Ich liebe meine Familie nicht?

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Wo steht denn geschrieben, dass man seine Eltern, ob leiblich oder nicht, lieben muss? Ich glaub sogar in der Bibel steht "ehren" und nicht "lieben" (wenn ich mich recht erinnere). Wenn Ihr ansonsten eine gute Beziehung habt in dem Sinne, dass Du nicht misshandelt wirst und Du nicht an irgendeinem Mangel leidest, z.B. Essen oder Kleidung oder so, dann ist das alles schon in Ordnung.

Eltern sind dafür da, dass sie Kinder grossziehen und zu selbständigen Menschen "machen". DAs ist ihre natürliche Aufgabe. Und dann kommen da diese Geschichten, dass alle sich lieben müssen und das müssen sie auch ständig zeigen, damit man sich geliebt fühlt etc. Das sind alles nur Kopfgeschichten.

Eltern winken oft mit der Keule Dankbarkeit, weil sie glauben, etwas geopfert zu haben auf dem Altar ihrer Kinder. Aber die Wahrheit ist, dass Eltern Kinder bekommen (oder adoptieren) für sich selbst. Sie haben ihre Motive, meist wollen sie glücklicher werden oder kompletter oder überhaupt sich als Familie fühlen. Dann sind die Kinder da und sie machen einen nicht wirklich glücklicher, sondern sie machen vor allem auch Arbeit, kosten Geld und man macht sich viele Sorgen um sie. Es läuft also ein bisschen anders als man sich das vorgestellt hat und dann wird etwas eingefordert: Sei dankbar für meine Opfer.

Nun, das ist alles nicht schlimm. Auch Eltern sind Menschen, die Fehler machen, die Anerkennung wollen und Liebe, genau wie Du und ich. Wir verirren uns nur leicht in diesem Dschungel unserer Gedanken und Gefühle. Ein Weg, einen besseren Zugang zu ihnen zu finden ist mit ihnen zu reden. Und nicht nur über das Wetter, sondern wer sie sind, wer sie mal waren, warum haben sie dieses oder jenes getan. Also sie besser kennenlernen. Wenn man jemandem kennt, dann kann man ihn verstehen und es bildet sich eine neue Basis im Miteinander.

Wenn Du älter bist und selber Kinder hast, kommst Du ganz allein in viele Gedankengänge Deiner Eltern und kannst sie plötzlich besser verstehen. Aber bis dahin ist's wahrscheinlich noch ein paar Jährchen hin, also wär es gut, dass Ihr Euch jetzt besser kennenlernt. Du kannst nichts für Deine Gefühle und sie können nichts für ihre Gefühle. Denn jeder denkt nun mal was er denkt. Könnten wir das steuern, dann wäre alles viel viel leichter für uns alle.

Ein paar gute tiefer gehende Gespräche können da viel bewirken. Und letztlich: was sind "richtige" Eltern? Kannst Du wissen, dass Du es bei Deinen leiblichen Eltern besser gehabt hättest? Kannst Du das wirklich wissen? Kannst Du wissen, ob Du sie mehr geliebt hättest? Es könnte auch sein, dass Du es viel schlechter bei ihnen gehabt hättest. Das ist etwas, was man niemals wissen kann. Und kein hätte, würde, wäre kann da etwas ändern, da das nur eine Phantasievorstellung ist.

Und schau Dich um. Wie viele glückliche Familien siehst Du? Und wieviele Familien trennen sich. Leibliche Familien. Es ist wie es ist. Und Du kannst daran nichts ändern. Vielleicht macht es Dich ja zufriedener, über Deine Wurzeln Bescheid zu wissen, aber Du darfst dabei nicht Phantasie mit Wirklichkeit verwechseln. Siehe oben. Also hätte, würde, wäre, wenn ist keine Realität.

Liebe Grüße

2012infrage  21.12.2012, 17:38

Ich danke Dir für Dein Feedback und wünsche Dir eine frohe Weihnachtszeit und ein gutes 2013.

Liebe Grüße

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Du bist nicht krank. Es kann vorkommen, dass nicht jeder seine Adoptiveltern als richtige Eltern anerkennt. Dies kann auch davon kommen, dass dich die äußerlichen Unterschiede stören. Du kannst dich auch nicht zwingen sie zu lieben, dass muss von selbst kommen. Und wenn du es nicht tust, dann ist es eben so, du kannst dir da sicherlich keinen Vorwurf machen. Ich denke, dass du einfach nur denkst, dass du ihnen etwas schuldig bist, weil sie dich aufgenommen haben, aber es war schließlich ihre eigene Entscheidung. Also erzwinge nicht Gefühle, die es nicht gibt.

Nun, zunächst solltest du versuchen nicht in jeder Zeile ( ca. ) ein traurigen Smilye zu verwenden. Dannach solltest du dir nichts vormachen, denn die Tatsache wird sich nicht ändern, dass sie nicht deine leiblichen Eltern sind, so schade es auch sein mag. Denk an die Tage, an denen du viel Spass mit Ihnen hattest und an die Tage, an denen sie dich solange ernährt haben bis du eigenständig denken konntest. ( Was anscheinend bis kurz vor einigen Stunden angedauert haben muss ).

Mmh ich geh mal davon aus das es normal ist das man zu den Adoptiv Eltern nicht die selben Gefühle äussern kann als zu den leiblichen !

Du musst Dich nicht zwingen, Liebe zu empfinden. Bringe ihnen den Respekt entgegen, den sie als Menschen verdienen, und denke über das nach, was Du ihnen verdankst. Zeig ihnen Deine Dankbarkeit für das, was sie Dein Leben lang für Dich getan haben. Sicher habt Ihr auch einige gemeinsame Interessen. Unternehmt bzw. macht Dinge gemeinsam; das wird Euch verbinden.

Im übrigen ist es ganz natürlich, dass man sich mit 15 Jahren von Eltern und Geschwistern (egal ob verwandt oder adoptiert) abgrenzt, weil man nun erst einmal sich selbst kennenlernen und entwickeln muss. Später werdet Ihr Euch von selbst wieder aufeinander zu bewegen.

Alles Gute!