Falsche Berufsentscheidung gewählt?
Hey Leute,
ich stecke in einer kleinen Krise...
Habe Anfang August die Ausbildung beim Zoll begonnen. Ein paar Tage später kam dann auch die Zusage der Landespolizei und ich habe abgelehnt. Seitdem bin ich ständig am Grübeln, ob das die richtige Entscheidung war....Polizist war eigentlich schon immer mein Traumberuf aber habe dennoch (wieso auch immer..) abgelehnt. Der Zoll bietet natürlich auch viele Möglichkeiten aber ich interessiere mich da hauptsächlich nur für die Waffentragenden Bereiche. Dort wird aber immer ein geringer Teil eingesetzt. Diese Berufswahl habe ich auch unter anderem getroffen, da man (langfristig gesehen) ein ruhigeres Leben hat. Bei der Polizei hat man jedoch von Anfang an Action hat und das ist ja für junge Menschen wie mich viel attraktiver. Ich kann mir trotzdem kaum erklären wieso ich bei der Polizei abgelehnt habe...Bin am überlegen ob ich die Polizei anschreiben soll und ich meine Ablehnung zurücknehmen kann...aber irgendwas hindert mich daran.
Ich fühle mich beim Schreiben dieses Textes etwas lächerlich aber möchte auch mal andere Meinungen dazu hören.
War mal jemand von euch in so einer Situation? Ist jemand zufällig Polizei- oder Zollbeamter? Könnt ihr mir euer Erfahrungen teilen?
Ich danke euch!
4 Antworten
Warum man eine Zusage von der Polizei ablehnt, um beim Zoll zu arbeiten, versteh ich auch nicht. Erst recht nicht, wenn du sagst, dass Polizei immer dein Traum war.
Wenn du allerdings sagst, es interessieren dich hauptsächlich die „waffentragenden“ Bereiche, frage ich mich bei beidem, ob es der richtige Beruf für dich ist. Ich würde zwar bei der Arbeit auch nicht auf meine Waffe verzichten wollen, aber du bist ja scheinbar sehr darauf fixiert. Sowohl als Polizei- als auch als Zollbeamter musst du in der Lage sein, gesonnen und deeskalierend an eine Situation ranzugehen und in erster Linie durch Kommunikation Lösungen zu finden. Die Dienstwaffe stellt das letzte Mittel da, um sein eigenes Leben oder das Leben eines anderen zu schützen. Und ich habe noch von keinem Kollegen gehört, der sich nach dem Einsatz seiner Waffe gegen eine Person gut gefühlt hat.
Ich würde mir an deiner Stelle also vielleicht die Frage stellen, ob du dich beruflich richtig orientiert hast.
Ob du die Absage „zurücknehmen“ kannst, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Viele Grüße
Die Waffentragenden Bereiche beim Zoll sprechen mich von der Tätigkeit her einfach mehr an. Ich wähle nicht gezielt einen Beruf aus wo man nur ne Waffe trägt. Mich interessieren dabei die Tätigkeitsfelder. Als ich erst die Zusage vom Zoll erhalten habe, war ich sehr froh und mein Kopf war sich schon sicher, dass ich dort besser aufgehoben bin. Vielleicht hast du recht damit, dass ich nicht weiß was ich wirklich will....
Du hast dich entschieden - also steh dazu und beende deine Ausbildung beim Zoll. In drei Jahren kannst du immer noch zur Polizei, wenn du dann meinst, das das besser für dich wäre.
Mir wäre es aber lieber, du würdest einen ruhigeren Job machen - wer zur Polizei geht, um "Action" zu erleben, ist meiner Meinung nach fehl am Platz. Und wer zum Zoll geht, um eine Waffe tragen zu dürfen, auch.
Ich hoffe, dass dein Unterbewuisstsein etwas klüger/ reifer ist als der Teil von dir, der die Frage gestellt hat, und dich vor deinem jugendlichen Leichtsinn schützen will.
Zieh die Ausbildung beim Zoll durch und nutze die Zeit, um erwachsen zu werden. Danach stehen dir immer noch alle Wege offen!
Mir wäre es lieber, DU würdest Pakete auf Schmuggelware kontrollieren statt mit geladener Waffe durch die Gegend zu rennen. Weil ich den Eindruck habe, dass dir überhaupt nicht klar ist, was das bedeutet.
"Action" gibt es in Computerspielen - da draußen sind echte Menschen unterwegs, da werden echte Straftaten begangen usw. Wünschst du dir wirklich Banküberfälle, Schlägereien und illegale Autorennen, damit du den Helden spielen kannst?
Mag sein, dass du dich einfach nur unglücklich ausgedrückt hast - für mich klingt es aber eher so, als wolltest du dir/ der Welt irgendwas beweisen.
In dem Fall soltest du es besser bei Youtube versuchen - Polizei und Zoll brauchen "Teamplayer" und kühle Köpfe.
Wahrscheinlich habe ich mich mit action etwas falsch ausgedrückt. Du liegst damit auch vielleicht richtig, dass ich mir unbedingt etwas beweisen muss...keine Ahnung warum. Dass man mit Straftaten usw. zu tun hat ist mir auch klar, aber ich war schon immer jemand der bei Problemen, Streitereien dazwischen gegangen ist und versucht hat zu schlichten...als ob ich mich dazu "berufen"fühle. Ich bin natürlich auch froh beim Zoll zu sein aber dieses "Was wäre wenn" lässt mich zurzeit nicht los
Sobald du eine Sache machst, gibt es tausend andere, die du deswegen nicht machen kannst. Damit musst du dich abfinden.
