Hund bellt zu viel -Nass spritzen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein, sowas ist eine veraltete Methode und hat in korrekter Hundeerziehung nichts verloren. Wenn man Pech hat wird das Verhalten dadurch noch schlimmer weil der Hund dann die Fussgänger mit was negativem verbindet und noch aggressiver reagiert. Hier zB ein guter Artikel dazu: https://www.freude-am-hund.info/2018/05/07/wasserspritze-und-hunde/

Wie du ihm das Bellen abtrainierst? Durch richtiges Training. Richtiges Training braucht Zeit und Geduld ist aber eben nachhaltig. Am besten übst du das mit einem Abbruchsignal. Du bringst dem Hund als "Nein" oder "Ruhig" oder ähnliches bei wo er lernt, dass er eben nicht bellen soll. Du musst dich und das Training interessanter machen als die Leute die da vorbeilaufen. Sei das jetzt durch besondere Lekerlies die nur im Training zum Einsatz kommen oder ein Spielzeug was nur im Training zum Einsatz kommt.

Würde ich keinesfalls machen - ich kann mir nicht vorstellen, dass er zwischen dem Bellen und dem Wasser einen Zusammenhang herstellen kann und dass das erfolgreich wird. DU wirst damit eher noch Macken hineinerziehen.

Background: Der Hund braucht immer Sachen, die in Zusammenhang stehen, die kann er sich merken.

Beispiel (ist aber extrem konstruiert, damit das Richtige rüberkommt):

  • Hund springt jemand anders (!) an

Möglichkeit 1: Ich mache nichts in den ersten paar Sekunden, dann ziehe ich ihn an der Leine zurück und verpasse ihm einen Anschiss. Erfolg: Er wird es wieder tun und versuchen zu vermeiden, dass ich ihn maßregle. Erfolg: Der Hund wird mir (!) gegenüber misstrauischer, er wird aber das Verhalten wiederholen, weil es für ihn erfolgreich war (er hat sich ja nicht "gebrannt"). Wenn der Andere dann versucht, sich mit einem Leckerchen "freizukaufen", wird er das mit dem Anspringen in Verbindung bringen (weil er den Anderen immer noch bedrängt) und es wieder tun, weil er belohnt wurde. Das ist das Falscheste. Leckerchen zur falschen Zeit und Leckerchen von der falschen Person.

Möglichkeit 2: In dem Moment, in dem ich (als Halter) erkenne, dass er anspringen möchte (!), gehe ich sofort massiv dazwischen und mache den Anschiss (verbal oder körpersprachlich wohlgemerkt !) JETZT. Ergebnis ist, dass er merken kann, dass das Anspringen von mir (als Herrchen !) unerwünscht ist und dass er jetzt Probleme bekommt. Das muss ein paarmal passieren, dann begreift und merkt er es. Das hält ein Leben lang.

Und jetzt ganz extrem (nicht lachen):

Möglichkeit 3: Der Hund springt jemand an, der ihm reflexartig ein Leckerchen gibt, weil er es schon vorsorglich in der Hand hatte. Du kommst dazu, tadelst ihn und hast (zufällig) einen Hut auf. Auch das passiert (weil du zu langsam bist) mehrmals. Folgendes Ergebnis ist möglich und logisch (aus Hundesicht)

  • ich springe jemanden an und bekomme dafür ein Leckerchen
  • Herrchen kommt und ist sauer (das rieche ich) und hat DEN Hut auf. Dann bekomme ich eine Abreibung. Ich verziehe mich lieber und pinkle auf den Wohnzimmerteppich (evtl auch Welpenverhalten zur Beschwichtigung)

Dann hast du aber eine richtig mistige Situation erzeugt (!) - nicht der Hund. Er springt vermehrt an und pinkelt danach in der Wohnung wenn du den Hut aufhast. Krieg das mal wieder raus.

Meine Regel (das meinen aber auch andere): Der Hund hat eine "Merkzeit" im Kurzzeitgedächtnis von etwa 2 Sekunden (!). Solange habe ich Zeit, zu belohnen oder tadeln.

Wenn diese Zeit rum ist, dann ist er im Hirn schon bei etwas anderem - Zusammenhang verloren - alles sinnlos.

Es wird nicht leicht, aber das Prinzip musst du eben auch da halten.

Wenn er bellen möchte (!) muss SOFORT die Reaktion erfolgen (2 Sekunden wohlgemerkt). Wartest du zu lange, ist es einfach sinnlos. Versuche mal bitte auf dieser Basis zu herauszufinden, wie die Situation auf den Hund wirkt.

