Glaubt ihr das der heutige Luxus und die Überflussgesellschaft psychische Erkrankungen fördern?
Ich habe eine ganz interessante Frage:
Wir leben ja in der jetzigen Zeit extrem im Überfluss im Vergleich zu der Zeit unserer Urgroßeltern und Großeltern. Seit Geburt an haben wir alles und noch mehr als nötig, und empfinden es als selbstverständlich: genug zu essen, ausreichend Kleidung und sogar Luxus Güter die es früher nicht gab(Handys, Marken Kleidung,...)
und auch zwischenmenschlichen hat sich einiges geändert: mehr Rechte, Gleichberechtigung,...
Und dann die "neue" Kindererziehung: Kinder dürfen viel mitentscheiden, es gibt Kinderrechte,...
Was früher alles nicht so der Fall war. Und trotzdem sind die Menschen eher unzufrieden und es wimmelt von psychischen Erkrankungen. Wie ist das möglich?
Obwohl meine Uroma während der Kriegszeit aufgewachsen ist, fast nichts zu essen hatte, keine warme Kleidung im Winter und für jedes Falsche Wort von ihren Eltern verprügelt wurde, viele Schlimme Dinge mit ansehen musste, Hunger Leiden usw,....
Wie auch viele andere Menschen zu ihrer Zeit sagt sie immer: "psychische Erkrankungen, so etwas gab es bei uns nicht! Da war nicht jeder 2. Depressiv oder Magersüchtig,...Wir waren extrem glücklich wenn wir am Tag 1 Stück Brot hatten und zu Weihnachten ein paar neue Schuhe bekommen haben um nicht barfuß im Schnee laufen zu müssen. Da gab es keine Depressionen!
Meine Frage dazu: Wie ist das möglich?? Wenn die Menschen früher unter solchen schwierigen Bedingungen lebten sogar traumatischen Bedingungen und trotzdem sagen dass zu ihrer Zeit psychische Erkrankungen kein Thema waren. Das hört man oft von alten Menschen.
Und wir, wo wir alles zum Guten Leben und noch mehr haben so unzufrieden sind und fast jeder 2. Psychisch krank?
Kann es sein dass unser Überfluss uns krank macht und das es Menschen besser geht wenn sie unter schlechten Bedingungen leben?
Oder wie kommt es dazu?
Eigentlich müssten alle alten Menschen die zu dieser Zeit gelebt haben alle psychisch krank und traumatisiert sein. Waren diese Menschen mental stärker als die heutige Generation? Hielten sie mehr aus? Ist unsere Gesellschaft einfach verweichlicht und empfindlich geworden im Gegensatz zu früher?
Lg
8 Antworten
Wenn die Menschen früher unter solchen schwierigen Bedingungen lebten sogar traumatischen Bedingungen und trotzdem sagen dass zu ihrer Zeit psychische Erkrankungen kein Thema waren. Das hört man oft von alten Menschen.
Ja, ist halt einfach die Unwahrheit. Alte Leute sagen das, weil sie glauben es würde stimmen, tut es aber nicht.
Sie waren damals (oder sind es noch heute) sehr wohl traumatisiert, depressiv, litten unter Angststörungen, unter Süchten und selbstverletzendem Verhalten, hatten Probleme eine emotionale Bindung zu ihren Kindern aufzubauen usw. Nur hat man das damals eben nicht so benannt. Stattdessen hat man es verdrängt und ausgeblendet um überleben zu können. Man lebte eben mit seinen psychischen Schäden ohne sie zu reflektieren. Die Psychologie ist eine relativ neue Wissenschaft.
Wir waren extrem glücklich wenn wir am Tag 1 Stück Brot hatten und zu Weihnachten ein paar neue Schuhe bekommen haben um nicht barfuß im Schnee laufen zu müssen.
