Hannah Arendt und soziale Arbeit?

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Hannah Arendt würde Soziale Arbeit primär dem Bereich des Handelns zuordnen, da sie die zwischenmenschliche Interaktion und die Anerkennung individueller Einzigartigkeit in den Mittelpunkt stellt. In ihrer Schrift Vita activa bestimmt sie das Handeln als die höchste Form menschlicher Tätigkeit, da es Menschen ermöglicht, sich im öffentlichen Raum zu entfalten, Verantwortung zu übernehmen und neue Anfänge zu setzen. Allerdings würde Arendt eine wichtige Einschränkung machen: Soziale Arbeit erfüllt nur dann den Anspruch politischen Handelns, wenn sie über bloße Verwaltungstätigkeit hinausgeht und tatsächlich Handlungsfähigkeit erschafft. Sie kritisiert in diesem Zusammenhang die Tendenz moderner Sozialarbeit, die Menschen lediglich an gesellschaftliche Normen anzupassen, statt ihnen echte Teilhabe zu ermöglichen. Entscheidend ist nach Arendt, dass Soziale Arbeit Menschen befähigt, als freie Individuen am öffentlichen Leben teilzunehmen.Diese Sichtweise gründet in Arendts grundlegender Unterscheidung zwischen den Tätigkeiten des Arbeitens, Herstellens und Handelns. Während Arbeiten auf bloße Lebenserhaltung zielt und Herstellen auf die Produktion von Gegenständen, ist das Handeln die einzige soziale Tätigkeit, die unmittelbar zwischen Menschen stattfindet und die Welt wirklich verändern kann. Damit steht für Arendt zweifelsfrei fest: Echte Soziale Arbeit muss als Handeln begriffen werden, wenn sie ihrem emanzipatorischen Anspruch gerecht werden will.


Inkognito-Nutzer   23.04.2025, 10:25

Aber wie kann die Soziale Arbeit heute die Räume schaffen, in denen Menschen sich als Handelnde erfahren? Also wann ist eine solche "tatsächlich Handlungsfähigkeit" in Sozialer Arbeit gegeben?