Hilfe ich verstehe den inhalt nicht?

Ich konnte es nicht in ein bild einpacken - (Schule, Deutsch, Analyse) Ganz unten steht: aus Russland mitgebracht  - (Schule, Deutsch, Analyse)

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du bekommst von mir eine kleine Interpretation, basierend auf zitierten Passagen des Textes.

Ich hoffe, Du verstehst ihn dann besser. Der Text ist wirklich gut. Er regt zum Nachdenken an. Das Buch behandelt 19 Kurzgeschichten. Dies war nur eine.

Die beiden saßen auf dem Brückengeländer. Ihre Hosen waren dünn und das Brückengeländer war eisig. Aber da gewöhnte man sich dran. Auch daß es so drückte. Sie saßen da. Es regnete, es regnete nicht, es regnete. Sie saßen und hielten Parade ab.

Zwei Kriegveteranen sitzen auf einem Brückengeländer. Egal, was sie dabei entbehren, Bequemlichkeit, Wärme, Gemütlichkeit, schönes Wetter; alles besser, als das, was sie im Krieg entbehren mussten. Deswegen egal!

Und weil sie einen Krieg lang nur Männer gesehen hatten, sahen sie jetzt nur Mädchen.

Und weil nur Männer in den Krieg zogen, hatten sie jetzt nur Augen für Mädchen.

Eine ging vorbei.Hat einen ganz schönen Balkon. Kann man auf Kaffee trinken, sagte Timm.

Hat die tolle Brüste...

Und wenn sie so lange in der Sonne rumläuft, wird die Milch sauer, grinste der andere.

ne echte Milchkuh...

Dann kam noch eine. Steinzeit, resignierte der neben Timm.

Uralte Frau...

Alles voll Spinngewebe, sagte der.

eher tot wie alt...

Dann kamen Männer. Die kamen ohne Kommentar davon. Schlosserlehrlinge, Büroangestellte mit weißer Haut, Volksschullehrer mit genialen Gesichtern und schäbigen Hosen, dicke Männer mit dicken Beinen, Asthmatiker und Straßenbahner mit Feldwebelschritt.

Weil sie schon genug Männer im Krieg sahen.

Und dann kam sie. Sie war ganz anders. Man hatte das Gefühl, sie müsse nach Pfirsich riechen. Oder nach ganz sauberer Haut. Sicher hatte sie auch einen ganz besonderen Namen: Evelyne – oder so. Dann war sie vorbei. Die beiden sahen hinterher.
Vielleicht hat sie ein rosa Hemd, meinte Timm dann.
Warum, sagte der andere.
Doch, antwortete Timm, die so sind, die haben meistens ein rosa Hemd.
Blöde, sagte der andere, sie kann ebensogut ein blaues haben. Kann sie eben nicht, du, kann sie eben nicht. Solche die haben rosane. Das weiß ich ganz genau, mein Lieber. Timm wurde ganz laut, als er das sagte.
Da sagte der neben ihm: Du kennst wohl eine?
Timm sagte nichts. Sie saßen da und das Brückengeländer war eisig durch die dünnen Hosen. Da sagte Timm:

Timm erkennt eine Frau, die man als den letzten Lichtblick wahrnimmt, den besten Grund, nach Hause zurückzukehren, weil man als Mann nur dann wieder leben kann. Er erklärt es jetzt:

Nein, ich nicht. Aber ich kannte mal einen, der hatte eine mitn rosa Hemd. Beim Kommiß. In Rußland. In seiner Brieftasche hatte er immer son Stück rosa Zeug. Aber das ließ er nie sehen. Aber einen Tag fiel es auf die Erde. Da haben es alle gesehen. Aber gesagt hat er nichts. Nur angelaufen ist er. Wie das Stück Zeug. Ganz rosa. Abends hat er mir dann erzählt, das hätte er von seiner Braut. Als Talisman, weißt du. Sie hat nämlich lauter rosa Hemden, hat er gesagt. Und davon ist es.

Ein anderer Soldat hat ein rosafarbenen Stoff mit sich, den er von seiner Braut bekommen hat. Die Männer machten sich lustig über ihn, über diese mannlose Hoffnung.

Timm hörte auf. Na und? fragte der andere.
Da sagte Timm ganz leise: Ich hab es ihm weggenommen. Und dann hab ich es hochgehalten. Und wir haben alle gelacht. Mindestens eine halbe Stunde haben wir gelacht. Und was die für Dinger gesagt haben, kannst du dir denken.

Timm führte die Hoffnung dieses Mannes ins Lächerliche, bis er sie aufgab:

Und da? fragte der neben Timm.
Timm sah auf seine Knie. Er hat es weggeworfen, sagte er. Und dann sah Timm den andern an: Ja, sagte er, er hat es weggeworfen, und dann hat es ihn erwischt Am nächsten Tag hat es ihn schon erwischt

Der Mann starb am nächsten Morgen. Er hatte keinen Grund mehr, wurde unvorsichtig. Das, was für ihn lebenswert war, wurde zunichte gemacht durch seine Geschlechtsgenossen.

Sie sagten beide nichts. Saßen da so und sagten nichts. Aber dann sagte der andere: Blödsinn. Und er sagte es noch einmal. Blödsinn, sagte er.
Ja, ich weiß, sagte Timm. Natürlich ist es Blödsinn. Das ist ja ganz klar. Das weiß ich auch. Und dann sagte er noch: Aber komisch ist es, weißt du, komisch ist es doch.
Und Timm lachte. Sie lachten alle beide. Und Timm machte eine Faust in der Hosentasche. Dabei zerdrückte er etwas. Ein kleines Stück rosa Stoff. Viel rosa war da nicht mehr dran, denn er hatte es schon lange in der Tasche. Aber es war noch rosa. Er hatte es aus Rußland mitgebracht.

Reue, Hoffnung basierend auf einem Stück Stoff. Timm hat es mitgenommen. Er hoffte wohl auch das Glück zu haben, diese bzw. so eine Frau zu finden.

stefanie2136 
Fragesteller
 24.10.2018, 14:53

Vielen dank.Das hat mich sehr weiter geholfen.Eine frage hätte ich da noch.Was will uns denn der Autor damit sagen?Danke im Voraus

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336spencer  24.10.2018, 15:02
@stefanie2136

Wie wäre folgende Antwort:

Hoffnung (hier dieser rote Stofffetzen) ist vielleicht die letzte Flamme eines Menschen, der sich in absoluter Finsternis befindet. Sie spendet Trost, Wärme, Hoffnung. Sie ermöglicht es, am kältesten Ort der Welt noch Überlebenswillen zu zeigen und nicht (sich selbst) aufzugeben.

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Pagega  20.09.2023, 01:23
@336spencer

Ist zwar 4 Jahre her, aber DANKE!!! Hab den Teil mit dem Stoffetzen nicht ganz gescheckt aber es ist einfach die Hoffnung!

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stefanie2136 
Fragesteller
 24.10.2018, 15:55

Vielen dank😊👍🏼

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stefanie2136 
Fragesteller
 24.10.2018, 15:55

Vielen dank😊👍🏼

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