Natürlich waren sie froh darüber nicht verhungern oder frieren zu müssen. Depressiv und traumatisiert durch den Krieg waren sie trotzdem. Sie hatten nur keine Zeit sich damit auseinanderzusetzen, weil man von ihnen erwartete, dass sie funktionieren.
ich sag mal so: es hat beides Vor- und Nachteile
perfekt ist keines davon, weder das Verdrängen und so zu tun als gäbe es kein Problem, noch sich in Probleme reinsteigern und über das Denken noch weitere Probleme zu produzieren
es ist häufig so, dass Gesellschaften bezüglich bestimmter Aspekte von einem Extrem ins andere pendeln, bis dann irgendwann eine Balance gefunden wird
Ok vielen Dank für deine Antwort. Du hast recht, beides ist nicht gut. Das ist schwarz weiß denken und das ist kontraproduktiv. Das Problem der Heutigen Generation ist halt dass die meisten das zweite extrem wählen: das normalisieren und extrem reinsteigern und sich viel zu viel damit beschäftigen. Lg
ja, diese Erziehung hin zum Narzissmus hat seine Wurzeln natürlich in der Vergangenheit: die Eltern dieser Kinder haben Vernachlässigung erlebt und wollten es nun besser machen bei ihren eigenen Kindern indem sie ihnen (vermeintlich) alles geben, was sie brauchen (wobei aber das Kind trotz dieses hohen Anspruchs leider zu oft eben doch emotional vernachlässigt wird)
nun haben wir eine Gesellschaft mit vielen unglücklichen kleinen Narzissten, die ständig gekränkt reagieren, weil sie etwas, von dem sie meinen, dass es ihnen zustünde (Geld, Macht, Ruhm, Reichtum, Anerkennung) nicht bekommen, was sie dann unzufrieden macht
ich hatte mal ein Buch zu diesem Thema gelesen, leider kann ich mich an den Titel nicht mehr erinnern
Psychische Erkrankungen gab es auch früher schon. Man hat oft nur nicht gewusst, dass man sowas hat. Es hat etwas mit ihnen gemacht.
Ich kenne einige ältere Leute, die viel durchgemacht haben. Sie haben Probleme aber wollen sie nicht ansehen, weil sie vielleicht auch nicht wissen, dass es dafür eine Lösung gibt. Also wird einfach versucht irgendwie weiter zu machen. Sie wissen es ja nicht besser. Man hat von ihnen erwartet trotzdem zu funktionieren. Da ist viel Suchtverhalten, Aggression, emotionale Härte, bishin zu Herzproblemen. Und genau das schadet der nächsten Generation, die mit ihnen aufgewachsen ist. Natürlich machen sie das nicht bewusst.
Sie hielten damals nicht mehr aus. Ja. Viele der früheren Generationen sind traumatisiert. Ich kenne einige und das merkt man.
Es ist gut, dass es heute nicht mehr totgeschwiegen wird.
Kommt ganz auf die Erkrankung an sich an.
Grundsätzlich ja, uns geht's zu gut darum beschäftigt sich das Hirn eben mit anderen Dingen als mit dem Überleben.
Aber es gibt halt auch noch Erkrankungen die ausgelöst werden durch miese Behandlung in der Kindheit & das gabs auch schon früher. Nur wurd es da nicht erkannt oder die Leute als verrückt abgestempelt, ganz früher hat man ja sogar einfach Mal Löcher in die Köpfe der Leute gebohrt um deren Geisteskrankheit zu heilen..
Aber ich mag die Gruppe: "Es gibt keine psychischen Erkrankungen" nicht, denn das ist einfach nicht wahr.
Aber ich würde deswegen nicht behaupten die Menschen heute seien deswegen schwächer, viele ja, viele jammern wegen Dingen bei denen man sich echt verarscht vorkommt, aber es gibt halt auch genug Menschen die verdammt stark sind & ne ganze Menge scheiße gefressen haben & trotzdem noch weiter kämpfen.
Es gab & gibt schon immer undankbare Menschen die nicht zu schätzen wussten/wissen was sie hatten/haben, aber man merkt das die Leute immer weniger Wert auf Dinge wie Menschlichkeit, Höflichkeit, Rücksicht, Hilfsbereitschaft etc legen. Die Menschen werden immer egoistischer, kälter & weniger hilfsbereit & da wundert es mich dann auch nicht das psychische Erkrankungen nicht weniger werden. Die meisten psychischen Erkrankungen kommen daher das irgendwann irgendwer meinte er müsse einen Mensch besonders miserabel behandeln & ich denke das die Gesellschaft damals noch nicht ganz so schrecklich war wie sie es heute ist
Spannende Frage! Ich denke nicht, dass es früher weniger depressive Menschen gab. Ich glaube eher, dass man damals noch nicht so treffende Worte und Diagnosen gefunden hat, wie es heute möglich ist und außerdem wird heutzutage viel offener und treffender über psychische Erkrankungen gesprochen. Früher war das ein Tabuthema.