Mach dir klar, dass dir die Polizei gerade nur deswegen "perfekt" erscheint, weil du nicht dort deine Ausbildung machst und keine Alternativen dazu suchst...
Die Berufswahl ist die erste wirklich wichtige Entscheidung in deinem Leben - und du wirst merken, dass die Zweifel umso größer sind, je bedeutender etwas ist. Das ist normal. Halte es aus!
Wenn du in einem Jahr das Gefühl hast, dass deine Entscheidung falsch war (das ist sehr viel mehr "Was wäre, wenn..."!), kannst du immer noch handeln.
Erstmal vielen Dank für deine Hilfe!
"Sobald du eine Sache machst, gibt es tausend andere, die du deswegen nicht machen kannst. Damit musst du dich abfinden."
Da hast du recht...auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner
"Mach dir klar, dass dir die Polizei gerade nur deswegen "perfekt" erscheint, weil du nicht dort deine Ausbildung machst und keine Alternativen dazu suchst..."
Dasselbe haben mir auch meine Eltern gesagt...und irgendwie tief in mir bin ich selbst davon überzeugt
"Die Berufswahl ist die erste wirklich wichtige Entscheidung in deinem Leben - und du wirst merken, dass die Zweifel umso größer sind, je bedeutender etwas ist. Das ist normal. Halte es aus!"
Was genau meinst du mit "je bedeutender etwas ist"?
Dass das "was wäre, wenn..." wesentlich kürzer und oberflächlicher ausfällt, wenn du dich zwischen Schoko- oder Vanilleeis entscheiden musst, ein bisschen länger dauert und du gründlicher überlegst, wenn es um eine neue Jeans geht und noch länger, wenn es darum geht, welches Auto du dir kaufst.
Weil "falsche" Entscheidungen immer größere Auswirkungen haben.
Bei einem Beruf, den du möglicherweise die nächsten 40 Jahr ausüben wirst, ist die Grübelei eben noch intensiver.
Ernsthaft? Dir geht es darum eine Waffe zu tragen??!! Dann bleibe bitte beim Zoll!
Nein da hast du mich falsch verstanden....
Die Bereiche wo der Zoll eine Waffe trägt sprechen mich nunmal mehr an als die Verwaltungsaufgaben. Ich bin doch nicht so bescheuert und suche mir eine Abreit aus wo man nur ne Waffe trägt und denkt man wäre der Oberhammer....dann hätte ich lieber gleich Soldat werden sollen.
An deiner Stelle würde ich schleunigst bei der Landespolizei, bei der du die Zusage hattest nachhaken, ob du die Absage noch zurückziehen kannst. Das wird nur möglich sein, wenn nicht genügend Zusagen für die Einstellungskapazität erfolgt sind. Du bist schließlich aus der Rangliste freiwillig raus und jemand anderes ist bereits nachgerückt.
Sollte man dir nochmals die Möglichkeit zur Zusage bieten, dann müsstest du die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis beim Zoll beantragen. Diesem Antrag wird im Normalfall auch stattgegeben. Im Übrigen ginge das auch noch nächstes Jahr, falls du dich erneut bei der Polizei bewerben willst. Jedoch können dann Rückzahlungen (anteilig) für die bisher erhaltenen Anwärterbezüge seitens der Bundeszollverwaltung von dir gefordert werden. Das müsstest du dann in Erfahrung bringen ob dem so ist und in welcher Höhe.
Wenn du deine Zukunft eher im Polizeivollzugsdienst siehst, dann wirst du beim Zoll nicht glücklich werden. Nicht alle kommen nach der Ausbildung in die waffentragenden Bereiche (für alle anderen: Die Bundeszollverwaltung hat diese Begrifflichkeit selbst geschaffen). Und auch dort haben die Tätigkeiten nur sehr wenig mit denen im polizeilichen Einzeldienst oder der Bereitschaftspolizei gemein. Wenn du kein besonderes Interesse an Finanz- und Steuerrecht hast, sehe ich auch keine Vorteile beim Zoll. In der Bundesbehörde Zoll bist du in ganz Deutschland versetzbar (soviel zu langfristig gesehen ruhigerem Leben), hinzu kommt das niedrigere A6er Einstiegsamt, gegenüber der A7 bei der Polizei.
Allerdings musst du dich auch selbst einschätzen, was genau du dir vorstellst. Der Kontakt mit jedwedem Klientel ist natürlich bei der Polizei höher. Das was du als "Action" bezeichnest ist zwar auch bei der Polizei nicht der Alltag allerdings wahrscheinlicher und öfter der Fall, als beim Zoll. Zwar besteht der Streifendienst hauptsächlich aus der Aufnahme von Kat. 5 Unfällen, besonders schweren Diebstahl und ähnlichem. Es gibt allerdings hin und wieder Einsätze, in denen man mit Gewalt (selten auch gegen einen selbst) und Toten (vorallem Unfälle und daheim Verstorbene) konfrontiert wird. Der Streifendienst ist aber nicht der Anfang, wenn du jung bist, sondern für die meisten Beamten die Tätigkeit, die über viele Jahre ausgeübt wird. Vorher kommt teilweise noch eine mehrjährige Verwendung in der Bereitschaftspolizei. Auch da ist das Aufgabenspektrum recht breit.
So oder so sind Zoll und Polizei sehr verschieden. Letzten Endes musst du aber selbst entscheiden, was du dir vom Berufsleben erhoffst.
Vielleicht hat mich mein Unterbewusstsein ja wirklich davon abgehalten. Irgendwas hat mich einfach davon abgehalten bei der Polizei abzulehnen...warum wäre es dir lieber einen ruhigeren Job zu machen? Hast du da Erfahrungen auf beiden Seiten (also ruhig und hektik) gemacht?