Habt ihr auch oft das Gefühl, dass hier vieles verdreht wird?

Das Ergebnis basiert auf 27 Abstimmungen

Ja leider sehe ich das auch so 85%
Nein bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht 15%

9 Antworten

Ja leider sehe ich das auch so

Das ist sehr häufig hier so. Es gibt auch User, die einen verfolgen und zukünftig in vielen Deiner Fragen nur noch "antworten": "ach du schon wieder. Ich habe Dir schon 100 mal geantwortet, aber Du begreifst es nicht."

Oder sie beginnen unter anderen Antworten andere User gegen Dich aufzuwiegeln, indem sie Hinweise geben, dass Dir das ja offensichtlich nicht ohne Grund passiert.

Meldet man solche Antworten, die nicht auf die Frage eingehen, so gibt der Support diese dennoch als ",Meinungsfreiheit" frei.

Tipp: führe Dir vor Augen, dass das sehr häufig Menschen sind, die mit den eigenen Problemen nicht klar kommen und sich ein Ventil suchen, um das an anderen abzulassen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – mehrere Semester Psychologie, Erfahrung m. psychisch Kranken
Ja leider sehe ich das auch so

Ja, ich sehe es teilweise auch so.

Das ist aber halt der große Nachteil eines Internetportals. Man fragt eine große anonyme Masse nach einer Meinung und bekommt dann entsprechende Antworten. Und dass diese Antworten nicht immer alle schön oder hilfreich sind, gehört dann auch dazu. Damit muss man leider leben.

Manchmal sind hier auch einfach nur ein paar Spaßvögel unterwegs, die sich aus lauter Langeweile hier tummeln und mit ihren Antworten nur provozieren und Unfrieden stiften wollen. Manche wollen auch nur die Missionen abschließen und schreiben dann einfach nur irgendeine Grütze bei einer Frage rein. Das gehört bedauerlicherweise auch dazu.

Einige Fragesteller bekommen aber auch keine hilfreiche Antworten, weil sie ihre Fragen nicht richtig formulieren oder zu wenig Hintergrundinformationen geben. Wer im Telegrammstil oder mit nur zwei Sätzen ein Problem beschreibt und auch nicht auf Nachfragen reagiert oder nur kurz und knapp antwortet, der kann keine hilfreiche Antworten erwarten.

Und oft ist es auch so, dass die Fragesteller zum Teil auch eine Mitschuld an dem jeweiligen Problem haben, z.B. wenn die Fragesteller an einer ungesunden Beziehung festhalten. Ich versuche in meinen Antworten immer den Fragesteller auf seinen Anteil am Problem hinzuweisen. Denn da ist jeder seines Glückes Schmied und kann etwas ändern. Andere Menschen kann man nicht ändern. Aber einige erwarten anscheinend hier ein Patentrezept, wie man andere Menschen ändern kann. Sie sind also ihres eigenen Unglücks Schmied.

Bei einigen habe ich auch den Eindruck, dass sie hier nur Antworten haben möchten, die sie in ihrer vorgefassten Meinung bestärken.

Ja leider sehe ich das auch so

Da kann man dir nur zustimmen :)

Ich weiß nicht wieso aber mir kommt es auch oft vor dass manche Leute sich zwingen Fragen zu beantworten..oder die Frage gleich als einen persönlichen Angriff sehen...bei ein paar meiner Fragen sind zum beispiel Antworten wo man sich dass denken kann.

Wenn man dann diese Antworten meldet wird dann manchmal leider nichts gemacht oder aber nur eines der Kommentare wird gelöscht die Antwort jedoch bleibt...

Und ich möchte keinen Angreifen oder zwingen meine Fragen zu beantworten... persönlich macht mir dass dann immer weniger freude Antworten zu lesen oder Fragen zu stellen..

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Die Raben haben es mir geflüstert :)
Ja leider sehe ich das auch so

Es gibt hier Leute, die extra hier sind, um ihren Frust abzureagieren und Hilfe Suchende zu kränken und runter zu ziehen.

Ja leider sehe ich das auch so

Ich habe in letzter Zeit das Phänomen des von dir geschilderten destruktiven Verhaltens in der Gesellschaft untersucht und mich dabei auf verschiedene Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaften gestützt. Obwohl ich kein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet bin, habe ich einige interessante Ergebnisse gefunden, die möglicherweise zur Erklärung dieses Phänomens beitragen könnten.

