Hallo! Habe die Möglichkeit einen eigenen Reiterhof zu betreiben. Da ich bis jetzt fast ausschließlich auf einem Reiterhof geritten bin, was wäre euch wichtig?

9 Antworten

Dass derjenige, der den Reiterhof betreibt, wirklich Ahnung von der Materie hat, sich mit Pferden, Pferdehaltung und Betriebsführung auskennt und jemand ist, bei dem ich mir auch mal kompetenten Rat holen kann, dem ich meine Pferde, in der Zeit, in der ich selber nicht vor Ort bin, anvertrauen kann und sicher bin, dass sie in allerbesten Händen sind. Pferdewirtschaftsmeister sollte er oder sie am besten schon sein.

Ich muss die Gewissheit haben, dass der Betreiber des Stalls ein so guter Pferdemensch ist, dass er sieht, wenn ein Pferd Kolik- oder andere Krankheitsanzeichen zeigt und dann das Richtige tut und auch sonst im Umgang mit Pferden weiß, was erforderlich  ist. 

Vom Betreiber eines Reitstalles erwarte ich auch eine gewisse Führungsqualität seinen Mitarbeitern gegenüber, weil ich ständig wechselndes Personal als Kunde unangenehm empfinde und auch seinen Einstallen gegenüber - denn sonst tanzen die ihm auf der Nase herum. 

Jedem Reiter sind seine ganz persönlichen Dinge wichtig. Für mich sind es Vollpension, große luftige Außenboxen, ausreichend Stroh und Heu, 3 mal tägliche Fütterung kombiniert mit Rauhfutter-Fütterung, täglicher Weidegang, das Vorhandensein von nutzbaren Allwetter-Paddocks, drainagierte Außenreitplätze, einer Führanlage, Reithalle, Longierhalle, Waschboxen, wenn möglich mit warmem Wasser, Pferdesolarium, Hänger- und LKW-Park-Möglichkeiten, ein Ausreitgelände, eine für mich gute Erreichbarkeit des Stalles, ausreichender und qualifizierter Unterricht, Beritt-Möglichkeiten, wenn benötigt, nette Einstaller und ein gutes Miteinander, akzeptable Preise. 

Ich persönlich brauche kein professionell betriebenes Casino-Restaurant am Stall - da hat man viel zu viele Leute auf dem Hof, die gar nichts mit dem Stall zu tun haben und nur blöd die Pferde antatschen oder sogar unerlaubt füttern.

Punkgirl512  02.08.2016, 09:54

Mal gerade aus Neugierde - 3x tgl. Fütterung, heißt das also, dass deine Pferde dann nur halbtags draußen stehen? Oder wie funktioniert das?

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Sallyvita  02.08.2016, 10:01
@Punkgirl512

Das dritte Mal kommt in dem Fall von uns selber - nach der Arbeit am Abend - tagsüber dürfen die Hottehüs ihr Leben auf der Weide genießen;-))

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Punkgirl512  02.08.2016, 10:06
@Sallyvita

Ah, alles klar - Danke für die Erklärung! Dann macht das auch wieder Sinn.

Finde in den Ställen, wo 3x tgl. Futter angeboten wird (und dann noch viel zu viel Futter reingeschmissen wird!), es echt seltsam.

Die Portionen Kraftfutter, die man auf 3 kleinere Portionen aufteilen muss... Puh. Wenn ich sehe, was meiner bekommt - der bekommt ja so schon fast nix verhältnismäßig. 3 Körner Hafer auf 3 Portionen am Tag verteilt - haha! Nee, also wo üblicherweise 3x tgl. gefüttert wird - die Pferde bekommen zu viel Kraftfutter und meistens dann zu wenig Raufutter.

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Sallyvita  02.08.2016, 10:28
@Punkgirl512

Da hast Du absolut Recht - Unsere bekommen morgens erst Rauhfutter, dann Hafer - allerdings auch keine Unmengen, tagsüber Weide am späten Nachmittag noch einmal Heu und Hafer und wenn der letzte unserer Familie mit dem Reiten am Abend fertig ist, dann gibt es im Prinzip je nach Pferd nur noch etwas Mineralfutter, oder Mineralfutter und Luzerne, oder für unseren Magen-empfindlichen Wallach eingeweichte Heucobs und Mineralfutter

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friesennarr  02.08.2016, 12:50
@Sallyvita

Kleine Anmerkung - sorry - aber eingeweichte Heucobs und magenempfindliches Pferd passen nicht zusammen. Zu wenig Speichel wird produziert (vom Speichel aber hängt die weitergehende verdauung ab) Tipp - gib ihm Heu aber morgens und abends einen geh. Eßlöffel voll Argiletz Heilerde.

