Hilfe! Mein Hund schnappt nach meiner Hand wenn ich nach seinem Spielzeug greife?

6 Antworten

Es ist vollkommen irrelevant ob Dein Hund im Bett schläft, auf die Couch darf, zu erst aus die Tür gehen darf oder ob er Dir beim Essen zuschaut oder nicht, all das wird in keiner Weise etwas an Eurer Beziehung zueinander verschlechtern, eher aber verbessert es diese noch. Gerade Kontaktliegen fördert das Vertrauen und die Bindung, denn beim kuscheln entsteht ein wundervolles Hormon, welches man auch landläufig als Kuschelhormon (Oxytocin) benennt und das nicht ohne Grund, den genau dieses Hormon wird beim kuscheln sezerniert, d.h. das Gehirn schüttet wenn gekuschelt wird, genau dieses Hormon aus und das wird auch beim Muttertier während des säugens und beim Welpen während der Futteraufnahme vom Hundekörpder produziert. Selbiges geschieht dann im weiteren Verlauf des Lebens auch unter Sozialpartnern, nämlich auch zwischen Mensch und Hund, beim kuscheln, beim Kontaktliegen, beim kraulen. Also Aussagen wie der Hund darf nicht auf die Couch oder ins Bett sind obsolet (veraltet, überflüssig). Der Gehorsam ändert sich dadurch nicht.

Bedingt einerseits meiner lebenslangen Hundeerfahrung, andererseits Ausbildung, etlichen Seminaren und Hundetrainingsstunden, kann ich das gut und gerne behaupten, denn meine Pflegehunde an der Zahl 7 und ein eigener und eben Trainingshunde durften das fast alle und keiner hat weniger gut gehört, weil er nicht aufs Bett oder auf die Couch durfte.

Wenn man das ansich nicht mag ok, dann aber sollte das entweder für immer gelten oder aber man bringt dem Hund bei das er nur auf einer eigens für ihn bereit gelegten Decke liegen darf. Auch das kann ein Hund sehr gut erlernen und wird es bereitwillig annehmen insofern er es vernünftig und gewaltfrei kommuniziert bekommen hat.

Eine Rangbeziehung wie die lineare Rangfolge gibt es unter Hunden im übrigen nicht, diese gibt es wie unten schon ausgeführt nur innerhalb von Wolfsrudeln die in Gefangenschaft leben. Allerdings ist der Hund ein Hund und kein Wolf und ist zudem noch kein Wildtier sondern ein domestiziertes Tier, entstanden durch die künstliche Selektion des Menschen!

Wenn Du wie hier auch fälschlicherweise empfohlen, dem Hund nun immer und immer wieder sein Spielzeug wegnimmst, dann bringst Du ihm nur eins bei, nämlich das Du eine Gefahr für Dinge darstellst, die er gerne hat.

Solltest Du nun einen kleinen Hund haben der nicht unbedingt soooo viel Schaden anrichten kann, könnte das gut gehen (wobei ich auch da von diesem unsinnigem Verhalten womit man erst einmal Ressourcenverhalten initiiert abraten würde), aber ein Hund der sein Spieli echt gerne hat, könnte wirklich richtig böse werden und ein Biss eines großen Hundes der eben genau das gelernt hat, dass Du für Dinge die er gerne hat eine Gefahr darstellst, wird das so nicht all zu lange (je nach Hundecharakter) mit sich machen lassen.

In jedem Fall aller Fälle sind solche Empfehlungen immer wieder aus aller Laienmunde zu hören und gerade bezüglich der lerntheoretischen Vorgänge lernt der Hund nicht viel anders als wir Menschen und auch das ist schon seit Jahrezehnten bekannt, dringt aber eben nicht zu jedem durch.

Ergo würdest Du es Dir und vor allem Dingen Deinem Hund und Eurere Beziehung zu Liebe viel viel leichter machen, wenn Du Deinem Hund anstatt seines Spielzeugs etwas bietest, was er viel lieber mag als sein Spielzeug. So lernt Dein Hund in sämtlichen Fällen das es sich lohnt sein Spielzeug oder auch z.B. gefundenes Fresschen abzugeben wenn Du das schon fast in Perfektion trainierst.