Betrachten wir zunächst das von dir geschilderte Phänomen:

Jemandem geht's mies mit einem um „Frag dich was du getan hast", Mutter ist toxisch „Ja frag dich was du getan hast" Mein Kumpel ignoriert mich „Ja du musst bestimmt was getan haben"

Wir müssen uns zunächst einmal klar sein, dass diese Reaktionen auf bestimmte geschilderte Probleme definitiv unangemessen sind, da das Verhalten suggeriert, dass man selbst Schuld an der vermeintlich toxischen Beziehung ist.

Dieses Phänomen ist ein typisches Beispiel für "victim-blaming". "victim-blaming" bezieht sich auf die Tendenz, die Schuld für eine negative Situation oder ein traumatisches Ereignis auf das Opfer zu schieben, anstatt die Verantwortung den tatsächlichen Ursachen zuzuweisen. Dies kann dazu führen, dass Opfer sich schuldig und beschämt fühlen, anstatt Unterstützung und Hilfe zu erhalten.

Ein Beispiel für Victim-Blaming wäre, wenn jemand sexuell belästigt wurde und die Reaktion der Umgebung darauf lautet: "Was hast du erwartet, wenn du so etwas trägst?" oder "Warum bist du auch alleine in dieser Gegend unterwegs?". Dies schiebt die Verantwortung auf das Opfer und impliziert, dass die Person selbst schuld an der Belästigung ist, anstatt den Täter für sein Fehlverhalten verantwortlich zu machen.

Victim-Blaming kann in vielen Kontexten auftreten, wie beispielsweise bei Mobbing, häuslicher Gewalt, Rassismus oder Diskriminierung. Es ist wichtig zu verstehen, dass Victim-Blaming die Betroffenen oft noch weiter verletzt und ihre Genesung erschwert. Stattdessen sollte die Aufmerksamkeit auf die tatsächlichen Ursachen des Vorfalls gerichtet werden, um sicherzustellen, dass das Opfer Unterstützung und Hilfe bekommt.

Anstatt jedoch in deinem Beispiel Unterstützung und Verständnis zu zeigen, wird man hier angegriffen und zum Sündenbock gemacht. Was die bestehenden emotionalen Belastungen verschlimmert.

Eine hilfreichere Reaktion währe daher, der dem Opfer zuzuhören, zu glauben und dem Opfer mögliche Optionen und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um seine Situation zu verbessern.

Gesellschaftlich systematische Ursachen

Wir sind uns einig, dass dieses Phänomen nicht isoliert beobachtet werden kann, sondern sich durch alle Schichten unserer Gesellschaft zieht. Eine potenzielle Ursache dafür könnte in unserem Umgang mit Ressourcen und deren Verteilung liegen, so wie ich es sehe.

Es gibt mehrere Möglichkeiten mit Ressourcen umzugehen dabei haben sich 2 verschiedene Arten bei meiner Analyse besonders herauskristallisiert:

  • Kollektivismus: Der Kollektivismus betont die Bedeutung des Kollektivs. Dabei werden individuelle Interessen dem Gemeinwohl untergeordnet. Im Kollektivismus ist es wichtig, dass Menschen gemeinsam arbeiten und Entscheidungen treffen, um das Wohl der gesamten Gemeinschaft zu fördern, anstatt nur auf persönliche Gewinne oder Ziele ausgerichtet zu sein. Dies kann oft in verschiedenen Formen wie sozialen Bewegungen, politischen Gruppen oder sogar in Familien oder Unternehmen beobachtet werden, die gemeinsame Ziele oder Interessen verfolgen.
  • Individualismus: Der Individualismus ist eine soziale Philosophie, die die Bedeutung des Individuums betont und individuelle Freiheit, Autonomie und persönliche Ziele fördert. Im Individualismus ist es wichtig, dass Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihre eigenen Interessen verfolgen können, unabhängig von der Gruppe oder Gemeinschaft, der sie angehören. Es geht darum, dass jeder Mensch seine eigenen Ziele und Werte verfolgt und dafür selbst verantwortlich ist. Dies kann oft in verschiedenen Formen wie der Betonung von persönlicher Freiheit, Eigenverantwortung und der Förderung von Wettbewerb beobachtet werden.

