Hörgerät?

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Ich bin hochgradig, an Taubheit grenzend schwerhörig und beidseitig Ultrapowerhörgeräteträgerin.

Es ist bei mir natürlich nicht so, dass ich meine einsetzte und klar, deutlich und gut höre.

Ganz und gar nicht. Das was ich mit meinen Hörgeräten höre hat mit normalem hören ganz und gar nichts zu tun.

Ich kann mich nur in ganz ruhiger Umgebung in einem Zweiergespräch langsam unterhalten und muss dazu auch noch vom Mund absehen.

Bei Hintergrundgeräuschen, in Restaurants, Bars oder mit mehreren Leuten am Tisch verstehe ich gar nichts.

Telefonieren kann ich natürlich auch nicht und meine Stimme höre ich auch nicht, da ich nicht lautsprachlich sprechen kann.

Es ist also extrem anders als das „ normale“ Hören und nicht so wie bei einer Brille die frau aufsetzt und gut damit sehen kann.

Da ich nicht hören und lautsprachlich sprechen kann habe ich einen Schwerbehindertenausweis mit GdB 100

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also, das kann ich als selbst Betroffener zumindest teilweise beantworten. Als taub gilt, wer gar nichts hört, soviel ich weiß bei allen Testfrequenzen nichts unter 120 db. Ein Hörgerät ist hier nutzlos.

Mein eines Ohr ist ganz taub, drum habe ich auf dieser Seite auch auch noch nie ein Hörgerät gehabt. Ich höre nur auf der anderen mit einem sehr starken Hörgerät. Dieses Ohr ist gemäß Fachsprache "an Taubheit grenzend schwerhörig". Ohne Hörgerät höre ich auf dieser Seite auch (so gut wie) nichts, z.B. eine direkt hinter mir ins Schloss fallende Tür höre ich nur, wenn sie durch einen kräftigen Windstoß zuknallt. Ich höre kein Duscherauschen, morgens ohne Hörgerät keine Klospülung, normales Sprechen sehe ich dann nur als Lippenbewegung. Das Hörgerät muss also ganze Arbeit leisten, denn wenn ich es im Ohr habe, kommt vieles an Schalleindrücken ziemlich gut hinein. Wichtig ist wohl bei der Einstellung des Hörgeräts, dass ich Sprache wenigstens auf dieser einen Seite halbwegs mitkriege, wenn man deutlich spricht, denn es gibt hier für mich nur ein Frequenzband unter ca. 2 Khz, das gut und darüber bis ca. 4 Khz nicht mehr völlig verstärkbar ist. Das hat zur Folge, dass ich einige Konsonanten nicht richtig mitkriege, drum deutlich sprechen, hilfsweise schaue ich auch auf die Lippen (nutzt nur teilweise) und kombiniere aus dem Zusammenhang. Die andere Bedingung ist, dass es für mich angenehm klingen muss, also mir nicht verzerrt, kratzig, krächzend, sondern schön "rund" erscheint. Beides zu vereinen gelingt mittlerweile schon ganz gut (früher weniger), manches klingt wirklich ziemlich schön, z.B. wenn ein Vogel in der Nähe singt. Wenn die Stimmen um mich herum aber zu viel sind, verstehe ich trotz aller Technik Sprache nicht mehr, und Musik mit vielen Einzelstimmen (Gesang, Instrumente) ist wie ein Klangklumpen. Ich muss dann das Hörgerät auf leise zurückdrehen. Dann ist es erträglich, aber ich habe auch von dem leisen Klangbrei nichts. Wenn irgendwo laute Bands spielen, muss ich mich ganz verabschieden.

Ich habe damit deine Frage hoffentlich teilweise beantwortet, denn ich habe zwangsläufig nur schildern können, was in meinem Ohr vorgeht. Was und wie ein normal Hörender hört - dazu noch mit zwei Ohren - das kann ich mir natürlich nicht vorstellen (auf jeden Fall viel mehr).

deafdirk  01.05.2022, 15:40

Ich bin auch an Taubheit grenzend beide Ohren, 2 extra starke Hörgeräte, Auch die Probleme wie oben beschrieben.

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also taub bin ich nicht, aber beidseitig mittel- bis hochgradig schwerhörig. ohne die geräte höre ich alles ziemlich leise und undeutlich - vor allem zischlaute wie f, s, z, sch kann ich nicht hören. genauso ist vogelgezwitscher nicht hörbar, und einem vortrag oder einer fernsehsendung kann ich akustisch kaum folgen. wenn ich jemandem gegenüber sitze und der deutlich spricht, kann ich mich unterhalten, solang keine nebengeräusche im hintergrund da sind.

mit meinen ziemlich starken hörgeräten verstehe ich links ca 70%, rechts leider nur ca. 30% (also damit erkenne ich eher nur geräusche, nahende fahrzeuge, DASS jemand spricht). es ist sehr hilfreich, zusätzlich von den lippen abzulesen, was jemand sagt. was für mich eher neu ist: meine geräte koppeln sich über bluetooth mit dem fernseher und dem handy, und damit verstehe ich wesentlich besser als nur mit eingeschalteten hörgeräten. ich habe ca ein jahr gebraucht, um mich an das neue hören zu gewöhnen und musste die geräte immer wieder einmal nachjustieren lassen, da sich fas gehör weiter verschlechtert hat. weil meine geräte ziemlich stark sein müssen, trage ich meine hinter dem ohr. über dünne schläuche aus plastik werden die verstärkten töne in die ohrpassstücke geleitet. diese sind nach einem abdruck geformt und verschließen die ohren schalldicht. während bei vielen leichtgradig schwerhörigen ein belüftungskanal in den ohrpassstücken eingebaut ist, der auch dem druckausgleich dient, habe ich keinen solchen. bei der hohen verstärkung die ich benötige, würde sonst der laute ton über den kanal wieder herauskommen und ein lautes rückkopplungspfeifen verursachen. das hatte ich immer wieder bei den vorgängergeräten (ich habe es oft gar nicht gehört, aber meine umgebung…)

Nun ja - wenn du wirklich taub bist, hilft ein Hörgerät leider gar nichts mehr.

Ein Hörgerät verstärkt die Lautstärke soweit, dass du die entsprechenden Geräusche wieder hören kannst - aber unterhalb der Schmerzschwelle (also da wo es dann wegen zu großer Lautstärke weh tut). Wenn jemand stark schwerhörig ist, dann bleibt da nur noch ein geringer Frequenzbereich, in den alle wichtigen Geräusche (vor allem Sprache) hineingebracht werden müssen. Dadurch werden die gesamten Geräusche tatsächlich verzerrt - aber so dass du sie immer noch verstehen kannst. Aber es klingt dann sicher komplett anders als für einen Normalhörenden…

Also ich bin ja nur auf einem Ohr mit 18% Hörvermögen schwerhörig und höre durch mein gesundes Ohr die Stimmen normal darum gleicht sich das bei mir aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung