Freier Wille: Meint ihr sowas gibt es?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Welt ist auch auf rein physikalischer Ebene keineswegs deterministisch sondern probabilistisch. Laplace ging von einem strengen Determinismus aus. Er dachte, gäbe es ein Wesen, das beliebig intelligent ist und Ort und Impuls aller Teilchen im Universum kennen würde, er nannte es einen Dämon, so könnte dieses Wesen die Zukunft exakt vorhersagen. Der Quanten-Physiker Heisenberg hat jedoch mittels seiner Unschärferelation bewiesen, dass es so etwas wie einen gleichzeitig scharfen (genau bestimmten) Ort und Impuls eines Teilchens gar nicht geben kann. Er hat den Laplaceschen Dämon den Kopf abgeschlagen.

justasking717 
Fragesteller
 17.02.2022, 22:19

Du meinst also, dass wir diesen Zufall mit unseren "Entscheidungen" beeinflussen können?

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Kaenguruh  17.02.2022, 22:29
@justasking717

Nein, nicht gezielt und nicht willentlich. Wir können kein Wunschergebnis erzielen. Es ist Zufall in gewissen Grenzen. Es gibt eine deterministische Funktion, die Psi-Funktion, mithilfe derer sich die Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Werte (Ergebnisse eines Experiments) einer Messung exakt berechnen lassen. Der tatsächliche Wert aber nicht.

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Kaenguruh  18.02.2022, 21:29

Danke für das Sternchen!

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Die Welt ist nicht deterministisch aufgrund der Quantenphysik. Aber das ändert natürlich nichts an der Unsinnigkeit eines "freien Willens". Denn der deterministische Anteil wird ja lediglich durch einen Anteil des "echten Zufalls" ersetzt. Was also sollte das sein, ein "freier Wille"? Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann ja nicht wollen was er will.

Smartass67  17.02.2022, 15:02

Das ist leider zutreffend. Dennoch gehe ich weiterhin als Arbeitshypothese von einem freien Willen aus. Alles andere wäre Fatalismus und der ist mir zutiefst zuwider.

Soviel „Mystik“ muss sein um Mensch zu bleiben. Kein bisschen mehr, nur genau so viel.

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Siuto  17.02.2022, 16:46

"echter Zufall"?

Echten Zufall gibt es nicht.

Einerseits verfällt alles zwar zufällig ins Chaos, andererseits gibt es auch eine Macht die dies zusammenhält.

Im Universumgibt es dadurch ebenso Chaos wie Ordnung, sonst gäbe es dich und mich vermutlich auch nicht.

oder denkst du das auch nur zufällig? gibt es da keinerlei Ordnung oder Systematik die einen willen ausdrücken würde?

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Pantauals  17.02.2022, 17:06
@Siuto

Wir sind hier nicht im Bereich des Glaubens, sondern der Physik. Und in der Quantenwelt gibt es nun mal erwiesenermaßen den "echten Zufall", auch wenn das Buch Mormon oder das Fliegende Spaghettimonster etwas anders sagen.

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Siuto  17.02.2022, 17:41
@Pantauals

Wir sind hier aber nicht im Bereich der Quantenwelt sondern auf der Physischen Welt, auch wenn du vielleicht vielleicht zu klein wärst.

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Pantauals  17.02.2022, 17:45
@Siuto

Das hat man vielleicht von Mormon nicht gelernt, aber die Quantenwelt ist nicht nur Bestandteil der "physischen Welt", sondern die "physische Welt" besteht aus ihr. Auch wenn man vielleicht intellektuell nicht in der Lage ist, das zu begreifen.

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Siuto  17.02.2022, 17:46
@Pantauals

und würde man über den Tellerrand hinaussehen können, würde man realisieren dass es nicht nur Quanten sind.

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Pantauals  17.02.2022, 17:49
@Siuto

Würdest Du sinnerfassend lesen können hättest Du ja auch registriert (nicht "realisiert", es geht hier nicht darum, etwas herzustellen!), dass ich von "QuantenWELT" sprach.

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Pantauals  17.02.2022, 18:19
@Siuto

Nein, die "Quantenwelt" besteht aus allen Teilen, in denen die Gesetze der Quantenmechanik noch messbar sind. Also z.B. auch noch aus Protonen, welche aber selber keine Quanten sind.

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Siuto  17.02.2022, 19:06
@Pantauals

Okay, dann weiß ich aber nicht wieso du so vom Thema abweichst.

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Siuto  17.02.2022, 20:14
@Pantauals

Du hast über Quanten geredet und dann plötzlich über Protonen. Halte dich an ein Thema.

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Meint ihr sowas gibt es?

Willensfreiheit ja, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit nur bedingt. Wird alles nur oft durcheinander gebracht, was zu Irritationen führt.

Das Problem liegt schon in der Sprache: was bedeutet es, dass der Wille "frei" ist? Das ist eben nicht eindeutig, man kann darunter verschiedenes verstehen. Daher kommt der Befund, dass Philosophen verschiedene Ergebnisse dazu geliefert hatten.

Ich verstehe darunter dieses: am Montag kann ich A wollen, am Dienstag B wollen. Ob ich das auch bekommen kann, ist dazu völlig unwesentlich (denn dies betrifft die Handlungsfreiheit, nicht die Willensfreiheit).

Wenn ich montags ein Mohnbrötchen haben will und ein anderes Brötchen am Dienstag, dann ist der Wille (innerhalb dieser Definition) frei. Natürlich ist dies an Bedingungen gebunden - meine Präferenzen haben sicher Ursachen. Nur weil sie Ursachen haben, sehe ich sie aber nicht als unfrei an (kann man aber machen, das ist aber eine sprachliche Frage).

Schopenhauer meint: da der Wille verursacht ist, ist er eben an diese Ursachen gebunden (und daher unfrei). Natürlich kann man das so sehen.

Was ist also "frei" (unverursacht oder nur veränderlich)?

Und all das führt uns zu Wittgenstein, Philosophie ist an Sprache gebunden.
Mein Wille hat sicher Ursachen, insofern ist er unfrei, aber ist eben auch veränderlich, und insofern doch frei.

Die zielführende Frage ist daher, was freier Wille nun eigentlich ist, wenn man ihn ganz präzise beschreibt. Wenn ich eine Katze suche, muss ich erst mal wissen, was eine Katze ist.

Ja: Es gibt freien Willen aber auch den anderer

Neben meinem freien Wollen gibt es ja immer auch das freie Wollen anderer. Und jede Quelle von Willen baut Druck auf, dass sich kommendes Geschehen hin in bestimmte, von diesem Willen bevorzugte Richtung entwickeln möge.

Wenn ein Quantenereignis (= Kollaps K der Wellenfunktion) eintrifft, bedeutet das, dass die Natur zu irgend etwas JA oder NEIN sagt, d.h. ein Machtwort spricht.

Ob sie JA oder das NEIN sagen wird, ist nicht voraussagbar, da sich die Antwort mit gewisser Wahrscheinlichkeit K(JA) bzw. K(NEIN) ergeben wird. Um die Höhe dieser beiden Wahrscheinlichkeiten wird vor dem Ereignis aber heftig gekämpft durch alles, das freien Willen hat. Mit anderen Worten: Bevor K eintritt, ist der Quotient K(JA)/K(NEIN) ständiger Veränderung unterworfen. Wer gewinnen wird, ist schon alleine deswegen nicht vorauszusagen.

Voraussagbar ist nur: Je größer zum Zeitpunkt K der Quotient ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Natur für Antwort JA entscheidet. Gegen ihr Urteil gibt es keine Berufung.

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Man kann es also so sehen: Jeder Kollaps der Wellenfunktion des Universums entspricht dem Spruch eines obersten Richters (den die Natur darstellt). Wie sein Urteil ausfällt, wird

  • wesentlich davon abhängen, wie geschickt und wie nachdrücklich die streitenden Parteien argumentieren,
  • nicht zuletzt aber auch davon, in welchem Umfang sie den Richter überzeugen können und wann er glaubt, das Urteil fällen zu können. Das letzte Wort hat immer er.
justasking717 
Fragesteller
 17.02.2022, 17:06

interessante Interpretation

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