du das noch nicht schon versucht hast. Auch Katzenfutter unter das Huhn mischen hilft oftmals. Pur oder anstatt - das wird mitunter nichts bei so einem Schleckermaul. Aber wie gesagt, draußen bekommt kein Igel Hühnerklein oder Rührei und - wenn ausreichend natürliche Nahrung vorhanden - sind sie nicht untergewichtig und wenn hungrig, dann machen sie sich auch über ganz einfache Dosenfuttervarianten her ;))
Wildtiere haben einen starken Überlebensinstinkt. Nur schwache, sehr kranke Igel neigen dazu aufzugeben und dann kann man sie manchmal nur mit einem ganz besonderen Leckerli zum Fressen bewegen, bei dem sie dann auch für lange Zeit bleiben. Das kenne ich selbst von einigen Fällen.
Igeltrockenfutter kann man übrigens auch gut - z.B. mit einem Tröpflein Öl vermischt mögen es viele schon 'an sich' lieber... - in Hühnchenbrei mischen. Dann gewöhnen sie sich auch an den Geschmack. Es wäre halt etwas abwechslungsreicher und die Gewichtszunahme besser.
Insgesamt will ich dir aber vermitteln: Mach dir nicht zu große Sorgen, der/die Kleine wird seinen/ihren Weg finden.
Sind in 'deinem' Park/Naturschutzgebiet eigentlich Igel? Die Auswilderungstelle sollte ein Platz sein, an dem bereits Igel leben, dann kannst du ganz beruhigt sein, daß deiner es auch schaffen kann und wird!
GLG
Danke für die Rückmeldung und den Stern :))
So wie du sie beschreibst, braucht man sich um deine Stachel-Missy keine Sorgen machen und der Platz sollte auch gut geeignet sein. Dann braucht es ja 'nur noch' wärmer werden und sie darf sich in ihrem neuen Reich ein Plätzlein suchen. Ich kenne das Gefühl, wenn sie einen verlassen, gerade wenn man so einen Pieker länger bei sich hatte....
Aber das gehört nun mal dazu und die meisten schaffen den Sprung in die Freiheit sehr gut und blitzschnell!
Habt ihr den Versuch der Futtermischung bei dem Schleckermäulchen einmal gemacht?
LG
Ich nehme an, es war ein Jungtier, das Du aufgepäppelt hast? Im Moment ist es noch zu kalt, um ihm schon wieder auszuwildern. Nachts sollte es nicht kälter als 8 Grad sein.
Bei Jungtieren würde man normalerweise ein Auswilderungsgehege bauen, damit er erst mal wieder die Musklen trainieren kann, die nach langen Aufenthalt in Gefangenschaft nicht so gut ausgeprägt sind. Außerdem haben sie so noch die Möglichkeit, wieder zu lernen sich selber mit Nahrung zu versorgen. Bei meinen stacheligen Wintergästen habe ich es immer so gehandhabt, habe aber auch den Vorteil, dass ich einen sehr großen igelfreundlichen Garten habe.
"Wird der Igel nicht im eigenen Garten ausgewildert, bringt man ihn abends an den vorher ausgekundschafteten Ort. Suchfahrten mit dem Igel sind zu vermeiden! Der Transport sollte möglichst stressfrei erfolgen: Autotüren nicht heftig zuschlagen, langsam um Kurven fahren. An einer vor Einblicken geschützten Stelle unter einer Hecke oder im Gebüsch bereitet man ihm ein Nest aus Heu (es fällt in der Landschaft weniger auf als Stroh), und legt noch etwas Futter aus. Der Umwelt zuliebe und um keine neugierigen Blicke anzuziehen, lässt man in der freien Natur keine Kartons oder Futterteller zurück."
Quelle: http://www.pro-igel.de/merkblaetter/publpdfs/auswilderung.pdf
LG und viel Erfolg!
Hallo Silke, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich werde den Kleinen dann im Park in der Nähe entlassen und ihm Anfangs noch Wasser und Futter geben, ohne Teller natürlich. Und Heu habe ich immer im Haus, weil ich auch Farbmäuse habe :-)
Ich liebe diesen Igel und werde alles tun damit es ihm gut geht.
Ich hatte auch so einen Igel der bei mir überwintert hat. Ich hatte ihn allerdings den ganzen Winter schlafen lassen, habe ihn mit Trockenfutter gefüttert, allerdings aß er nur sehr wenig. Im Frühjahr laß ich ihn in den Garten frei. Seitdem kam er jedes Jahr immer wieder in den Garten und war sehr zutraulich vor allem mit mir. Fünf Jahre lang ging es so. Danach kam er nicht mehr.
ich denke mal in der not isst man alles das wird auch für igel gelten oder ?
Ich hoffe dass er nicht alles aus Not fressen muss, sondern instinktiv das richtige findet UND es auch erkennt ;-)
Vielen Dank für Deine Antwort, dafür gibt's einen Stern :-) Er hat Winterschlaf gemacht, allerdings nur eine Woche im Februar. Da es im Park auch Igel gibt, wird meine Süße es wohl auch schaffen, sie ist stark wie ein Nashorn, hihihi :-) Liebe Grüße und alles Gute.