Hat in den Zeiten vor 1939 jeder Jude hebräisch gesprochen?

9 Antworten

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Im heutigen Israel sprechen alle Juden ja hebräisch und diese ist auch die Amtssprache.

Dann solltest du aber auch berücksichtigen, dass das im modernen Israel gesprochende Ivrit mit dem antiken Hebräisch so viel gemeinsam hat wie das moderne Griechisch mit dem Griechisch der Antike.

Das antike Hebräisch wurde primär im religiösen Bereich erhalten, da die Thora auf hebräisch rezitiert wird - so wie halt Latein im katholischen Ritus verwendet wird.

Hat in den Zeiten vor 1939 jeder Jude hebräisch gesprochen?

Es hat zumindest jeder fromme Jude zu lesen gelernt.

Jedoch sind all diese Juden, die heutzutage im ehemaligen (oder noch bestehenden) Staat Palästina leben, ab dem zweiten Weltkrieg dorthin geflüchtet.

Nicht alle.

Wie haben sie zuvor die hebräische Sprache beibehalten?

Sie war eine sog. Lingua Sacra, eine eigentlich tote Sprache die in der Religionsausübung jedoch weiterhin Verwendung findet. Ähnliche Beispiele sind da das Latein bei den Katholiken, das altägyptische Koptisch bei den Kopten oder das Kirchenslawisch in slawischen orthodoxen Kirchen.

Hatten diese europäischen, arabischen und nordafrikanischen Juden hebräisch als Alltagssprache genutzt wie beispielsweise Ausländer in Deutschland?

Sie verwendeten weitgehend die Sprachen vor Ort, in Mittel- und Osteuropa hatten sie auch das Jiddisch.


rita1b 
Beitragsersteller
 25.05.2025, 19:35

Und was spricht man nun als Alltagssprache in Israel? Etwa Jiddisch und für Religionsausübung hebräisch?

BillyShears  25.05.2025, 19:36
@rita1b

Hast Du ja hier bereits geschrieben 👇

Im heutigen Israel sprechen alle Juden ja hebräisch und diese ist auch die Amtssprache.

In den USA lebt die 2. häufigste Anzahl an Juden auf der gesamten Welt, nach Israel. Dort sprechen, beispielsweise in New York, extrem wenig Iwrit, also neuhebräisch. Wenn du durch die Straßen läufst, sind die meisten Buchstaben auf den Läden nicht hebräisch, sondern jiddisch. Die meisten europäischen Juden, die damals nach Israel zurückkamen, haben Jiddisch und Russisch gesprochen. Also aus Osteuropa als Beispiel. Das sieht man halt wie gesagt da in New York vor allem, da sind sehr viele Juden aus Osteuropa, und nur extrem wenige verstehen hebräisch.

Es haben also nicht alle Juden hebräisch gesprochen, sehr viele sogar nicht.

Also Jiddisch ist bzw. war am verbreitetsten unter den Ashkenazi

dann gab es natürlich auch Juden, die persisch sprachen oder Juden, die spanisch sprachen.

Oft hat sich die jiddische/hebräische Sprache dann auch mit der Sprache des Landes, wo sie waren, vermischt, wodurch eine völlig neue Sprache entsteht. Zum Beispiel Qiwruli in Georgien, eine Mischung.

So hört sich Jiddisch an, man versteht es sogar, wenn man die deutsche Sprache spricht:

https://www.youtube.com/watch?v=5IPg5_BqKCM

Nein, weil der Glaube nicht zwangsweise mit der Herkunft einhergeht. Es gab Zeiten, da war es ihnen verboten, ihren Glauben zu praktizieren, auch schon vor 1939. Er war nicht der erste, der für ihre Verfolgung gesorgt hat.


rita1b 
Beitragsersteller
 25.05.2025, 19:33

Und wie sprechen diese selben Juden oder ihre Nachkommen nun hebräisch?

Bezweifele ich!

Vor allem haben sie die jeweilige Landessprache gesprochen, oder eine Variität davon, wie zB Jiddisch!

Trotzdem haben viele Juden AUCH Hebräisch gesprochen, wie zB viele gebildete Bürger Latein sprechen, bzw. lesen konnten, weil nämlich die Tora (quasi ihre 'Bibel') auf Hebräisch war und vor allem die Jungen daraus vorlesen können mussten.