Gibt es in der Zoologie den Begriff „Synphagie” oder „Symphagie”?
Eine Bekannte erzählte mir von einer Tierdoku, in der gezeigt wird, wie Affen und Elefanten regelmäßig, wenn Tamarinden reife Früchte tragen, sich zusammenfinden und die Früchte fressen. Meine Bekannte sprach von Symbiose, aber das ist bekanntlich falsch. Habe erfolglos versucht, einen Fachbegriff für solch eine Fressgemeinschaft zu finden. Kam dann auf den Gedanken das syn mit phagie zu verbinden.
Gibt es diesen Begriff überhaupt in der Verhaltensforschung? Wenn ja, passt er zu dem, was ich beschrieben habe?
3 Antworten
Ursprünglich bezeichnet der Begriff Symbiose jede Form einer zwischenartlichen Lebensgemeinschaft. Besonders im englischen Sprachraum wird diese Definition heute noch genutzt. Sie umschließt dann z. B. auch für eine Seite schädliche Lebensgemeinschaften (Parasitismus). Insofern hat deine Bekannte nicht ganz unrecht. Eine für beide Seiten vorteilhafte Lebensgemeinschaft wird streng genommen ursprünglich als Mutualismus bezeichnet. Heute wird der Begriff Symbiose aber meist synonym zum Begriff Mutualismus benutzt. Von Kommensalismus spricht man, wenn eine der beiden Parteien einen Vorteil daraus zieht, die andere dadurch aber keinen Nachteil erfährt, wenn z. B. Elefanten durch Gras stapfen und dabei Insekten aufscheuchen, die dann von Kuhreihern gefessen werden. Manchmal wird der Begriff auch benutzt, wenn beide Arten neutral daraus hervorgehen, sich also weder positiv noch negativ beeinflussen.
Gemeinschaften, die sich zum gemeinsamen Fressen zusammenfinden, werden tatsächlich Symphagien oder schlicht Fressgemeinschaften genannt. Manchmal findet man auch Begriffe wie Tischgenossenschaft oder Tischgemeinschaft. Es sind, solange die Arten nicht miteinander konkurrieren, meist komnensale Lebensgemeinschaften. Mitunter können sie aber auch mutualistischen Charakter haben. Ein Beispiel sind etwa die Geier in Afrika. Die verschiedenen Geier fressen alle Aas, entgehen der interspezifischen Konkurrenz aber dadurch, indem sie alle unterschiedliche Teile verwerten. Die Arten mit schwach ausgeprägtem Schnabel sind dann aber auf den größten, den Ohrengeier, angewiesen. Nur sein Schnabel ist kräftig genug, um die zähe Haut zu eröffnen und damit für die anderen ihre Nahrung erst zugänglich zu machen. Ohrengeier fressen daher meist zuerst. Es folgen Rüppel- und Sperbergeier und dann die Schmutzgeier. Der Bartgeier schließlich hat sich auf Knochen spezialisiert.
Vielen, vielen Dank für die sehr lehrreiche und klare Antwort. Bin begeistert!
Vielleicht meinte deine Bekannte den Film "Die lustige Welt der Tiere" ("Animals Are Beautiful People", 1974, ca. 90 Min.) von Jamie Uys. Da futtern die Tiere aber keine Tamarinden, sondern vergorene Früchte vom Marula-Baum. Und da "treffen sich" auch nicht nur Affen und Elefanten, sondern alle Tiere, die sich gern mal zudröhnen, geben sich dort einmal im Jahr ein Stelldichein.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Marula-Baum
- https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/das-maerchen-von-den-betrunkenen-elefanten/ (Ich sehe da mehr Tiere Früchte futtern als Rinde kauen!)
- https://www.youtube.com/watch?v=8MxNLg3rCdw
Ja, das ist mir schon klar. Ich wollte nur die Info deiner Bekannten ergänzen. Ich könnte mir denken, dass dieser Film gemeint war und da einfach in der Erinnerung aus der Rinde des Marula-Baums die Tamarinde geworden ist. - Den Begriff Symphagie gibt's tatsächlich. Eine Symphagie ist eine Fressgemeinschaft. Bei den Symphagen, die hier zusammen tafeln, handelt es sich wohl eher um eine sekundäre Symphagie, also um eine vorübergehende Fressgemeinschaft akzidentieller Natur. Außer dem gemeinsamen "Besäufnis" verbindet diese Tierarten nichts miteinander. (kein eigenes Wissen, gerade gegoogelt!)
Vielen Dank für die Antwort und die Recherche!
Bitte bitte. Ist immer wieder lustig, auf was man so alles durch GF kommt. Vielen Fragern täte es gut, wenn sie auch erst mal selbst recherchieren würden. Übrigens, nachdem ich den kompletten Film irgendwann einmal gesehen hatte, habe ich gleich eine Flasche Amarula gekauft. Schmeckt lecker eiskalt pur, aber auch als Mix, z. B. mit Vanilleeis, normaler Milch oder auch Kokosmilch (+Eiswürfel).
Die finden sich nur zusammen weil diese Bäume halt in der Nähe der Flüsse stehen. Haben aber nichts miteinander zu tun.
Ist nur ein grosses Gelage verschiedener Tierarten. Ist halt Zufall daß die Früchte reif werden und alle kommen.
Ist wie hier beim Sommerschlussverkauf. Alle Rassen stürmen die Läden.
Danke. Habe mir ja auch gedacht, dass es für solche Fressgelage nicht unbedingt einen Fachbegriff gibt. Aber hätte ja sein können.
Vielen Dank für die Antwort. Mir ging es ganz konkret darum, ob es den Fachbegriff „Symphagie” oder „Synphagie” geht.