Wenn wir in die Vergangenheit schauen, wird deutlich, dass kollektivistische Gesellschaften sich vor allem dann durchsetzen, wenn Hunger, Leid und Tod den Alltag dominieren. In solchen Zeiten wird es für die Gemeinschaft immer wichtiger, als Einheit zu handeln, und individuelle Bedürfnisse werden weniger priorisiert.

Auch in unserem Land gab es eine Zeit, in der dieser Zustand vorherrschte. In der deutschen Geschichte und den Weltkriegen gehörten Hunger, Leid und Tod zum Alltag, und es war wichtig, kollektiv zu handeln. Schnelle Entscheidungen waren nötig, und in kollektivistischen Gesellschaften setzen sich bestimmte Hierarchien durch, um diese Entscheidungen über das Handeln der Mehrheit zu ermöglichen, auch wenn nicht jedes Individuum einverstanden war.

Heute leben wir glücklicherweise in einer Zeit, in der dies nicht mehr der Fall ist, und das Bedürfnis nach Autonomie wird größer. Immer mehr Menschen rufen zu individualistischen Ansätzen auf, was auch einen Wandel in der Arbeitswelt hervorruft. Dennoch geschieht ein gesellschaftlicher Wandel nicht von heute auf morgen, und es kann mehrere Generationen dauern, bis er vollständig durchgesetzt ist. Die Digitalisierung könnte diesen Prozess aufgrund der Vernetzung jedoch beschleunigen. Trotzdem gilt Deutschland auch heute noch überwiegend als eine kollektivistische Gesellschaft.

So könnte es sein, dass oft mehr Wert auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Gruppe als auf die des Individuums gelegt werden. Wenn also jemand Opfer von Gewalt oder Diskriminierung wird, kann es in solchen Gesellschaften eher passieren, dass die Schuld dem Opfer zugeschrieben wird, weil es seine Rolle oder seine Pflichten innerhalb der Gruppe nicht erfüllt hat, anstatt dass der Fokus auf den Täter und dessen Verantwortung liegt. Dies kann dazu führen, dass Victim-Blaming in solchen Gesellschaften häufiger vorkommt und sogar akzeptierter ist als in individualistischeren Gesellschaften.

Es ist wichtig abschließend zu betonen, dass es sich hier um eine verallgemeinerte und vereinfachte Betrachtungsweise des Sachverhaltes handelt und es gibt auch innerhalb von kollektivistischen Gesellschaften Unterschiede im Umgang mit Opfern und Tätern.

Fazit

Insgesamt kann Victim-Blaming als ein manipulatives Mittel betrachtet werden, um Individuen zu unterdrücken. Durch das Schuldzuweisen und Verantwortlichmachen des Opfers, wird dieses in eine Position der Schwäche und Unterlegenheit gedrängt. Es kann dazu führen, dass das Opfer sich schämt, schuldig fühlt und sich zurückzieht, was es schwieriger macht, sich zu wehren oder sich Unterstützung zu suchen. Gleichzeitig kann der Täter oder die Person, die das Victim-Blaming betreibt, in eine Position der Macht und Kontrolle gebracht werden. Wenn das Opfer glaubt, dass es für das Geschehene verantwortlich ist, wird es weniger wahrscheinlich sein, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen oder sich gegen zukünftigen Missbrauch oder Übergriffe zu schützen.

BluePinkDress 
Fragesteller
 22.04.2023, 11:16

Wow, danke für deine ausführliche Antwort! Ich kenne sogar einen der hat sich selbst umgebracht, weil die Gesellschaft ihn nie ernst genommen hat, einfach nur schlimm.

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DoctorBibber  24.04.2023, 11:56
@BluePinkDress

Es tut mir sehr leid zu hören, dass jemand in deinem Umfeld eine so tragische Entscheidung getroffen hat. Victim-Blaming ist eine sehr ernste Angelegenheit und kann schwerwiegende Folgen haben. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, Opfer von Gewalt, Missbrauch oder Diskriminierung zu unterstützen und nicht zu verurteilen. Wir sollten uns stattdessen auf die Täter und die strukturellen Ursachen von Gewalt und Diskriminierung konzentrieren und uns für Veränderungen einsetzen, die eine gerechtere und sicherere Gesellschaft für alle schaffen.

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