Frage zu autisten bzw. asperger syndrom

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Wenn ein Autist nicht reagiert, kann das verschiedene Gründe haben. Es kann sein, dass er es wirklich nicht gehört hat, dass er angesprochen wurde. Autisten leiden oft mal unter Reizüberflutung, was zu Overload führen kann.
Dass er den Strom in der Wand hört, kannst du als gegeben hinnehmen, das geht einigen (nicht allen) Autisten so, dass sie Geräusche wahrnehmen, die sonst kaum jemand wahrnimmt. Nun stell dir vor, du hörst den Strom in der Wand, in einer Ecke tuscheln Schüler, die Neonröhren summen, auf dem Flur hustet jemand, und dann wirst du angesprochen, während du all das zeitgleich stark wahrnimmst. Dann kann es durchaus passieren, dass du nicht mehr wahrnimmst, dass du gemeint bist. Es kann auch sein, dass er im Overload abschaltet. Es kann aber auch eine Angst mitschwingen, vor Gruppen zu sprechen. Jedenfalls sind viele Autisten mündlich viel schlechter als schriftlich in der Schule, war bei mir auch so, aus verschiedenen Gründen.
Es kann auch sein, dass er die Fragestellung nicht verstanden hat, wenn der Lehrer nicht direkt kommuniziert, sondern vielleicht Ironie angewendet hat oder etwas zwischen den Zeilen sagte. Manchmal überlegen Autisten auch einfach länger und würden antworten, wenn man ihnen die Zeit ließe. Aber meist wird man ja im Denkprozess bereits unterbrochen mit Fragen wie "Hast du zugehört?" und sowas.

Warum er etwas nicht von der Tafel zeichnen möchte, kann auch verschiedene Gründe haben. Es kann sein, dass er sich die Zeichnungen sehr leicht merken kann und deshalb keinen Sinn darin sieht, wenn er sie bereits im Kopf gespeichert hat, sie noch mal im Heft zu "speichern". Es kann aber auch sein, dass er sich nicht gut darauf konzentrieren kann, etwas abzuzeichnen, während andere Schüler tuscheln oder er sonstige Geräusche wahrnimmt. Stifte auf Papier können auch geräuschvoll und ablenkend sein.

Wenn du es genau wissen willst, wie es bei ihm ist, frag ihn. Offen, ehrlich, ohne etwas zwischen den Zeilen zu sagen, aber freundlich.

denn voll oft, wenn wir unterricht haben und die lehrer ihn was fragen, guckt er einfach nur so, als wenn er gar nicht gehört hätte, dass die gerade irgendetwas gesagt haben

Möglicherweise war er in Gedanken versunken und hat den Unterricht wirklich nicht mitbekommen, oder du interpretierst seine Reaktion falsch. Er kann sich auch darauf konzentriert haben, zuzuhören, weswegen er in beim Unterricht eine Richtung schaute, in der ihm die visuellen Reize am wenigsten ablenkten. Hat er vom Unerricht nichts mitgekriegt wird er auf die Frage: "Was hat der Lehrer soeben gesagt?" keine Antwort wissen.

Hat er vielleicht angst, etwas zu sagen? Hat er keine lust ? Hält er es nicht für nötig?

Das kann auch sein. Wobei ich die Optionen keine Lust zu haben und eine Beteiligung nicht für nötig zu halten als dasselbe ansehe.

Es war auch schon voll oft in physik so, dass wir irgendwas von der tafel anzeichnen sollten und der lehrer ihn dann gefragt hat:"möchtest du das nicht auch mal langsam abzeichnen" ? Er hat darauf dann nur den kopf geschüttelt, als wäre er total stur oder so..

Warum sollte er es auch langsamer abzeichnen? Stell dir vor, jemand würde dir jetzt sagen: "Lies langsamer!"m oder "Schreib langsamer!". Zusammen mit dem Zusatz "dann machst du weniger Fehler!" wäre das ja ein einleuchtender Rat, aber ohne Begründung lässt sich kein Sinn darin erkennen.

Er sagte letztens auch, er könnte den strom in der wand der leitungen hören..

Das ist wahrscheinlich Hypersensibilität. Bei Autismus kommt das häufig vor.

kann das sein, dass autisten ein besseres gehör haben, als menschen ohne asperger syndrom ?

Nachdem nicht jeder Autist Asperger Autist ist ist diese frage schonmal widersprüchlich. Außerdem müssen Autisten kein besonders gutes Gehör haben. Sie können auch taub oder schwerhörig sein oder ein durchschnittliches Gehör haben. Autismus ist ein Spektrum verschiedener Eigenschaften und für eine Diagnose muss man nicht jede haben.

