Gute Chancen als Notfallsanitäter?

4 Antworten

Mal abgesehen von den offiziellen Voraussetzungen soll es von Vorteil sein, RetSan mit Berufserfahrung zu sein.

Was sind wichtige Voraussetzungen die man erfüllen sollte?

Formal brauchst du eine Mittlere Reife (oder gleichwertig).

Real sieht das Ganze etwas anders aus. Denn 10 Bewerber pro Ausbildungsplatz sind vollkommen normal. Die Rettungsdienste können es sich leisten, sich jene herauszupicken die sie am besten finden... und alle anderen einfach wieder weg zu schicken.

  • Minderjährige Azubis unterliegen dem Jugendarbeitsschutzgesetz. Dieses ist aber nicht mit normalen Rettungsdienstschichten vereinbar. Man müsste für minderjährige Azubis also Extralösungen finden.
  • Die Arbeit im Rettungsdienst erfordert zuweilen einen starken Idealismus. Man kann es sich als Außenstehender nicht so gut vorstellen, was diese Arbeit zum Teil mit sich bringt. Wenn man also einen Bewerber annimmt, der noch keine einzige Schicht im Rettungsdienst gearbeitet hat, kann es sein dass er die Ausbildung abbricht, weil er sich alles ganz anders vorgestellt hat und nicht damit klar kommt.
  • Es ist nicht möglich, einen Azubi erstmal "nur zu den einfachen Einsätzen" mitzunehmen. Sondern es kann sein, dass gleich der erste Einsatz wirklich brenzlig ist und es Spitz auf Knopf steht, ob der Patient überlebt. Dann ist es blöd, wenn ein Kollege damit beschäftigt ist, auf den Azubi aufzupassen, damit er nicht im Weg steht, sich nicht in Gefahr bringt oder bei der Abfahrt nicht vor Ort zurückgelassen wird.

So, jetzt schaut sich ein Rettungsdienstleiter die Liste der Bewerber an und stellt fest, dass drei Viertel davon volljährig sind. Das sind immer noch mehr, als er je einstellen könnte. Die Folge ist sehr einfach: Keine Notwendigkeit, sich was für minderjährige Azubis zu überlegen. Die werden einfach abgelehnt, Thema erledigt.

Dann schaut der Rettungsdienstleiter die Liste der verbliebenen Bewerber an und stellt fest, dass die Hälfte schon als Rettungssanitäter im Rettungsdienst arbeitet. Sie wissen, wie die Arbeit im Rettungsdienst ist und dass sie damit zurecht kommen. Und das heißt, dass sie schon am ersten Ausbildungstag zwei hilfreiche Hände mit in den Einsatz bringen. Und dass niemand mehr extra auf sie aufpassen. muss. Also sind ihm diese Bewerber auch viel lieber als Rettungsdienst-Neulinge.

Als letztes schaut er die verbliebenen Bewerber an und stellt fest, dass ein guter Teil davon schon in seinem Rettungsdienst arbeitet. Er kennt sie. Er weiß, was das für Leute sind, wie verlässlich sie sind und ob sie ihm nach der Ausbildung längerfristig erhalten bleiben würden.

Das heißt: Wenn du ernsthafte Chancen auf einen NFS-Ausbildungsplatz haben möchtest, dann bewirbst du dich als volljähriger Rettungssanitäter mit mindestens einem Jahr Berufspraxis im Rettungsdienst. Und idealerweise bei deinem aktuellen Arbeitgeber, mit dem du schon darüber gesprochen hast dass du den NFS machen und dann langfristig da bleiben möchtest.

Die allermeisten Bewerber/innen, welche erfolgreich angenommen werden, bringen neben den formellen Voraussetzungen des Gesetzgebers mit:

1.) Volljährigkeit- Minderjährige unterliegen dem Jugendarbeitsschutzgesetz, was dem Träger die Planung beim Einsatz des Auszubildenden sehr erschwert,

2.) Die Qualifizierung als Rettungssanitäter/in und zudem ein- bis zwei Jahre aktive Einsatzerfahrung als solche/r und

3.) Eine Fahrerlaubnis der Klasse C1. Moderne Rettungswagen, haben eine zulässige Gesamtmasse von über 3.500 Kg und dürfen somit mit einer "normalen" Fahrerlaubnis der Klasse B nicht gefahren werden.

Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Ben145663 
Fragesteller
 10.02.2021, 17:43

Ich bin jetzt etwas verwirrt weil im Internet stand, dass der normale rettungssanitäter abgeschafft wurde und es nur noch Notfallsanitäter gibt. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

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Rollerfreake  10.02.2021, 17:58
@Ben145663

Ja, da hast du etwas falsch verstanden. Seit 2015 nicht mehr neu ausgebildet, werden Rettungsassistenten, diese hatten eine insgesamt zweijährige Berufsausbildung absolviert, die zum 01. Januar 2014 durch das Berufsbild des Notfallsanitäters mit einer dreijährigen Berufsausbildung abgelöst worden ist (Rettungsassistenten, gibt es allerdings immer noch, nur die Ausbildung gibt es nicht mehr, diejenigen, die es allerdings sind und sich nicht zum Notfallsanitäter weiterqualifizieren, die bleiben Rettungsassistenten). Der Rettungssanitäter hingegen war und ist schon immer keine anerkannte Berufsausbildung sondern ein mindestens 520 Stunden umfassender Lehrgang bestehend aus Unterricht an einer Rettungsdienstschule, einem Praktikum im Krankenhaus, einem Praktikum im Rettungsdienst an einer Lehrrettungswache und einer Woche Prüfungsvorbereitung und Abschlussprüfung. Rettungssanitäter, werden nach wie vor ausgebildet und die Qualifikation ist der typische Einstieg in den aktiven Rettungsdienst, wird allerdings nicht vergütet, im Gegenteil, man muss die Rettungsdienstschule bezahlen (insgesamt circa 1.500,00€). Alternativ, macht man ein freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst, dann wird man in der Regel kostenfrei qualifiziert, erhält aber danach für eine Tätigkeit wie eine Vollzeitkraft lediglich ein Taschengeld in Höhe von circa 400.00€ monatlich.

Mfg.

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Ausgebildete NotSan werden zur Zeit dringend gesucht und können sich ihren Arbeitsplatz quasi frei wählen. Die Ausbildungsplätze hingegen sind limitiert. Die Grundvorraussetzungen sind i.d.R Mindestalter, Führeschein und mindestens Realschulabschluss. Einige Kreisverbände bilden auch nur intern aus und rekrutieren Azubis aus ihren Rettungssanitätern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 10 Jahren RA/NFS beim DRK