Die Reaktion ist aber nicht unbedingt eine Bestrafung, sondern kann auch sein, dass sein Hirn auf eine andere Aktion umgeschaltet wird. Z. B. wenn er bellen möchte (!) - also davor - werfe ich ein Frisbee oder so. Dann ist die Bell-Aktion schon außen vor und das Spiel beginnt.

Ja, das ist "mental gefährlich".

Damit das Bellen weniger wird, müsste der Reiz unangenehm sein. Das Ding ist, dass Hunde solche für sie unangenehmen Reize mit allen möglichen anderen Reizen verbinden, die in zeitlicher Abhängigkeit von dem Reiz passieren.

Wenn er zum Beispiel immer bellt, wenn Menschen kommen, und darauf hin was blödes passiert, kann es sein, dass er weniger bellt. Aber er wird eben auch diese Menschen mit unangenehmen Dingen verbinden. Oder dich. Oder den Garten. Oder andere Dinge die passieren. Oder alles zusammen.

Wenn du Glück hast wird das Bellen weniger, der Hund versteht den Zusammenhang und die Risiken werden minimiert. Sie existieren jedoch dennoch, es kann nur sein, dass sie sich weniger stark auswirken.

Wenn du Pech hast versteht der Hund den Zusammenhang zwischen Bellen und Wasser nicht, was dazu führt, dass er nicht weiß, wie er es schafft, nicht mehr bestraft zu werden, was den Stressor unkontrollierbar macht und die Risiken maximiert. Sie können sich stärker auswirken.

Was von beidem auch passieren wird: Die Risiken und Nebenwirkungen werden bleiben, was dazu führt, dass der Hund Menschen am Garten absolut blöd findet. Und was passiert dann: Der Hund möchte diese auf Abstand halten. Wie macht er das? Durch Bellen. Das wird dann noch stärker bestraft.

Das kann dazu führen, dass der Hund noch unerwünschteres Verhalten zeigt (zum Beispiel deutliche Drohungen am Zaun) oder in eine erlernte Hilflosigkeit rutscht. Das sieht zwar nach außen hin "schön" aus (der Hund reagiert nicht mehr auf die Menschen) ist für den Hund aber eine Qual. Blöde Dinge kommen auf ihn zu und es gibt nichts, was er machen kann, um dies zu verhindern.

Außerdem führt Strafe nicht dazu, dass ein Verhalten "verschwindet", sondern dass Hunde herausfinden, wie sie eine Strafe umgehen können. Sie werden besser darin, zu erkennen, wann eine Strfe folgt, und wann nicht. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass den Hund weniger bellt, wenn du da bist, dafür aber mehr bellt, wenn du nicht da bist, weil er kapiert hat, dass du dann nicht strafen kannst.

Stattdessen würde ich im zeigen, dass Menschen einerseits nichts schlimmes bzw. kein Grund zur Aufregung sind (Gegenkonditionierung und Desensibilisierung), und dass es Verhalten gibt, mit denen er Menschen vertreiben kann, das uns aber weniger stört und ihn weniger stresst (zum Beispiel nur einmal bellen statt oft, oder zum Menschen gehen, um "Bescheid" zu sagen). Stichwort Alternativverhalten. Und in der Zwischenzeit überlegen, wie man die Reize von außen abschirmen kann, so dass er das unerwünschte Verhalten nicht mehr zeigt. Sichtschutz, zum Beispiel.

Und wenn du keine Ahnung hast, was das alles ist: Positiv arbeitenden Hundetrainer finden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin
emiiistda 
Fragesteller
 02.07.2022, 17:02

Vielen dank für die ausführliche Erklärung. Mein Hund ist zurzeit auch gestresst weil ich und meine Familie mitten im Umzug sind. Diese Frage die ich stellte, ist einer der vielen "Probleme" die mein Hund durch den Stress (wahrscheinlich) bekommen hat. Zurzeit frisst er auch nicht so viel das hat er aber schon immer gemacht, ich meine damit das er sein Trockenfutter meidet, aber anderes:(Nass Futter, Leckerlies, usw...) das eigentlich nur zur Belohnung gedacht ist, fressen will. Letztens habe ich ihn auch schon 2 mal erwischt wie er sich leckerlies aus einer Kammer(wo wir die leckerlies aufbewahren) genommen hat. Zwar hat er nicht viel gegessen, doch langsam bemerke ich wie respektlos er gegenüber mir geworden ist. Er hört kaum noch und ich mache mir schon etwas sorgen ob das normal ist.

1
Tierglueck  02.07.2022, 17:37
@emiiistda

Du nennst es respektlos, dass dein Hund sich was leckeres holt, wenn er kann? Seine Leckerchen?