DarkSepia  27.02.2012, 22:38

P.S.: Hab mich verlesen. Ich dachte, er zeichnet schnell ab und soll langsamer zeichnen. In Wiklichkeit zeichnet er gar nicht ab und soll damit anfangen. Hm, Aufgaben im Unterricht zu verweigern kann viele Gründe haben.

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Hallo kleinerKoala, was sich in seinem Kopf abspielt, es wird dir verborgen bleiben wenn du dich nicht sehr intensiv mit ihm beschäftigst. Einiges kann ich dir vielleicht etwas erklären.

Es ist wichtig wie du deinen Mitschüler ansprichst. Auf eine implizite Frage kann er schwerlich eine Antwort geben. Die Frage muss klar formuliert sein..ohne umschweife... und was besonders wichtig ist, er muss direkt angesprochen werden. Wenn du ihn fragen würdest, kannst du die Frage beantworten, dann kann es gut sein, er antwort..ja und mehr nicht. Das ist auch die logische Antwort auf deine Frage. Wichtig ebenfalls ...achtet auf Augenkontakt...

Autisten haben eine ureigene und klare Kommunikation, die bei Interesse auch von Nicht-Autisten erlernbar ist. Er hat bestimmt keine Ängste Antworten zu geben oder zu sprechen, denn wie du beschreibst, redet er ja viel. Schau dir bitte das mal genau an und vielleicht kannst du erkennen wie seine Kommunikation ausgerichtet ist. Bei dem Asperger Syndrom ist es oft eher ein Monolog. Autisten können oft auch nicht erkennen ob dich das Thema interessiert. Mimik und Gestik sind oftmals ein Buch mit sieben Siegeln.

Wenn er Witze macht, kann es sein, ihr versteht dann oft nicht warum dieser Witz eben fällt?... viele Asperger Autisten erlernen Witze. Er möchte einfach so normal wie nur möglich erscheinen und es kann sein das er euch auch imitiert. Viele Autisten erlernen so Sozialkontakt. Eher normal ist es, wenn dein Mitschüler Aussagen wörtlich nimmt. Ganz typisch ist, wenn der Lehrer fragt, ob er es nicht abschreiben will. Wie am Anfang schon beschrieben, warum sollte er das? Für ihn unlogisch. Wenn du explizit gefragt wirst und wählen könntest, dann würdest du dir das auch lieber sparen. Er muss zwischen den Zeilen lesen um zu erkennen was von ihm gerade gefordert wird. Wir erahnen es intuitiv, er kann das nicht leisten. Vom Grunde ist es auch eine sehr schlechte Kommunikation. Genau diese Ansprache verstehen Autisten sehr schlecht, wenn sie es noch nicht erlernt haben. Das erlernen von impliziten Botschaften ist für Autisten sehr schwer....und manchmal unmöglich.

Ich könnte mir gut vorstellen, für deinen Mitschüler sind Hausaufgaben etwas überflüssiges. Warum sollte er etwas wiederholen, was er in der Schule schon gelernt hat? Das ist unlogisch für ihn und nicht nachvollziehbar.

Was Autisten hören, können wir uns nur beschreiben lassen und sollten es nicht gleich in Frage stellen. Viele Autisten haben mit Gräuschen und Gerüchen ein großes Problem. Das ist dann eine Hörwarnehmungsverabeitungsstörung und das ist nicht selten. Wir würden auch viel mehr hören können, wenn wir es nicht filtern könnten. Wir blenden vieles aus, können es filtern... ein Autist kann das nicht. Er ist diesen Reizen hilflos ausgesetzt und es kann ihn auch maßlos überfordern. Stelle dir nun mal eine Pause mit lärmenden Schülern und den Alltagsgeräuschen vor....grauenvoll... bis sehr schmerzhaft....

Ich kann deine irritationen gut nachvollziehen, aber emphfehle dir und deiner Klasse/Lherern ,sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. ich verspreche dir, es ist sehr interessant. Ihr werdet auch viel über euch selbst entdecken. Da ich all das von meinem Sohn kenne, weiß ich auch wie wichtig es ist, damit er verstanden werden kann. Seine Klasse/Lehrer wurden von kompetenten Fachleuten (von einem Autismus-Therapie und Beratungszentrum) im Rahmen eines Projekttages in dieses Thema eingewiesen und an all das herangeführt. ... und werden auch wieterhin betreut...

LG

in der Hoffnung ihr öffnet euch für dieses sehr interesante Thema.

Das mit dem "der hört nicht zu" kenne ich auch.