Ich denke trotzdem, dass der übermäßige Konsum dem Menschen nicht gut tut und dass das übermäßige Sich-miteinander-Vergleichen und die Konkurrenz um Perfektion psychische Erkrankungen fördern kann.
Liebe Grüße :)
Glaubst du dass es vielleicht sogar etwas schlechtes ist das dieses Thema so offen behandelt wird? Weil die Menschen dann vielleicht denken "das ist doch ganz normal " und es dadurch vielleicht zur Mode werden kann? Verstehe mich bitte nicht falsch. Aber ab und zu habe ich das Gefühl (bei allen möglichen Dingen) wenn damit sehr offen umgegangen wird dass es dann vermehrt auftritt weil es auf einmal jeder hat. Könnte es sein dass wenn bestimmte Themen weiter tabu blieben das es dann auch tatsächlich weniger von diesen Themen geben würde? Lg
Ich denke dass es ganz wichtig ist, dass solche Themen kein Tabu bleiben. Nur so kann den Menschen, die wirklich betroffen sind, auch geholfen werden. Ich weiß aber, was du meinst. Das Thema wird sehr normalisiert und glorifiziert von Menschen, die nicht betroffen sind, weil sie gar nicht wissen, wie es sich wirklich anfühlt. Das ist nicht gut und auch respektlos gegenüber den wirklich Betroffenen, zeigt für mich aber umso mehr, dass Aufklärung wichtig ist und erklärt, dass nicht jeder Depressionen hat, nur weil er eine schwierige Phase durchlebt.
Ja das finde ich auch.
Und heißt das, dass es in der Zeit unserer Ur Großeltern genau so viele psychische Erkrankungen gab? Oder waren diese Menschen wirklich resistenter? Lg
Weil wie gesagt sonst müssten ja alle älteren Leute die jetzt noch Leben schwer psychisch krank sein. Lg
Schwierige Frage... Ich denke, dass die Menschen früher wie auch heute an psychischen Krankheiten leiden und gelitten haben. Ich denke nicht, dass es früher weniger gab. Es wurde nur nicht angesprochen und in Worte gefasst, abgesehen davon waren die Gründe ganz anders. Nicht jede Depression braucht auch einen Grund, manchmal ist sie einfach da, davon waren die Menschen früher nicht verschont, sie wussten nur nicht, was es ist. Traumata (zum Beispiel durch Krieg, Verlust) müssen nicht unbedingt in einer psychischen Erkrankung enden, deshalb sind nicht alle alten Menschen depressiv. Heutzutage gibt es ganz andere Arten von psychischen Erkrankungen, weil wir einen ganz anderen Lebensstil führen, zumindest wir, die privilegiert leben. Früher waren es die Angst um das Überleben, um die Liebsten, die verschwunden sind, weshalb Menschen an Angststörungen erkrankt sind. Heute sind es der Druck um Perfektion, der zum Beispiel durch falsche Vorbilder auf Instagram etc. entsteht, der die Menschen in eine Essstörung treibt. Die Voraussetzungen sind ganz andere und Menschen gehen heute anders damit um, haben Worte für das, was mit ihnen passiert. Früher waren die Menschen in dem Sinne resistenter, dass sie nicht aussprechen konnten, wie und was und warum sie etwas fühlen. Das ist ja aber keine wirkliche Resistenz, sondern eher ein Zurückhalten der Gefühle. So denke ich. LG :)
die es nicht waren haben sich längst aufgehängt, damals war das ein gesellschaftlicher Makel
Wir leben halt im Zeitalter der Narzissten, Rom ist ja damals auch von innen zerfallen.
Ein kleiner Ausschnitt, da ich mich mit leuten die ich nicht lange kenne nicht über tiefgehende Psychologie unterhalte. Es gibt schon genug Masken auf dieser Welt.
Ok danke. Und ist das dann aber nicht sogar positiv wenn sie keine Zeit dafür hatten? Verstehe mich nicht falsch, ich weiß klingt blöd aber: wenn man keine Zeit dafür hat, kann man sich ja nicht so extrem da reinsteigern oder nicht. Auch in Psychiatrien zum Beispiel gibt man den Leuten etwas um sich abzulenken und lernt ihnen Strategien dafür: damit sie an etwas anderes denken und sich nicht so intensiv damit beschäftigen. Dann ist es doch auf einer Seite ja etwas positives oder nicht? Wenn es so wie jetzt ist zum Beispiel und alle so offen damit umgehen heißt das ja das sich die Menschen intensiv damit beschäftigen was ja wiederum nicht gut ist oder?