Dann lass die Leckereien doch nicht so rumliegen, dass er sie holen kann. Meine würde das auch sofort machen…

1
emiiistda 
Fragesteller
 02.07.2022, 18:47
@Tierglueck

Das ist es ja, er hat das noch nie gemacht, eigentlich war er immer brav und hat sich ein leckerlie erst geholt wenn es ich im erlaubt hab. Deshalb mache ich mir sorgen und will wissen was passiert ist, dass er sich so verhält.

Er hört fast gar nicht mehr auf mich und ignoriert sozusagen was ich ihm sage. Ich hoffe aber das ändert sich bald.

0
LynnSo  02.07.2022, 18:55
@emiiistda

Es kann gut sein, dass der Stress diese ganzen Probleme auslöst oder begünstigt. Dann würde es auf jeden Fall Sinn machen, parallel zu versuchen, diesen Stress zu vermindern bzw. abzubauen, während der Umzug im Gange ist. Auf genug Ruhe achten, ruhige Rückzugplätze, Aktivitäten, die Stress abbauen (Kauen, lecken, Schnüffeln, Bewegung, Spiel usw.) und darauf achten, dass die individuellen Bedürfnisse des Hundes erfüllt werden.

Wegen der Leckerli: Hunde kennen so etwas wie Respekt nicht. Respekt braucht im Endeffekt Empathie (ich weiß, was jemand nicht möchte, und lasse es deshalb, auch wenn das für mich vielleicht blöd ist) und nach allem was wir wissen sind Hunde dazu nicht in der Lage. Sie können die Motivation anderer Hunde etwas zu tun vermutlich erkennen, handeln aber dennoch egoistisch. Das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun, sondern damit, dass sie zu nichts anderem fähig sind.

Ich würde mich stattdessen eher fragen, warum er das Verhalten zeigt. Er isst weniger, weil er gestresst ist und hat deshalb mehr Hunger als sonst. Dieser Hunger führt dazu, dass der Hund das Essen von Leckerli als sehr viel wichtiger wahrnimmt, als sonst. Leckerli sind für ihn also wichtiger, weshalb er mehr als vorher versucht, diese zu bekommen. Und "klauen" gibt es für ihn nicht. Die liegen da rum, er kann sie sich zugänglich machen, also macht er das auch. Das ist kein fehlender Respekt, sondern logisches Handeln.

Grundsätzlich ist es erstmal gut, dass er überhaupt noch isst. Rein theoretisch kann man Hunden auch positiv beibringen, Futter nicht einfach so zu nehmen, sondern darauf zu warten, dass wir es erlauben. Das braucht aber viel Zeit und es oft vor allem oft unnötig, da man mit ein bisschen Mehraufwand das Futter für die meisten Hunde unzugänglich aufbewahren kann.

Was ich machen würde:

- Leckerli so lagern, dass er nicht dran kommt (zum Beispiel mit Kindersicherungen oder in sicheren Gefäßen aufbewahren)

- Ihm erlaubterweise Leckerli anbieten (zum Beispiel im Training, als Beschäftigung usw.), damit das Bedürfnis diese Leckerli "unerlaubt" zu essen, geringer wird

- Ihm sein Essen schmackhafter machen (zum Beispiel leckere Sachen drunter mischen, am besten was weiches, damit er es nicht raussortieren kann)

Und halt auch da schauen, dass man den Stress, der jetzt gerade halt unvermeidbar ist, so gut wie möglich managed

1
norbertk62  02.07.2022, 17:07

Die Erziehung eines Hundes ist halt ein bisschen wie die Erziehung von Kindern. Hunde sind meiner Ansicht nach "einfacher" weil sie logischer reagieren.

0

Ja, du wirst den Hund traumatisieren und eure Beziehung zerstören.

Lass dir von einem guten Hundetrainer helfen.

Du hast jetzt schon einen gestörten Hund. Also lass das bitte ja bleiben mit dem Wasser. Das macht alles nur noch schlimmer.

Der Hund bellt weil er dir etwas mitteilen möchte. Nur du verstehst ihn offensichtlich leider nicht. Er bekommt von dir kein positives Feedback für seine Meldungen, also verstärkt er sie und bellt aus Frust.

versuch bitte einfach mal deinen Hund zu verstehen. Da läuft ein fremder am Gartenzaun vorbei, der Hund meldet: Achtung Achtung da ist jemand. Und du beachtest den Hund nicht. Oder brüllst ihn noch an. Was soll er denn jetzt machen? Der Hund ist auf sich alleine gestellt und hilflos. Also bleibt ihm gar nichts übrig als noch mehr zu bellen In der Hoffnung dass dieser fremde Mensch verschwindet.Das ganze wiederholt sich und es steigert sich immer weiter.