Viele Lehrer sind/waren verwundert, dass ich trotzdem dem Unterricht folgen konnte, obwohl ich so abwesend war. Tasächlich war ich es wohl auch, da die Reizüberflutung wohl 80 % meiner Wahrnehmung übertönt hat, aber manche Fächer für mich auch nicht schwer sind. Gleichzeitig habe ich aber auch eine ADS-Komponente, so dass es durchaus möglich ist, dass ich wirklich nicht zuhöre und es schlimmstensfalls sogar "zu langweilig" ist. Manche Sachen Abzeichnen ist auch etwas, was ich eigentlich "nicht für nötig" halte, aber damals habe ich mich (leider) nicht durchgesetzt - da ich von Natur aus passiv bin.

Ich bin aber schon lange nicht mehr in der Regelschule gewesen (werde zurzeit Zu Hause unterrichtet) und es interessierte auch sowieso - (im Gegensatz zu dir ^^) - kein anderer Schüler für mich - wobei ich auch damals nicht die Diagnose hatte.

besseres gehör haben, als menschen ohne asperger syndrom ?

Ich benutze hier mal das Wort 'Autisten' . Ich habe zwar die Diagnose Autismus, man weiß aber nicht genau "um welchen" es handelt, weshalb ich auf jeden Diagnose Zettel irgendeinen anderen Namen habe, in jeweils anderer Bedeutung des Psychiaters. Typisches Spektrum-Problem.

Autisten haben (angeblich) in der Regel bessere Sinnesfähigkeiten. Auch die Sehschärfe (warum auch immer...darüber wird nie geredet) sei bei vielen stärker als bei "Normalen". Andere würden angeblich sogar den Ultraschall von Fledermäusen hören oder weitere Sci-Fi-Geschichten.

Ich habe mal aus Spaß ein bisschen die Frequenzen ausprobiert, die ich noch wahrnehmen konnte. (Sinus-Ton, 17 Jahre)

Bis 17,50 Khz bin ich mit einem Ton-Generator gekommen, aber ich habe hier weder einen schalltoten Raum noch die nötigen Lautsprecher, die das richtig darstellen können. (es gab Rauschen , 18Khz hört sich tiefer an als 18,5 Khz etc.)

Und ich weiß auch nicht ob andere junge Menschen das nicht auch können müssten. Auf jedenfall nehmen Autisten mehr Dinge wahr, die für andere unwichtig sind und ausblenden selbst wenn diese genau hinhören würden...

Also erst möchte ich erwähnen, dass ich das gleiche Syndrom habe, wie dein Mitschüler.

Mit uns ist das schwieriger, weil wir eine Kommunikations- und Verhaltensstörung haben, wir haben deswegen besondere Fähigkeiten, wie z. B. ein Fotographisches Gedächtnis.

Ich hab sogar mal gehört, dass ein Kind, mit dem gleichen Syndrom, die Luftlinie von L. A. aus den Gedächtnis nachzeichnen konnte UND DAS OHNE FEHLER!!!!

Wahnsinn oder?

Naja wir sind halt besonders.

Und ich muss sagen, dass ich im Gegensatz zu meinen Klassenkameraden (22) am Besten höre, weil wir haben nämlich mal einen Hörtest in der Schule gemacht.

Und zwar haben wir das so gemacht:

Wir haben bei 1000 Hz angefangen, das noch jeder hört.

Dann:

2000 Hz

4000 Hz

8000 Hz

10000 Hz

12000 Hz

14000 Hz

15000 Hz

16000 Hz

17000 Hz bis dahin haben es nur noch 16 von uns gehört

18000 Hz nur noch 11

19000 Hz nur noch 7

20000 Hz nur noch ich und 3 andere, darunter mein bester Freund.

Aber ich kann definitiv keine höheren Frequenzen hören und auch kein hohes Piepen von Strom.

Rechercheur  27.02.2012, 19:05

Schreib bitte nicht "wir", wenn du dich meinst. Nicht alle Autisten sind gleich und Verallgemeinerungen greifen zu 99 % daneben.
Ich bin auch Asperger-Autist, habe aber kein Fotografisches Gedächtnis. Und ich wage zu behaupten, dass die wenigsten Autisten eins haben.

Auch ist Autismus keine Kommunikations- und Verhaltensstörung, sondern eine Tiefgreifende Entwicklungsstörung. Diese führt allerdings dazu, dass die Kommunikation anders ist, denn Autisten können in der Regel nicht oder schlecht Mimik, Gestik und Zwischen-den-Zeilen-Gesagtes verstehen, also den nonverbalen Part der Sprache, der aber den größten teil der Kommunikation ausmacht. genauso wenig allerdings verstehen Nicht-Autisten meist die gestik und Mimik von Autisten. Sie ist einfach anders.

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