Gestörte Vater-Kind-Bindung?

2 Antworten

Bindung entsteht nicht dadurch, dass der Vater irgendwie anwesend ist und sein Kind sieht.

Bindung entsteht durch aktives Kümmern. Im ersten Lebensjahr ist das sowas wie Stillen oder Fläschchen geben, tragen, wickeln, Körperkontakt, mit dem Kind sprechen und so weiter.

So lernt der Säugling "aha, so hört sich die Person an, so sieht die Person aus, die mich versorgt und von der ich alles bekomme, was ich brauche, wenn ich mein Bedürfnis kommuniziere. Das ist dann wohl meine Bezugsperson" - das können natürlich auch mehrere sein.

Beim etwas älteren Kind kommen Aktionen wie mit dem Kind spielen, singen, vorlesen, wie auch immer hinzu.

Wenn eine sichere Bindung zwischen Vater und Kind besteht, dann wird die nicht schon dadurch beschädigt, dass der Vater zehn bis elf Stunden außer Haus ist, solange er die eine Stunde am Tag dann nutzt, um sich aktiv mit seinem Kind zu beschäftigen.

Auch ein Wochenendausflug ist kein Problem, wenn es sonst genug gemeinsame Aktivitäten gibt.

Wenn aber natürlich Kind und Haushalt weitgehend an der Mutter hängen bleiben, leidet oft die Beziehung der Eltern.

Ein Kind hat die ersten Lebensjahre keine Vergleichsmöglichkeit bezüglich seiner Eltern, wird sich deshalb damit arrangieren, wie der heimische Status Quo ist. Du kannst also Deine Sichtweise nicht auf das Kind oktroieren. Aus Deiner Sicht ist das Verhältnis nicht ideal, aus Sicht des Kindes ist es einfach natürlich gegeben, sozusagen 'normal'. Es ist also nicht zwingend der Fall, dass das Kind unter den Verhältnissen leidet, solange liebevoll mit ihm umgegangen wird.