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Sallyvita  02.08.2016, 13:30
@friesennarr

Vielen Dank für Deinen Tipp - ich werde das mal mit unseren TA durchsprechen, was er dazu meint. Die Empfehlung mit den Heucobs stammt von ihm und zusammen mit einem Spezialfutter und Extra-Heurationen tut das dem Pferd zur Zeit sehr gut. Aber das mit der Heilerde ist sicherlich auch nicht schlecht.

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Dahika  02.08.2016, 14:11

meine Güte. So ein Stall, wie er dir vorschwebt, ist aber (bei  uns) zu einem akzeptablen Preis nicht zu haben. Bei uns bist du schätzungsweise bei 700 Euro dabei. Es kann natürlich sein, dass das für dich ein akeptabler Preis ist. Ich könnte das jedenfalls nicht leisten.

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Sallyvita  02.08.2016, 14:42
@Dahika

Sicher sind da auch Wunschvorstellungen dabei, danach wurde ja gefragt - Wir haben kein warmes Wasser in den Waschboxen und alle Plätze sind leider nicht drainagiert - dazu gibt es bei uns einen Reitschulbetrieb, dem man sich als Einstaller unterordnen muss, will man bei schlechtem Wetter in die einzige Halle, das Solarium ist gefühlte 1000 Jahre alt und funktioniert so lala und das Ausreitrevier taugt zur Schrittrunde vor dem Reiten - mehr nicht. Wollen wir mehr, müssen wir aufladen und ins Grüne fahren. Die Weiden sind kein Winterweiden - dafür gibt es in den 3-4 Wintermonaten Paddocks, weil die Böden bei uns so nass sind (Wasserschutzgebiet) dass die Pferde sonst im puren Matsch stehen würden. Auch bei uns wird nur mit Wasser gekocht - aber der Rest stimmt tatsächlich überein und bezahlbar ist es zum Glück auch;-)

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Oh, bei so einer Frage wirst du zig verschiedene Antworten bekommen.

Hier sind meine wichtigen Punkte:

*24h Heu sollte zur Verfügung stehen - und an genügend Fressplätzen angeboten werden sodass auch rangniedrige Tiere immer an Futter kommen

*das Heu sollte eine sehr gute Qualität haben

*definitiv Offenstall (und diesen bitte auch sicher gestaltet ;) )

*Paddock in ausreichender Fläche befestigt sodass die Pferde im Winter nicht nur im Matsch stehen

*Stall in den Wintermonaten dick eingestreut - mit was ist mir egal

*24h sauberes Wasser zur Verfügung

*eine gut zusammengestellte Herde

*für meine Stute habe ich gerne 24h Weide in den Sommermonaten. Am idealsten ist natürlich individuelles Weidemanagement (dass zum Beispiel Rehe- oder dicke Pferde nur stundenweise rauskommen und alte eben dementsprechend länger).

Besondere Specials wären für mich:

*Deckenservice (meine alte Stute braucht leider aufgrund von Arthrose und extremer Schwerfuttrigkeit eine Decke)

*Platz und/oder Halle

*mehrfache tägliche Einzelfütterung (meine Maus braucht im Winter zusätzlich Heucobs)

Für manche hören sich einige Dinge wohl banal an. Aber leider habe ich schon richtig krasse Sachen in Pensionsställen erlebt (schimmliges Heu, ausgelassene Fütterung, Stundenlang ohne Wasser stehen, extreme Verletzungsgefahren uvm).

