Ich hasse meinen Bruder bitte helft mir?

9 Antworten

Hallo  miraCulixXD,

erst einmal meine Hochachtung dafür, dass du versuchst deine Eltern zu verstehen und sie nicht "bestrafst", wie manch andere Kinder oder Jugendliche das machen würden - indem sie nämlich richtig was anstellen, in der Schule verweigern, mit der Polizei zu tun bekommen - alles, damit sich die Eltern jetzt mal um sie kümmern.

Ich kann sogar verstehen, in welcher Zwickmühle deine Eltern sich befinden - ich habe selbst zwei Kinder (inzwischen schon erwachsen) und der ältere meiner Söhne ist auch Autist und hat eine Förderschule besucht.

Es gab Zeiten, da ist der Jüngere manchmal auch ein bisschen zu kurz gekommen - wenn der Große schwer krank war und ich ein paar Mal jede freie  Minute im Krankenhaus verbracht habe. Dafür gab es dann auch wieder tolle gemeinsame Zeiten, weil die beiden sehr gut miteinander ausgekommen sind und der Jüngere das Anderssein seines Bruders akzeptiert hat.

Okay, wir hatten es leichter, mein Sohn leidet nicht unter ADHS und ist eh ein etwas ruhigerer. Ich habe gerade beim Lesen deines Beitrages gedacht, dass wir da noch Glück hatten - es hätte auch ärger kommen können.

Trotzdem: red mal mit deinen Eltern. Und wenn dein Bruder eben nichts akzeptiert, was nicht langfristig angekündigt ist, dann "mach einen Termin mit ihnen". Das klingt ein bisschen bescheuert, aber vielleicht akzeptiert dein Bruder es, dass deine Eltern dann mal genau nur für dich ein Ohr haben.
Oder du schreibst ihnen einen Brief und beschreibst ihnen, wie du dich fühlst in der Familie. Der Brief hätte noch mehrere Vorteile: du könntest  - ohne dich unter Stress zu setzen - deinen Eltern schreiben, was dir das Zusammenleben mit deinem Bruder schwer macht. Und deine Eltern könnten erst einmal in Ruhe darüber nachdenken, bevor sie das Gespräch mit dir suchen. Vielleicht sind sie ja selbst erschrocken, wenn sie merken, dass sie in all der Sorge um deinen Bruder  irgendwie aus dem Blick verloren haben, dass auch du noch nicht erwachsen bist und du deine Eltern eben auch noch brauchst wie ein Kind.

Allerdings müsst ihr alle - auch deine Eltern - aufpassen, dass dein Bruder euch nicht mit seinem Verhalten regelrecht manipuliert. Du schreibst von seinen Ausrastern. (Das Gespräch mit deinem Lehrer ist doch etwas gewesen, was deinen Bruder hätte gar nicht stören dürfen - es hat ihn doch gar nicht betroffen.)
Die meisten Autisten - alle, die ich kenne (und ich kenne durch meinen Sohn einige) werden unsicher und nervös, wenn etwas ihren Alltagsablauf stört. 

Aber sie rasten nicht aus und schon gar nicht ständig.. Dieses Verhalten, mit dem dein Bruder seinen Willen durchdrückt oder seinen Unwillen zeigt, gehört eher zu seiner ADHS- Erkrankung. Die Betroffenen wollen häufig ungeteilte und ständige Aufmerksamkeit. Meinen sie, diese nicht ausreichend zu bekommen, dann ertrotzen sie sich häufig durch extremes Verhalten.

Das Problem - bekommen sie dann die Aufmerksamkeit (auch das geht ja nur für eine bestimmte Zeit), dann erwarten sie sie irgendwie immer.

Du siehst - wenn man das mit sich machen lässt, dann kommt man da irgendwie nur schwer wieder raus.

Vielleicht sollten auch deine Eltern aufpassen, dass dein Bruder nicht auch sie manipuliert auf diese Art und Weise.

Aber geh nicht zu streng mit deinen Eltern ins Gericht. Die haben es verdammt schwer und das Hinterhältige an der Störung "Autismus" ist, dass man nie weiß, was der Betroffene als nächstes Falsch wahrnimmt und darauf hin falsch reagiert. Also lebt man in so einer ständigen "inneren Bereitschaft", man ist nie ganz weg in Gedanken von dem Betreffenden.

Und dein Bruder kann schon gar nichts für seine Erkrankung. Du hast nicht geschrieben, wie alt er ist - aber irgendwann begreift er, dass er anders ist und wegen diese Andersseins an vielen Punkten im sozialen Leben auch irgendwie ausgeschlossen wird. Das zu begreifen und dann zu wissen, dass man nichts dagegen tun kann - das ist sicher auch noch mal eine ziemliche mentale Last für deinen Bruder.

Ich wünsch dir alles Gute und weiterhin viel Kraft ... du bist doch eine starke kleine Person ...

