Freier Wille: Meint ihr sowas gibt es?
https://www.youtube.com/watch?v=T8xqZp5a_Wo
Wenn unsere Welt völlig deterministisch ist, sind dann nicht alle meine Taten schon seit meiner Geburt fest vorgeschrieben? Wieso denke ich dann überhaupt noch...
11 Antworten
Die Welt ist auch auf rein physikalischer Ebene keineswegs deterministisch sondern probabilistisch. Laplace ging von einem strengen Determinismus aus. Er dachte, gäbe es ein Wesen, das beliebig intelligent ist und Ort und Impuls aller Teilchen im Universum kennen würde, er nannte es einen Dämon, so könnte dieses Wesen die Zukunft exakt vorhersagen. Der Quanten-Physiker Heisenberg hat jedoch mittels seiner Unschärferelation bewiesen, dass es so etwas wie einen gleichzeitig scharfen (genau bestimmten) Ort und Impuls eines Teilchens gar nicht geben kann. Er hat den Laplaceschen Dämon den Kopf abgeschlagen.
Nein, nicht gezielt und nicht willentlich. Wir können kein Wunschergebnis erzielen. Es ist Zufall in gewissen Grenzen. Es gibt eine deterministische Funktion, die Psi-Funktion, mithilfe derer sich die Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Werte (Ergebnisse eines Experiments) einer Messung exakt berechnen lassen. Der tatsächliche Wert aber nicht.
Die Welt ist nicht deterministisch aufgrund der Quantenphysik. Aber das ändert natürlich nichts an der Unsinnigkeit eines "freien Willens". Denn der deterministische Anteil wird ja lediglich durch einen Anteil des "echten Zufalls" ersetzt. Was also sollte das sein, ein "freier Wille"? Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann ja nicht wollen was er will.
Das ist leider zutreffend. Dennoch gehe ich weiterhin als Arbeitshypothese von einem freien Willen aus. Alles andere wäre Fatalismus und der ist mir zutiefst zuwider.
Soviel „Mystik“ muss sein um Mensch zu bleiben. Kein bisschen mehr, nur genau so viel.
"echter Zufall"?
Echten Zufall gibt es nicht.
Einerseits verfällt alles zwar zufällig ins Chaos, andererseits gibt es auch eine Macht die dies zusammenhält.
Im Universumgibt es dadurch ebenso Chaos wie Ordnung, sonst gäbe es dich und mich vermutlich auch nicht.
oder denkst du das auch nur zufällig? gibt es da keinerlei Ordnung oder Systematik die einen willen ausdrücken würde?
Wir sind hier aber nicht im Bereich der Quantenwelt sondern auf der Physischen Welt, auch wenn du vielleicht vielleicht zu klein wärst.
und würde man über den Tellerrand hinaussehen können, würde man realisieren dass es nicht nur Quanten sind.
Du hast über Quanten geredet und dann plötzlich über Protonen. Halte dich an ein Thema.
Meint ihr sowas gibt es?
Willensfreiheit ja, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit nur bedingt. Wird alles nur oft durcheinander gebracht, was zu Irritationen führt.
Das Problem liegt schon in der Sprache: was bedeutet es, dass der Wille "frei" ist? Das ist eben nicht eindeutig, man kann darunter verschiedenes verstehen. Daher kommt der Befund, dass Philosophen verschiedene Ergebnisse dazu geliefert hatten.
Ich verstehe darunter dieses: am Montag kann ich A wollen, am Dienstag B wollen. Ob ich das auch bekommen kann, ist dazu völlig unwesentlich (denn dies betrifft die Handlungsfreiheit, nicht die Willensfreiheit).
Wenn ich montags ein Mohnbrötchen haben will und ein anderes Brötchen am Dienstag, dann ist der Wille (innerhalb dieser Definition) frei. Natürlich ist dies an Bedingungen gebunden - meine Präferenzen haben sicher Ursachen. Nur weil sie Ursachen haben, sehe ich sie aber nicht als unfrei an (kann man aber machen, das ist aber eine sprachliche Frage).
Schopenhauer meint: da der Wille verursacht ist, ist er eben an diese Ursachen gebunden (und daher unfrei). Natürlich kann man das so sehen.
Was ist also "frei" (unverursacht oder nur veränderlich)?
Und all das führt uns zu Wittgenstein, Philosophie ist an Sprache gebunden.
Mein Wille hat sicher Ursachen, insofern ist er unfrei, aber ist eben auch veränderlich, und insofern doch frei.
Die zielführende Frage ist daher, was freier Wille nun eigentlich ist, wenn man ihn ganz präzise beschreibt. Wenn ich eine Katze suche, muss ich erst mal wissen, was eine Katze ist.
Ja: Es gibt freien Willen — aber auch den anderer
Neben meinem freien Wollen gibt es ja immer auch das freie Wollen anderer. Und jede Quelle von Willen baut Druck auf, dass sich kommendes Geschehen hin in bestimmte, von diesem Willen bevorzugte Richtung entwickeln möge.
Wenn ein Quantenereignis (= Kollaps K der Wellenfunktion) eintrifft, bedeutet das, dass die Natur zu irgend etwas JA oder NEIN sagt, d.h. ein Machtwort spricht.
Ob sie JA oder das NEIN sagen wird, ist nicht voraussagbar, da sich die Antwort mit gewisser Wahrscheinlichkeit K(JA) bzw. K(NEIN) ergeben wird. Um die Höhe dieser beiden Wahrscheinlichkeiten wird vor dem Ereignis aber heftig gekämpft durch alles, das freien Willen hat. Mit anderen Worten: Bevor K eintritt, ist der Quotient K(JA)/K(NEIN) ständiger Veränderung unterworfen. Wer gewinnen wird, ist schon alleine deswegen nicht vorauszusagen.
Voraussagbar ist nur: Je größer zum Zeitpunkt K der Quotient ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Natur für Antwort JA entscheidet. Gegen ihr Urteil gibt es keine Berufung.
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Man kann es also so sehen: Jeder Kollaps der Wellenfunktion des Universums entspricht dem Spruch eines obersten Richters (den die Natur darstellt). Wie sein Urteil ausfällt, wird
- wesentlich davon abhängen, wie geschickt und wie nachdrücklich die streitenden Parteien argumentieren,
- nicht zuletzt aber auch davon, in welchem Umfang sie den Richter überzeugen können und wann er glaubt, das Urteil fällen zu können. Das letzte Wort hat immer er.
Du meinst also, dass wir diesen Zufall mit unseren "Entscheidungen" beeinflussen können?