In Perfektion würde heißen, Du schreibst Dir eine Liste auf von Dingen die Dein Hund gerne mag, diese wird dann so gegliedert dass oben das steht was er am liebsten hat und fängst im Training aber mit dem an, was er am wenigsten mag.

Machen wir mal ein Beispiel:

Liste der Dinge die ein Hund mag (einfach mal erfunden):

  1. Leberwurst
  2. Frikadellen
  3. Würstchen
  4. Pansen (getrocknet)
  5. Schweineohren
  6. Hundeleckerchen (kleine Belohnungshäppchen o.ä.)
  7. Kauknochen

Der einfachheit halber recht kurz gehalten. ;-)

Du möchtest nun das Dein Hund z. B. ein Brötchen welches er im Gelände findet und schon im Fang hat, auf Signal aus gibt.

Dann fängst Du an damit zu trainieren, dass Du ihm einen Kauknochen gibst und Dir ein Signal ausdenkst z.B. Laß es welches nun signalisieren soll, dass er das was er hat liegen lassen soll.

Also Kauknochen geben, Laß es sagen und direkt in Folge ein Leckerchen also Punkt Nr. 6 mit ein wenig Entfernung zum Kauknochen hinwerfen.

Das ganze kannst Du nun noch ein wenig mehr perfektionieren nämlich indem Du zuvor ein eigens fürs Training verwendete Lobwort auch Markerwort auftrainierst. Ein Marker ist etwas was wie ein Auslöser an einer Kamera funktioniert, er fängt eigentlich Verhalten ein. Z.B. nutze ich für meine Hündin das Wort "Tip", jedesmal wenn sie etwas macht was ich in Folge verstärken möchte, hört sie dieses Wort und bekommt dafür eine Belohnung. Hierzu auch für die Unkenrufe die ich jetzt schon wieder höre, der Hund würde zu dick werden, wenn man ihn ständig mit Leckerchen zuschüttet. Man verstärkt Verhalten niemals nie nur mit Leckerchen sondern auch mit z.B. buddeln, rennen, spielen, streicheln usw. usf. alles was ein Hund eben gerne mag und so macht man das auch bei einem Markerwort welches man bestenfalls vor dem Training aufbaut, schnellstenfalls baut es sich schon fast mit auf wenn man es jedesmal nutzt sobald (und hier muß man schnell sein) der Hund seinen Kauknochen liegen lässt und sich dem hingeworfenem Leckerchen zuwendet.

Das Bedarf ein wenig Übung, somit ist es wichtig sich vorher zu fragen ob man es perfektionistisch machen möchte oder aber einfach nur dem Hund beibringen möchte, dass er das gewählte Signal wie "Laß es, Gib aus, Geh weg" oder sonstiges versteht und das momentane Spieli wie in Deinem Fall ohne Drohsignale ausgibt.

Möchtest Du einfach nur das trainieren, dann gibt es nichts leichteres als das Tauschgeschäft. Auch die empfohlene Taktik man solle das Spieli für sich beanspruchen ist leider antiquiert und basiert nicht auf lerntheoretischen Grundlagen.

Hat Dein Hund also sein Spieli welches er mag und lässt es fallen, geb ihm doch ruhig das Signal sich hinzusetzen sitzt er bekommt er im gleichen Moment wo Du nach seinem Spieli greifst, eine höherwertige Belohnung und das ist für den ersten Trainingsschritt das wichtigste, denn wir erinnern uns an die Liste.

Eigentlich ist bei den meisten aller Hunde das Leckerchen etwas wesentlich höherwertiges als ein Spieli und somit bringst Du Deinem Hund ganz einfach bei:"Das was Frauchen mir gibt ist IMMER besser als das was ich gerade habe, tolle Sach!"

Damit wird weder ein total unnötiger Machtkampf ausgefochten, noch muß man die Gefahr eines Bisses riskieren sondern bringt dem Hund unproblematisch und noch dazu lerntheoretisch sinnvoll und last but not least gewaltfrei und nach Hundemanier bei dass Du in jedem Fall etwas besseres hast, ihn niemals bedrohst und er sich auf das was Du "empfiehlst" verlassen kann.