Ich kann dich verstehen..
Asperger-Autismus ist für die Menschen die diese Person lieben und mit ihm zusammen leben nicht einfach um nicht zu sagen sehr schlimm bis unerträglich. Menschen die autistisch sind können oft keine Gefühle zeigen und das muss für deine Eltern schon mal schlimm sein. Auch können sie sich oft nicht in andere Menschen hineinversetzen, sie haben keine Empathie. Das Gefühl fehlt ihnen einfach. Er kann sich höchst wahrscheinlich nicht vorstellen wie das für dich ist wenn er so tut. Das hört sich für einen gesunden Menschen sehr unverständlich an. Bei autismus wird auch zwischen frühkindlichem asperger und asperger syndrom unterschieden.  Bei frühkindlichem autismus sind die Merkmale oft noch ausgeprägter.  Ich rate dir, dich sehr gut darüber zu informieren, auch wenn du vielleicht nicht magst, es wird dir einfacher fallen ihn zu verstehen!
Vielleicht kannst du ihm am vorherigen Tag oder am Morgen bereits sagen, dass jemand zu Besuch kommen wird. Dann kann er sich darauf vorbereiten. Mit solchen Menschen zusammen zu leben braucht sehr viel akzeptanz und das ist von dir als seine Schwester gefragt denn er kann an der Sache nichts ändern. Auch wenn er noch so gerne möchte.
Für deine Eltern würde ich einen Brief schreiben, den können sie in aller Ruhe lesen.
Liebe deinen Bruder, er kann dafür nichts!

Ich verstehe vollkommen, dass Du Dich in dieser Situation nicht wohlfühlst. 

Vielleicht solltest Du mit eine Person Deines Vertrauens darüber sprechen, die dann mal ein Gespräch mit Deinen Eltern führt. Ihnen wird nicht bewusst sein, wie sehr Du unter dieser Situation leidest.

Das Dein Bruder krank ist, ist nicht schön,  aber auch nicht Deine Schuld. Deine Eltern sind bestimmt bereit, wenigstens einen Tag pro Woche zu Deinem Tag zu machen. Der Bruder kann bestimmt auch mal irgendwo untergebracht werden, wo man sich um ihn kümmert. damit Du diesen Tag so verleben kannst, wie Du es möchtest.

miraCulixXD 
Fragesteller
 01.11.2015, 22:42

ich habe mal meinen Lehrer gebeten mit meinen Eltern zu reden. Er hat dann einen Termin zum Gespräch vereinbart und was denkst du, was passiert ist?

Genau mein Bruder kam dazwischen. Der Termin wurde nicht eine Woche vorher angekündigt, es war eine Veränderung in seinem Tagesablauf und somit ist er komplett ausgerastet, dann konnte meine Eltern den Termin leider nicht wahrnehmen.

Wenn er mal bei meiner Oma oder so ist, dann sind meine Eltern einfach nur froh, dass er nicht da ist und wollen ausspannen, da sind meine Probleme egal..

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Muellermaus  01.11.2015, 22:45
@miraCulixXD

Das Problem ist einfach, dass Deinen Eltern klar gemacht werden muss, dass auch Du sie brauchst.

Vielleicht ist Deine Oma ja in der Lage, es ihnen klar zu machen.

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Wenn allerdings die eigenen Vorlieben so enorm eingeschränkt werden müssen, weil es ihrem Bruder nicht passt - und auch keine Recherchen in der eigenen Wohnung gemacht werden, weil sonst der Bruder ausrastet, wenn sich alles nur um den Bruder dreht, damit er seine Ruhe behalten darf, dann ist es schon Fehlverhalten.

Das liegt dann aber nicht am Autismus, sondern daran, dass ihm keine Grenzen gesetzt wurden und offenbar auch nicht werden.

Wie soll er sein Leben im Griff bekommen, wenn er sich gar nicht anpassen kann? Doch, auch Menschen mit Autismus müssen sich anpassen lernen. Er braucht einen Rückzugsraum, wo er sich wieder einrasten kann.

Bitte suche eine Autismus-Beratungsstelle auf. Dort können auch Angehörige Rat und Unterstützung finden. Vielleicht hören Deine Eltern auf jemanden, der sich dann *damit auskennt*.

Das Du nicht weißt, wie Du reagieren würdest, wenn Deinem Bruder etwas passieren würde - sogar mit "Erleichterung" antwortest, das deutet nur auf Deine Verzweiflung hin. Dass JETZT etwas passieren muss, bevor (auch) Du verhaltensaufällig wirst.

Und nein, "normal" ist es nicht. Auch nicht, wenn ein Autist in der Familie lebt. Du bist genauso wichtig, wie auch er es ist. Und permanent Verständnis zu haben, das schaffen nicht einmal "erfahrene Pädagogen".

Bitte nehme Deine Grenzen wahr und ernst. Vielleicht ist es auch möglich, dass Du für einige Tage bei einer Freundin wohnen kannst, um etwas zur Ruhe finden zu dürfen.

Du musst das einfach mal klar vor deinen Eltern ansprechen, die können doch nicht die ganze Zeit arbeiten, irgedwann müssen sie doch auch mal Zeit haben und dir zuhören. Oder versuche doch einfach mal mit deinem bruder zu sprechen, dass muss doch irgendwie möglich sein, klar ist er stark beeinträchtigt durch sein ADHS und seinen Autismus, aber trotzdem kann er dazulernen. Ihn zu hassen bringt gar nichts, ihr müsst das klären alle zusammen.