Mir ist wichtig, dass derjenige, dem ich mein Pferd rund um die Uhr anvertraue, Erfahrung mit Pferdehaltung hat. Dass er ein guter Landwirt ist, der die Weidekontrolle auf Giftpflanzen und vieles mehr wirklich selbst machen kann, seine Weidepflanzen alle kennt. Dass er sich mit den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen auskennt. Dass er mir eine Fütterung anbietet, in der Heu immer zur Verfügung steht, in guter, selbstgemachter Qualität (dann hat er nämlich auch pferdetaugliche Wiesen) und in der der Hafer nicht auf maximal drei Portionen am Tag verteilt wird, wenn sie Kraftfutter brauchen, sondern in viel kleineren Portionen abgeholt wird. Dann, dass die Herde groß genug ist, dass die Pferde passende "Familien" bilden können und nicht auf Gedeih und Verderb zusammen sein müssen und die Ausläufe gut befestigt sind, um gute, feste Hufe und einen gesunden Bewegungsapparat zu fördern. Auch möchte ich, dass derjenige, der auf mein Pferd aufpasst, quasi rund um die Uhr auf der Anlage ist. Auch derjenige hat Urlaub verdient und muss mal einkaufen, aber  jemand, der dort wohnt, ist schon mehr anwesend als jemand, der das Wohnhaus woanders hat.

Jemandem wie Dir, der bisher nur Reiter war, nicht mal Einsteller, sich nicht so an den Betriebsabläufen beteiligt hat, dass ihm sowieso völlig klar ist, was er wie machen muss, damit sein Vorhaben gelingt, würde ich ganz ehrlich gesagt kein Pferd anvertrauen. Auch wenn er Pferdewirt gelernt hat, nicht. Ich brauche niemanden mit angelerntem Wissen, ich brauche jemanden mit praktischer Erfahrung UND Wissen, um das Gefühl zu haben, meine Pferde sind bestens versorgt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Meine Freundin hat einen Reiterhof. Seit gut 25 Jahren. Mittlerweile läuft er ganz gut. Aber sie hat gut 10 Jahre gebraucht, bis das der Fall war. Und vorher war auch sie nur Reiterin.

Sie hat Fehler über Fehler gemacht. Die Pferde mussten zwar nicht drunter leiden, aber sie selbst hat viel Lehrgeld bezahlt. Sehr viel.

In ihrem Fall war es nicht so schlimm, da sie mit einem wohlhabenden Mann verheiratet ist, der das auffangen konnte. Und der gesamte Stall dürfte auch ein Steuersparobjekt ihres Mannes sein.
Aber wenn sie das nicht gehabt hätte, würde sie jetzt unter den Brücken schlafen. Z.B. hatte sie vor drei Jahren eine Betriebsprüfung im Stall und das Ergebnis war, dass sie mal eben 50.000 Euro Steuern nachzahlen musste. Dabei hat sie BWL mit Abschluss studiert, und sich zudem auf die Auskunft des Finanzamtes  verlassen. Tja, das Finanzamt hat freundlich die Achseln gezuckt und gesagt: "Da haben wir wohl eine falsche Auskunft gegeben." Zahlen musste sie aber trotzdem, obwohl sie eigentlich keinen Fehler gemacht hat. Was der Fehler war, hat sie mir erklärt, das habe ich aber nicht verstanden, da mir die Vorbildung dazu fehlt.
Nun gut, sie hat eine der Eigentumswohnungen in ihrem Besitz verkauft und das Geld davon dann genommen.


Am wichtigsten wäre mir in der Tat ebenfalls ein Stallbetreiber, der über ausreichend praktische Erfahrung mit Pferdehaltung und was eben (landwirtschaftlich) so dazu gehört, verfügt. Der ein verletztes/krankes Pferd erkennt und sofort "erste Hilfe" leisten kann.

Wichtig ist mir auch noch, dass der Stallbetreiber auch am Stall wohnt, damit die Pferde soweit möglich rund um die Uhr im Blick gehalten werden können.

In welchen Stall ich definitiv nie mein Pferd hinstellen würde, wäre einer, wie das, was dir jetzt wohl vorschwebt.... ein Reiterhof, der von einem Reiter übernommen wird, der erstmal im Internet recherchieren muss, was er seinen Kunden wichtig wäre.

Mein Pferd stand bisher immer nur in Ställen, wo der Stallbesitzer erstmal mit seinem eigenen kleinen Stall, den er nur für sich hielt, Erfahrung gesammelt hat und dann nach Jahren den Stall soweit ausgebaut hat, dass er fremde Pferde unterbringen konnte.

