Auch wenn ich schon lange raus bin, hätte ich mir früher Konzepte wie in anderen Ländern gewünscht: ein System, in dem sich Pflicht-Lernen (der klassische Lehrplan) und frei wählbare, evtl. auch nicht benotetete Aktivitäten (was aktuell AG oder (außerschulischer) Verein ist) sich ausgleichen.
Warum? Ich hatte keine Lust auf trockenen Unterricht, und das war leider ein Großteil dessen, was Schule damals geboten hat. Hätte ich im Schulteam statt im Verein gespielt und wäre mit Fehlstunden nicht aufgestellt worden, meine Anwesenheitsrate wäre drastisch gestiegen. Hätte ich in der Schule Gitarre lernen können (was ich zuhause lange nicht durfte), wäre das nochmal ein Grund gewesen, auch langweiligen Unterricht zu schlucken. Auch richtigen Zeichenunterricht hätte ich gerne gehabt, oder eine Schreibwerkstatt, oder Spanisch, oder, oder, oder. Leider war bei den AGs für meine Klassenstufe meist wenig "Interessantes" dabei, oder es sich mit dem privaten Sportverein überschnitten usw.
In so einem Unterrichtssystem Platz für kostenlose, schulspezifische Nachhilfe, und die Aussicht, weitere Wunschaktivitäten wählen zu dürfen, wenn die Mathe- oder Deutschnote endlich besser wird, vielleicht ein zusätzlicher Ansporn. Den Unterricht könnten auch ältere Schüler "kostenneutreal" übernehmen und ihn sich als Praktikum/ Ehrenamt o.ä. anrechnen lassen.
Schüler sollten auf kreative und unterschiedliche Arten "lernen lernen" statt einfach nur möglichst viel "Stoff" aufzunehmen. (Dann würde der aktuelle Fernunterricht auch besser funktionieren...)
Vor allen Dingen wünsche ich mir im Moment aber eine eine Vereinfachung und Verallgemeinerung der 16 verschiedenen Systeme. Einen bundesweiten (langfristig vielleicht sogar europaweiten) Basislehrplan, der ggf. noch länderspezifisch ergänzt werden darf. Schluss mit unterschiedlichen Namen für gleiche Abschlüsse und unterschiedlichen Abschlüsse für vergleichbare Leistungen. Mehr Durchgängigkeit (Wechsel zwischen unterschiedlichen Schultypen) bzw. mehr Möglichkeiten für zweite und dritte Bildungswege auch im Erwachsenenalter und berufsbegleitend.
Den ganzen Digitalkram sehe ich übrigens gar nicht als so wahnsinnig wichtig an - die junge Generation wird der älteren in dem Bereich immer ein, zwei Schritte voraus sein und sich vieles selbst aneignen können. Klar, Basics sollten auch hier vermittelt werden, aber der Rest sollte in den Wahlberech fallen, wo der Unterricht von engagierten und interessierten Lehrern übernommen werden kann.