Französischlehrer?

2 Antworten

Als ich auf dem techn. Gymnasium war, gab's auch Klassenkameraden, die auf einem allg. Gymnasium waren (kam mit Mittlerer Reife dorthin). Ja, die haben auch so Storys erzählt, dass sie in Französisch gerade so eine 4 bekommen, aber im Frankreich-Urlaub ohne ein Wort in einer anderen Sprache problemlos durchkommen.

Bei uns war aber Französisch nicht so wichtig und die Lehrer eher weniger motiviert. So assi wie du sie beschreibst waren sie nicht.

notting

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Hehe jepp, Framzösisch also. Das war bei uns auch Pronlemfach Nummero uno. Bei unserer Schule ist damals gar noch nichtmal ein Französisch-Grundkurs zu stande gekommen! Und das obwohl, sich unsere Direktorin immer damit geschmückt hat, mit einem Franzosen verheiratet zu sein und unsere Partnerschule in Paris ist.

Da in unserem Jahrgang kein Grundkurs zustande gekommen ist, wurden wir als Q1/Q2 zusammen mit dem Grundkurs der Q3/Q4 zusammengelegt und mußten plötzlich am Untericht von der Stufe über uns teilnehmen (und im Folgejahr als wir dann die Q3/Q4 waren, wurden wir mit der "neuen Q1/Q2" zusammengelegt).

Wir hatten damals in der 6. / 7. Klasse eine sehr witzige, humorvolle Französischlehrerin. Leider für manche etwas zu humorvoll und freundlich - so daß leider niemand vor ihr Respekt hatte. Der Unterricht war zu laut, bei manchen setzte die prepubertäre Phase ein und der Unterricht glich mehr einem Affenzoo. So sehr - daß manchmal die Lehrer, die nebenan Unterricht hatten, bei uns reingeplatzt sind und sich beschwert haben, daß es bei uns zu laut war

Die Konsequenz: Niemand passte im Unterricht auf, alle waren nur mit Gameboys beschäftigt (Smartphones gab es damals noch nicht) und die Lehrerin waren die Dompteurin, die sich von den Schülern auf der Nase rumtanzen lies.

Und da gerade in der 6./7. Klasse die wichtigsten Grundlagen gelegt werden, hatte man natürlich in den Folgejahren enorme Probleme.

In der 8. Klasse bekamen wir unseren Deutschlehrer, zusätzlich als Französischlehrer. Wir hatten ihn also in 2 Hauptfächern und sahen ihn doppelt so häufig wie unsere eigene Klassenlehrerin. Der Mann war Francophil, sprach neben Französisch auch noch Russisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Latein und dröfltausend andere Sprache und war ein absolutes Sprachgenie. Eine Kollegin sagte mal über ihn "Der Mann spricht perfektes Französisch - es hört ihm nur leider niemand zu". Im Vergleich zu seiner Vorgängerin, war es bei ihm noch lauter. Die Klasse war kaum unter Kontrolle zu bringen und hatte null Respekt vor ihm. Er wurde im Unterricht mit Papierkugeln abgeworfen, laute Musik wurde abgespielt oder sogar persönliche Diffamierungen unternommen. (Als er z.b. mal sagte, er war am Wochenende im Krankenhaus bei seiner kranken Mutter, kam im Chor zurück "oooh boooo, eine Runde Mitleid").

Das Schlimme war, daß es dann natürlich auch massiv Elternbeschwerden gab, weil die Klausuren und Vokabeltests dementsprechend schlecht liefen. Auf den Elternabenden hieß es dann immer nur "Der Herr X. bringt den Kindern nichts bei! Der taugt nichts". Hat mir halt immer leid getan, weil ich schon den Eindruck hatte, daß er - trotz der Tatsache, daß er von einem Großteil der Klasse gemobbt wurde - gerne unterrichten würde und auch sonst immer sehr freundlich war. Er war halt schlichtweg zu gutmütig. Eigentlich hätte man sich nicht darüber beschweren sollen, daß er den Kindern "nichts beibringen" würde, sondern sich mal an die eigene Nase fassen, und eingestehen, daß wir als Klasse schlichtweg zu laut waren und seine Gutmütigkeit ausgenutzt haben, so daß kein vernünftiger Unterricht möglich war.

Nach diversen Elternabenden wurde der Lehrer dann nach der 8. Klasse vorzeitig abgesetzt. Wir bekamen in der 9. Klasse plötzlich eine sehr strenge Lehrerin, kurz vor der Pensionierung. Es war das erste Mal, daß wir quasi Französisch-Unterricht hatten, während die Klasse ruhig war und nicht getobt hat. Doch dafür war's dann schon zu spät. Unsere Lehrerin hat sich stets darüber moniert, was für einen geringen Wissenstand wir doch hätten. "Ihr seid meine schlechteste Klasse in 30 Jahren Berufserfahrung" wurde zu einem ihrer Standard-Sätze, den sie in jeder Stunde mindestens einmal vom Stapel ließ. Auch hier hagelte es wieder Elternbeschwerden, da wir - nachdem wir 3 Jahre lang den Französischunterricht durch Lautstärke torpediert haben - plötzlich ernsthaft gefordert wurden und jede Woche Vokabeltests hatten. Doch da besagte Lehrkraft sowieso in Rente ging, hielt man es im Kollegium nicht nötig, nochmal unnötig Stress zu machen.

