Gibt es Objektive Kriterien für 'gute' Theaterstücke?

4 Antworten

Ein Stück, dass auch 50 und 100 Jahre nach seiner Uraufführung noch Publikum anzieht, kann nicht schlecht sein. Und das dürfte denn auch das einzige objektive und empirische Kriterium sein.

Langweilen ist mMn kein so großes Kriterium, es sollte nicht nur fad sein aber eine gewisse Langatmigkeit stört nicht unbedingt.

Sonst noch:

-die Handlungen von Personen müssen schlüssig und begründet sein, jemand ist zB nicht einfach nur böse weil es so ist. Auch verhält sich zu 99% niemand jeder Person gleich gegenüber, ein Figur kann zu fast allen Figuren ungut sein aber trotzdem zB ein Kind haben zu dem sie nett ist.

-keine (grundlose) schwarz-weiß Moral

-Dinge die man schauspielerisch nonverbal darstellen kann müssen nicht in Dialoge verpackt werden und wenn dann sollte das möglichst beiläufig und realistisch passieren, die Figuren sollten nichts aussprechen was im normalen Leben niemand aussprechen würde. 

Wenn dann erkennbar machen, dass die Figur in seinen Gedanken einen Monolog hält oder einen Erzähler verwenden, aber keine als normale Figuren getarnten Erklär-Bären.

-Symbole und "foreshadowing" (mir fällt kein bedeutungsgleiches deutsches Wort ein) verwenden um unterschwellige Botschaften zu verpacken und die Handlung oder die Eigenschaften von Figuren zu unterstützen.

Ein Theaterstück kann man nicht allgemein bewerten mit Ausnahme wie glaubwürdig die Schauspieler es rüberbringen.

Genau so wenig kannst du ein Kunstwerk allgemein beurteilen und somit auch kein Theaterstück den auch das ist ein Kunstwerk 

Ein gutes Theaterstück darf nie oberflächlich sein. Es muss den Zuschauern über die Generationen hinweg etwas zu sagen haben.

Z.B. die Theaterstücke von Shakespeare sind vor ca 400 Jahren geschrieben worden, aber auch für uns, die wir uns mit den Fragen des lebens beschäftigen, immer noch topaktuell.

Ich habe mal zwei Shakespearestücke - Richard II und Coriolanus - in London gesehen. Damit ich mitbekam, wovon die Rede war - Shakespeareenglisch ist ja heutzutage nicht gerade einfaches Englisch - habe ich mich vorbereitet, die beiden Stücke auch im Original gelesen. 

Während des Lesens habe ich mich gefragt: "Aha.... und das ist jetzt Weltliteratur?" Aber als ich sie dann wirklich in London sah, merkte ich, dass das Stück selbst nur ein Skelett ist, das Fleisch darauf liefern die sehr guten Schauspieler. Und die Interpretation ist von Generation zu Generation eine andere. Das dies möglich war,  fand ich sehr beeindruckend und spannend.

Das ist halt bei den Theaterstücken vom - was weiß ich - Ohnesorgtheater oder vom Millowitschtheater nicht der Fall. Man lacht, am amüsiert sich und vergisst das Stück dann wieder. Man denkt nicht darüber nach: "Was hat die Aussage des STückes mit mir jetzt und hier zu tun." Es werden keine Menschheitsfragen gestellt.

DAs war bei Shakespeare aber sehr leicht möglich. Und das unterscheidet (für mich) dann halt Weltliteratur von "naja, war ein netter Abend. Gehn wir noch ein Bier trinken?"

In Dublin habe ich Ibsen gesehen. John Gabriel Borkmann. ich schätze, das Stück ist 150 Jahre alt, aber trotzdem hat es uns heute jede Menge zu geben.