So verhält sich im übrigen ein Rudelführer falls es den denn im Umgang mit dem treusten Freund des Menschen geben würde. ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Einfach mal zu einer Hundeschule gehen. Natürlich gibt es da viele Tipps aber man kann den Hund ja nicht übers Internet einschätzen und du solltest auch nicht irgendeinen von diesen Tipps anwenden :) weder das ins Ohr beißen noch das auf die Seite legen du weißt nicht wie dein Hund reagiert, die kann panische Angst kriegen und dich heftigst beißen

Hundeverein oder -schule ist immer sinnvoll zu besuchen, sobald man einen Hund hat, egal in welcher Größe.

Dort lernt man Erziehungsmethoden, kann sich mit anderen Hundebesitzern austauschen und beschäftigt seinen Hund regelmäßig.

Außerdem kann der Hund dort den Umgang mit Artgenossen lernen und zu ihnen Sozialkontakte knüpfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dein Hund zeigt dir ganz deutlich was er von deinem Benehmen hält. Du hältst dich nicht an seine Regeln und deine eigenen Regeln sind ihn nicht nur egal, er kennt sie nicht nicht einmal. Wenn du deinem Hund also gefahrlos etwas weg nehmen willst, dann bringt es gar nichts, wenn du ihn Sitz machen lässt. Das ändert nichts an seinen Regeln! Das Spielzeug gehört dann immer noch ihm und nicht dir. Wenn du jetzt danach greifst, dann begehst du in seinen Augen ein Unrecht.

Manchmal ist sehr Vorteilhaft, wenn man nach den Regeln des Hundes spielt. Dann begreift er zu 100% was du von ihm willst und die Sache geht vollkommen gewaltlos über die Bühne. Wenn das Spielzeug also am Boden liegt, dein Hund aber noch in der Nähe ist, lass ihn sich nicht hinsetzen und gib ihm auch keinen anderen Befehl. Stell dich nur mit beiden Fußspitzen über das Spielzeug. Bleib ganz gerade stehen und beuge dich nicht zu ihm herunter. Drohe ihm auch nicht mit dem Finger und sage kein Wort. Diese Art der Kommunikation läuft vollkommen stumm ab. Du bleibst einfach nur stehen und wartest ab, was dein Hund macht. Damit beanspruchst du das Spielzeug für dich. Für deinen Hund ist deine Geste eindeutig. Denn genau so würde es auch ein anderer Hund machen. Du begibst dich damit also auf seine Ebene und am Ende ist das Ergebnis eindeutig und unmissverständlich.

Er wird das Spielzeug im Auge behalten nicht zu dir hinauf sehen. So bald er sich auch nur einen Millimeter zurück bewegt, bewegst du dich die gleiche Strecke nach vorn. Du gehst nicht weiter nach vorn, als er sich zurück bewegt, sondern immer nur so viel wie er sich bewegt. Gehst du zu weit nach vorn, spielst du das Spiel in seinen Augen nicht richtig. Dann begehst du einen Frevel den er mit einem Biss quittieren könnte. Also halte dich an die Regeln und warte ab was passiert. So ein geistiges Ringen wer der Stärkere ist, ist für den Hund sehr anstrengend. Er kann das nicht ewig durch halten und er wird sich mit der Zeit immer weiter zurück ziehen. Schließlich wird er das Spielzeug nicht länger mit den Augen fixieren und den Kopf weg drehen. In diesem Augenblick gehst du noch ein Stück weiter vor, so dass das Spielzeug in der Nähe deiner Absätze liegt. Jetzt wird dein Hund aufgeben und einfach weg gehen. Wenn er das macht, dann gehört das Spielzeug dir und du kannst es gefahrlos aufheben. Dein Hund hat es dir überlassen und er erhebt keinerlei Anspruch mehr darauf.

Geh in die Hundeschule, da liegt gröber etwas im argen (Hierarchie, sichere Erziehung).