Um einen Reiterhof zu führen, sind ja neben Pferdeerfahrung auch betriebswirtschaftliche, landwirtschaftliche Kenntnisse nötig und man sollte über ausreichendes Führungspotential verfügen, um den Betrieb so führen zu können, dass man jederzeit unter den Einstellern schlichten kann oder seine notwendigen Mitarbeiter ordentlich anleiten kann.

Dahika  02.08.2016, 14:36

Wichtig ist mir auch noch, dass der Stallbetreiber auch am Stall wohnt, damit die Pferde soweit möglich rund um die Uhr im Blick gehalten werden können.

Na ja, in so einem Stall stand ich mal bis vor kurzem. Aber der SB wohnt dann auch nicht in einer der Boxen, sondern in seinem Wohnhaus. Und da er keine Monitore im Wohnzimmer stehen hat, auf die er ständig gebannt guckt, können die Pferde nicht rund um die Uhr bewacht werden. Bei uns - 85 Pferde in einem weitläufigen Offenstallreitstall - kam es in den Jahren, wo ich da stand, viermal vor, dass ein Pferd nachts Kolik bekam und am nächsten Morgen leider erst entdeckt wurde, als es zu spät war.
Das ist leider das Restrisiko und das schaltest du auch nicht aus, wenn der SB am Stall wohnt. Auch er schläft oder guckt fern oder geht aus...

LOL... als Jugendliche bin ich in einem Nobelstall geritten, wo es fünf Pferdepfleger gab, die abwechselnd in einem Zimmer im Stall schlafen mussten. Eines Abends fuhr der Chefreitlehrer zufällig am Stall vorbei - so gegen 23 Uhr - und dachte: "Ach, ich guck noch mal nach meinem Pferd." Er betrat den STalltrakt, wo sein Pferd stand und das Schlafzimmer des diensthabenden Pflegers sich befand. Der Reitlehrer wurde mit Schüssen empfangen. Der diensthabende Pfleger war stockbesoffen und wollte an dem Chefreitlehrer, den er nicht leiden konnte, sein Mütchen kühlen. Den Pferden und dem RL ist nichts passiert.....

aber, wie gesagt, auch wenn der SB am Stall wohnt, kann alles mögliche passieren.

Es sei denn, man hat ein Pferd wie Northern Dancer ,damals das wohl teuerste Pferd der Welt. Der wurde in der Tat 24 Stunden am Tag beobachtet.

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sukueh  02.08.2016, 15:45
@Dahika

Mit im Blick behalten meinte ich durchaus keine 24-Stunden-Rund-um-die-Uhr-Überwachung, aber mir ist dennoch wohler, wenn der Stallbesitzer bei seinem Stall wohnt und so schneller mitkriegt, wenn was los ist. Unser Stallbesitzer beispielsweise hat sein Wohnhaus auch nicht direkt am Stall, aber er kriegt trotzdem immer mit, wenn im Stall etwas ist, was nicht "normal" ist.

Und wenn mal was ist, kann er sofort "tätig" werden und muss nicht erst informiert werden und dann erst noch in den Stall fahren.

Natürlich ist auch ein Stallbesitzer, der nicht direkt beim Stall wohnt, mal weg, aber meiner Erfahrung hält er sich doch mehr im Stall auf als würde er wo anders wohnen...

Gut, betrunkene Pferdepfleger scheint es öfter zu geben und die sind schon auch für die eine oder andere Überraschung gut, aber zumindest bei uns am Stall werden solche Vorfälle auch schnell geregelt.

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Magdalenka97 
Fragesteller
 09.08.2016, 13:56

Ich wohne seit meinem 4. Lebensjahr bei meinen Großeltern auf den einen Reiterhof. Ich habe eine Ausbildung zur Reitlehrerin und Reittherapeutin hinter mir... Ich bin mit meinen 23 Jahren und eigenen Pferden und Co. bestimmt alt und erfahren genug einen eigenen Hof in die Wege zu leiten und zukünftig zu einem ort zu machen wo Pferd und Reiter sich wohlfühlen...

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