In der 10. Klasse sind 6 Schüler aus unser Klasse, die Französisch gewählt haben, nach Amerika gegangen, wegen Auslandsjahr. Dementsprechend wurden wir mit der Parallelklasse zusammengelegt, welche damals in der 6./7. Klasse die strenge Lehrerin hatten und daher von Anfang an besonders gefordert wurden. ("Die Parallelklasse ist meine beste Klasse in 30 Jahren Berufserfahrung, mit der ich ein außerordentlich hohes Niveau fahren kann"). Es kam wie es kommen musste: Wir, die jahrelang (bis auf die 9. Klasse) im Französischunterricht nur Tohuwabohu gemacht haben, stoßen auf die Paralleklasse, welche von Anfang an strenge Lehrer hatten.

Ein krasser Kulturschock, wenn plötzlich Leute neben Dir sitzen und fließend Französisch sprechen, während man selbst vorher nur wenige Sätze rausbekam. Ironischerweise gehörte unsere Französischlehrerin der 10. Klasse wieder zu der Rubrik, wo man im Unterricht laut sein konnte und man ihr auf der Nase herumtanzte. Sie selbst war zudem auch noch schwerhörig - bekam also manchmal gar nicht mit, wenn Leute während ihres Unterrichts Musik abspielten oder sie beleidigten. Eigentlich auch hier wieder sehr schade, denn die Lehrerin hatte drei (!) Doktortitel und war vorher jahrelang in der Wissenschaft tätig gewesen. Schade, daß sie so eine laute Klasse bändigen musste, deren Handyspielchen einem wichtiger war als Unterricht.

In der 11. Klasse kam, wie gesagt, kein Französisch-Grundkurs mehr zu stande, so daß die verbleibenden Schüler dann mit den Zwöftklässlern zusammengelegt wurden. WIr hatten uns darauf geeinigt, daß wir dann in der 11. Klasse zusammen mit den Zwölftklässlern sozusagen den Stoff der 12. Klasse behandeln und dann im Jahr darauf, wo wir dann in der 12. Klasse sind, zusammen mit den folgenden 11. Klässlern den Stoff der 11. Klasse nachholen.

Die Lehrerin aus dem Zwölftklässler-Kurs zeichnete sich dadurch aus, daß sie bedeutend jünger war. Damals gerade 26 Jahre. Dementsprechend war sie eher so wie eine "gute Freundin" und auch nicht all zu streng, wenn man etwas nicht korrekt war. Dennoch hatten die Schüler Respekt vor ihr und es war nicht laut. Etwas ungewöhnlich war jedoch die Tatsache, daß sie halt zuvor schon ein Jahr lang mit den Zwöftklässlern Unterricht gemacht hatte und wir als Elftklässler sozusagen "dazu gestoßen sind" und halt dementsprechend paar Insider-Witze nicht verstanden konnten. Dennoch war ihr Unterricht sehr gut, denn sie nahm alle Schüler mit und hatte, wie gesagt, auch Verständnis für diejenigen, die nicht so gut waren. Etwas blöd fand ich nur daß sie, immer wenn Schüler krank waren, über sie gelästert hat. Ihr Unterricht hatte in etwa immer das folgende Muster

-Einführung des Themas

-Unterrichtsgespräch über das Thema

-Erteilen eines Arbeitsauftrages, den man während des Unterrichts ausführen sollte

-Während der Bearbeitungszeit Lästereien über Kollegen oder abwesende Mitschüler

-Besprechung des Arbeitsauftrages.

Abgesehen von dem Lästern war es also ein ziemlich guter Unterricht.

Nicht falsch verstehen- ich fand die anderen Französischlehrer auch gut. Nur war halt da das Problem, daß entweder die Schüler null Respekt vor ihnen hatten (6./7./8./10. Klasse) und es deswegen kaum zu richtigem Unterricht kam, da die Lehrer die ganze Zeit damit beschäftigt waren "die Klasse zu beruhigen" oder die Lehrer notorisch streng und überfordernd waren (9. Klasse).

Die Lehrerin, die wir in der 11. Klasse, zusammen mit den Zwölftklässern bzw. in der 12. Klasse zusammen mit den Elftklässlern hatten, war hingegen bei allen Schülern beliebt - wahrscheinlich, weil sie vom Alter auch sehr nah an den Schülern dran war. Deswegen hatte sie halt von allen Schülern eine Chance bekommen und sie wurde ernst genommen - eine Sache, die den anderen Französischlehrern leider verwehrt blieb. Deswegen denk ich, das an Französisch-LK bei uns damals so wenig Interesse bestand. Trotz Partnerschule in Paris und Direktorin mit französischem Geliebten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung