Hello, bin konfirmierte Christin, kann ich noch irgendwie auf den Buddhismus wechseln?

6 Antworten

Wenn Du kein Ja zu Jesus, Gott und Kirche gehabt hast, dann bringen Konfirmation und Taufe in Bezug auf das Leben nach dem Tod gar nichts.

Dann ist die Frage, was kommt nach dem Tod. Ist es das, was der Buddhismus sagt? Was Atheisten sagen oder trifft zu, was in der Bibel steht?

Für mich, das was in der Bibel steht. Deshalb halte ich mich auch daran.

Du kannst jederzeit Deinen Glauben wechseln, egal, wie alt Du bist.

Hm...

Es bleibt ja "in der Familie" (2.Kor.11,14; Offb.17,1-14).

Woher ich das weiß:Recherche

Hi, grundsätzlich kannst du in Deutschland immer deinen Glauben ändern. Gesetzlich wird dich da keiner hindern.

Ob es aus christlicher Perspektive eine Sünde ist, den Herrn zu verlassen? Stelle dir die Frage, ob ein Vater traurig ist, wenn eines seiner Kinder nichts mehr mit ihm zu tun haben will und ein kostbares Geschenk ablehnt? Denke, dann hast du die Antwort.

Kleine Info am Rande, der Buddhismus ist keine Religion, sondern eine Art philosophisches Konzept. Der Buddhismus kennt weder einen Schöpfergott noch ein Himmelreich noch ewiges Leben.

Was fasziniert dich denn genau am Buddhismus, was du als Christ vermisst?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierend im christlich spirituellen Glauben

Bodesurry  28.01.2025, 08:25

Die Userin dürfte noch nicht bekehrt und wiedergeboren (Johannes 3,1-18) sein. Somit ist sie, gemäss der Bibel auch nicht gerettet.

Neugeistler  28.01.2025, 09:06
@Bodesurry

Mich verwundert viel mehr, weshalb der Buddhismus... Alles was es im Buddhismus gibt an spiritueller Ausübung, gibt es auch im Christentum, was historisch auch logisch ist.

Würde deshalb nicht im Traum auf die Idee kommen, ewiges und wunderschönes Leben, für die gleiche Spiritualität aufzugeben.

Vermute einfach das hier eher die Information bei ihr fehlt. Deshalb fragte ich, was sie im Christentum vermisst, was sie glaubt im Buddhismus zu finden. Würde mich echt interessieren. 🤔

Ich selbst bin Sôtô-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Sünden: Zunächst einmal gibt es im Buddhismus keine "Sünden" wie im Christentum. Du kannst natürlich moralisch falsch handeln, aber dafür gibt es keine Bestrafung im Buddhismus

Konzept: Wenn du Angst davor hast, dass der Wechsel zum Buddhismus eine "Sünde" sein könnte, dann denkst du noch sehr christlich und hast dich noch nicht von diesen Bewertungen gelöst. Daran solltest du arbeiten, wenn du wechseln willst.

Bekenntnisfreiheit: In Deutschland hast du mit 14 Religionsmündigkeit. Da du bereits 18 bist kannst du selbstverständlich den Papierkram erledigen und aus der Kirche austreten.

Status: Der Buddhismus ist in Deutschland keine anerkannte Religionsgemeinschaft im Sinne einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts" (KdöR). Daher wird in offiziellen Dokumenten als Bekenntnis nur "Sonstige" oder "nicht kirchensteuerpflichtig" stehen.

Es gibt also kein amtliches Dokument, dass deine neue Konfession benennt - abhängig davon welcher Form des Buddhismus du folgst, gibt es aber zumindest religiöse "Papiere" - die sind aber für die Behörden und Ämter ohne Bedeutung.

Motivation: Hinterfrage den Grund, warum du Buddhistin werden willst.

Geht es dir nur um die Meditation? Du musst kein Buddhist sein, um buddhistische Meditation zu praktizieren.

Was spricht dich am Buddhismus an? Hast du dich schon mit der Lehre befasst, oder eher so ungefähre Vorstellungen?

Was denkst du, bringt dir der Buddhismus, was du im Christentum vermisst?

Welche Form des Buddhismus?

Es gibt viele unterschiedliche Formen bzw. Traditionslinien im Buddhismus. Du solltest also wissen, welche Form des Buddhismus deinen persönlichen Bedürfnissen entspricht.

Im Christentum gibt es beispielsweise (alt-)katholische, protestantische, evangelisch-lutherische, griechisch-orthodoxe, ägyptisch-orthodoxe, russisch-orthoxode Kirchen oder diverse Freikichen und kleinere Gemeinschaften

Im Buddhismus gibt es

  • Theravada
  • Mahayana
  • Vajrayana

Im Mahayana haben wir beispielsweise

  • Reines-Land-Buddhismus
  • Nichiren-Buddhismus
  • Zen-Buddhismus

Zum Vajrayana gehören japanische Linien

  • Shingon
  • Tendai
  • (Shugendo)

Zum Vajrayana gehören aber auch tibetische Linien

  • Gelugpa
  • Nyingma
  • Kagyü
  • Sakya

Zum Zen-Buddhismus gehören

  • Chinesisches Chan
  • Koreanischer Seon
  • Vientamesisches Thien
  • Rinzai (Japan)
  • Sôtô (Japan)
  • Obaku (Japan)

Wenn also jemand von sich sagt

"Ich bin Buddhist"

könnte man also theoretisch gleich hinterherfragen:

"Was denn für einer?"

Dann kann man natürlich fragen

Wie werde ich Buddhist?

In erster Linie ist es eine Frage der inneren Haltung. Man bekennt sich selbst zum Erwachten (Buddha), seiner Lehre (Dharma) und der Gemeinschaft jener, die seiner Lehre folgen (Sangha).

Dann nimmt man die fünf Grundgelübde (Panchasila) auf sich und verpflichtet sich wenn möglich zur Praxis der Meditation.

Aber gerade wenn man in einer bestimmten Tradition üben will, ist es meist so, dass man eine Schulung unter einem Lehrer durchläuft und dann im Rahmen einer "Zeremonie der Zufluchtnahme" zum Buddhisten wird.

Bei uns im Sôtô-Zen lernt man beispielsweise mindestens zwei Jahre unter einem Lehrer, näht sein eigenes "Rakusu" (eine Miniatur-Robe die an einen Latz erinnert und das Gewand Buddhas symboliert). Am Ende erhält man dann eine Art "Stammbaum" (vom Buddha bis zu dir) und einen buddhistischen "Dharma-Namen"

Die genauen Vorgehensweisen sind aber je nach Traditionslinie unterschiedlich.

Nur um es nochmal gesagt zu haben: Für die Behörden ist nur relevant, ob du mitglied einer kirchensteuerpflichtigen Konfession bist. Wenn du aus der Kirche ausgetreten bist, ist das alles, was den Staat interessiert.

Man sollte auch eins nicht vergessen:

Schattenseiten des Buddhismus

Ja, auch wenn das Image des Buddhismus meist sehr positiv ist, gibt es auch Schattenseiten bzw. Aspekte die nicht durchdacht werden.

Keine Vergebung: So gibt es kein Wesen, dass dir moralische Fehler vergibt. Du musst also alle Dinge, die du meinst "schlecht" gemacht zu haben, mit dir selbst ausmachen. Da gibt es keinen gütigen Gottvater oder die Muttergottes.

Kein Beistand: Abgesehen vom Reines-Land-Buddhismus gibt es auch nicht die Vorstellung, in der Not Beistand durch höhere Mächte zu bekommen. Du bist ganz alleine auf dich angewiesen.

Wiedergeburt: Im Buddhismus ist die Wiedergeburt keine spannende Reise zur spirituellen Entwicklung, sondern wird als Last verstanden. Daher ist die in der Esoterik-Szene romantische Vorstellung etwas anderes als die Lehre des Buddha

Karma: Karma ist im Buddhismus kein Punktekonto, keine ausgleichende Gerechtigkeit und hat auch nichts mit Moral zu tun. Niemand wird für sein Verhalten "belohnt" oder bekommt als Strafe irgendwann "die Rechnung serviert". Damit muss man auch erst einmal klar kommen.

Konzeptübernahme: Ein Beispiel hattest du schon selbst geliefert. Viele Menschen mit christlichem Hintergrund glauben immer noch an "Sünden" und ihre "Bestrafung" und verwenden dafür halt den Begriff "Karma", was aber falsch ist.

Der Buddhismus setzt eine andere Art zu denken voraus, die nicht immer mit unseren gewohnten rational-westlichen Denkmustern übereinstimmt.

Da wir gerade so schön negativ sind hier noch ein Punkt:

Missbrauch im Buddhismus

Anders als das Image vermuten lässt, gibt es auch im Buddhismus Fälle von Fehlverhalten - Drogenkonsum, finanzielle Ausbeutung, psychologische Abhängigkeit, Machtmissbrauch und sexuellen Missbrauch.

Das ist auch völlig logisch - denn buddhistische Lehrer sind Menschen und Menschen haben menschliche Schwächen, kriminelle Energie und womöglich unnormale Bedürfnisse. Das sollte also niemanden wirklich schockieren.

Einige sehr angesehene Lehrer, die zum Teil verstorben sind, haben keineswegs eine weiße Weste - dir Organisationen die sie gegründet haben, sind aber weiter aktiv und die Bücher dieser Lehrer werden weiterhin gedruckt.

Einige lebende Lehrer gehen sogar juristisch gegen Kritiker vor und klagen dann wegen der Vorwürfen der Verleumdung bzw übler Nachrede, so dass diese Kritik häufig schnell wieder aus dem Netz verschwindet.

Warum sag ich das alles?

  • Will ich dir den Buddhismus madig machen? Absolut nicht!
  • Habe ich etwas gegen Buddhisten? Nein, ich bin ja selbst einer!

Das Problem ist halt, dass der Buddhismus häufig sehr einseitig gesehen wird - man sieht entspannte, lächelnde Menschen, viel asiatische Exotik mit fremdartigen Gebäruchen - und fühlt sich davon angesprochen.

Dass man aber beim Buddhismus genau so kritisch bei der Wahl seiner Lehrer und Gruppen sein sollte, wie bei anderen Religionsgemeinschaften, wird dabei gerne vergessen.

Was also tun?

  • Befasse dich mit den Grundlagen des Buddhismus
  • Lerne, welche Traditionslinien/Formen des Buddhismus es gibt
  • Finde heraus, welche Traditionslinie dir liegt
  • Praktiziere die Lehren dieser Linie
  • Wenn du willst, suche Anschluss an eine Gemeinschaft (Sangha)

Das letztere ist dank des Internets relativ einfach. Du könntest z.B. nach "Soto Zen Berlin" oder "Gelugpa Hamburg" bzw "Theravada München" googeln, um Gruppen in deiner Nähe zu finden.

Wenn du eine Gruppe/Lehrer interessant findest, google mit entsprechend kritischen Suchbegriffen - zB "Lama XY Kritik" oder "XY Sangha Kritik" - wenn dein Englisch brauchbar ist, nutze auch englische Begriffe wie "XY cult" oder "XY fraud" um kritische Stimmen zu hören. Dabei steht XY natürlich für den Namen des Lehrers, oder der Organisation.

Sollten noch Fragen offen geblieben sein, helfe ich gerne weiter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist (Soto-Zen)