Wenn dein Hund das nächste Mal bellt Dann geh du mal aktiv zum Gartenzaun, schau raus, und dann drehst du dich um und „sagst deinem Hund „es ist alles okay“ Und dann lenkst du ihn mit einem Spielzeug ab.

Der Hund muss sehen, dass du dich um das kümmerst was er gemeldet hat. Am Anfang musst du das wirklich noch aktiv tun, indem du dort hingehst, nach schaust, es für ungefährlich befindest und wieder zur Tagesordnung über gehst. Aber nimm den Hund bitte ernst. Das ist Training, ja -und Arbeit. Aber nach ein paar Wochen wirst du nur noch sagen müssen“es ist ok“ Und der Hund wird aufhören zu bellen. Natürlich musst du ihn auch anderweitig beschäftigen, damit er nicht aus Langeweile alles ankläfft.

Oft ist es nämlich auch so das diese Hunde die ständig bellen um Aufmerksamkeit betteln. Und die Aufmerksamkeit bekommen Sie wenn sie kläffen. Auch wenn es negative Aufmerksamkeit ist.

Wenn du ihn jetzt mit Wasser voll spritzt, erreichst du nur eine noch mehr frustrierten Hund der nicht versteht was das soll. Wahrscheinlich klappt es sogar. Er wird irgendwann die Klappe halten. Aber zu welchem Preis ? Der Hund wird dir irgendwann nicht mehr trauen.

beispiel:

Eine Mutter sitzt mit ihrer Freundin am Tisch und unterhält sich. Das Kind kommt und möchte seine Mutter etwas zeigen. „Mama schau mal „ Mutter hat jetzt keine Lust und ignoriert das Kind. Das Kind wird lauter: „ Mama, jetzt schau doch mal, komm doch mal“ Wieder keine Reaktion von der Mutter. Irgendwann wird das Kind noch mehr schreien. Mutter ist genervt und brüllt das Kind an „jetzt halt endlich den Mund“ Das Kind gibt aber nicht auf. Es möchte seiner Mutter ja etwas wichtiges mitteilen. Da dreht sich die Mutter wortlos um und spritzt dem Kind Wasser ins Gesicht.

Das Kind wird sicher irgendwann ruhig sein und sich nicht mehr trauen irgendwas zu sagen. Findest du das gut? Glaubst du das Kind hat etwas gelernt? Oder hat es nur Angst vor der unberechenbaren Mutter?

emiiistda 
Fragesteller
 02.07.2022, 18:59

Vielen dank für die Erklärung, hätte nicht gedacht das es so schlimm ist. Ich habe aber den Eindruck das mein Hund eher aggressiv bellt, AUCH wenn ich nicht in der Nähe bin oder gar dort.Wie kann es dann sein das er Aufmerksamkeit von mir möchte?

Er bellt also nur jeden an weil er das Haus beschützen will? Das sagen immer alle, stimmt das?

0
NoLies  02.07.2022, 19:05
@emiiistda

Er bellt, weil er dir mitteilen will, dass da jemand ist.

0
William1307  02.07.2022, 20:05
@emiiistda

Er bellt, weil er möchte das du deinen Job machst. Sein Job ist es zu melden und dein Job wäre nachzuschauen, die Situation zu bewerten Und dem Hund eine Rückmeldung zu geben.

Natürlich bellt dein Hund aggressiv wenn du nicht in der Nähe bisr. Er ist ja dann auf sich alleine gestellt.

Versuch es einfach mal andersherum. Wenn dein Hund los rast und bellt, dann gehst du hin, ganz ruhig, sagst ihm „prima danke das du das gemeldet hast ich hab’s gesehen - Das ist nicht gefährlich. Du musst Ruhe ausstrahlen, deine innere Einstellung dazu ist wichtig. Das wird nicht beim ersten Mal klappen, auch nicht beim zweiten Mal, aber irgendwann wird der Hund bellen und dich dann anschauen. Oder du merkst einfach an einer Drehung der Ohren, dass der Hund auf deine Bewertung wartet.

Das ist der Moment wo du bestätigen musst. Dann kommt von dir ein fröhliches „super - Komm zu mir, schau ich hab einen Ball oder ein leckerli“ oder was auch immer. Das Gebell wird mit der Zeit weniger werden. Er wird sicherlich immer noch melden, das darf er auch aber er wird abrufbar werden.


3