Fahren Züge eigentlich, wenn es schneit?


21.10.2021, 08:01

z.b in niedersachsen

12 Antworten

Spurgebundene Fahrzeuge haben nach dem generellen Vorteil einer äußerst geringen Reibung auch den Vorteil, dass sie (meist) nicht von der Fahrbahn abkommen können. Daher fahren sie erst einmal bei allen Wettern.

Nun gut, dann gibt es doch Einschränkungen:

  • Da mehr als ein Zug fährt, sind Weichen erforderlich und das sind die beweglichen Bauteile, die bei starkem Frost oder feuchten, dichten Schneefall beeinträchtigt werden und ausfallen können. Ärgerlich, aber mittels ein paar Mann, die da hin laufen, das frei schaufeln und frei heizen zu beheben. Dabei sei erwähnt, dass das schon fiese Witterungsbedingungen, auch für Straßenfahrzeuge, sind.
  • Eine Schneedecke von wenigen Zentimetern wird vom Zug einfach fortgeweht. Der Schnee reicht nicht aus, um die Spurführung zu beeinträchtigen und der Zug fährt drüber weg, s. d. der Fahrtwind den Rest erledigen kann. Steigt die Schneehöhe bis unter die Radachsen, reicht das aber nicht mehr, dann wird geräumt. Dafür gibt es extra Räumvorsätze oder -fahrzeuge und sogar Scheefräsen (selbstfahrend oder geschoben). Das kann im Besonderen im Bereich von Schneeverwehungen der Fall sein. Deshalb stehen auch gerade in Niedersachsen immer wieder Schneezäune entlang der Strecken, die die Schneewehen außerhalb der Gleise entstehen lassen sollen.

(Hier nicht behandelt: Gefrierender Regen, der die Fahrleitung ummantelt. Weil nicht Teil der Frage.)

Wenn Züge auch Straßenbahnen sein sollen (Hannover!), dann wäre hier noch zu ergänzen, dass hier in Spurrillen gefahren wird. Sind die nur leicht zugesetzt, schneiden das die Räder wieder auf. Bei ernsthafter Verharschung oder Vereisung müssen diese Rillen dann aber auch befreit werden, da sonst die Züge aufklettern und entgleisen könnten.

Generell reden wir hier schon von "festem Winterwetter", das IMHO für alle Verkehrsträger "Herausforderungen" bereit hält und bei dem ich lieber im Zug als im Auto sitze. Trotz der dann auftretenden Verspätungen, denn im Auto wäre ich nicht so sicher und auch nicht besser unterwegs. Vielleicht bist Du so jung, dass Du solches festes Winterwetter noch gar nicht erlebt hast ...

Woher ich das weiß:Hobby – ehemaliger Inhaber des Bahn-Berechtigungsausweis B

In der Stadt, 2 "alte" Bahnen, eine räumt und fährt dann gleichzeitig die Schienen frei. Die nächste enteist die Oberleitung, was die neuen mir der ganzen Elektronik nicht packen.

Bei der bahn ist es einfacher niemand fährt Schnee in die Rillen der muss also wirklich heftig kommen. Vereiste Oberleitung mögen ein Thema sein. Aber ne Massive E-Lok sollte das packen.

Den Polarwirbel gibt es jedes Jahr und trotzdem fahren Züge auch in jedem Winter. Lediglich bei starkem Schneefall, wenn durch den Schneebruch Äste oder gar Bäume auf den Schienen liegen, wird der Bahnverkehr kurzzeitig gestört. Mit dem Polarwirbel hat es also nichts zu tun, ob die Bahn fährt oder nicht.

In Deutschland nicht. da wird bei 2 cm Schnee der Betrieb landesweit eingestellt, weil ein BWL ausgerechnet hat, dass Weichenheizungen un Personal zu teuer sind, und man die Waldpflege vernachlässigt hat, so dass der Schnee die maroden Bäume aufs Gleis drückt.

In der Schweiz und Oesterreich hat man sich daran gewöhnt.

https://flic.kr/p/BVRNS3

Und mitunter Spurpflüge vor den Zügen:

https://flic.kr/p/Ribmqj

Und in Fahrt:

https://flic.kr/p/68D3ya

Ach ja:

Waldpflege: Seit 15 Jahren macht man das so in der Schweiz, mit dem Erfolg, dass auch bei Sturm der Verkehr zielmich ungehindert fliesst.

Waldpflege entlang von Bahnlinien - waldwissen.net

Wenn es wegen der Witterungsbedingungen zu gefährlich ist, wird bei solchen Winterstürmen wie letztes Jahr der Betrieb auch mal unterbrochen. Beispielsweise wegen umgestürzter Bäume, Äste, Schäden an der Oberleitung etc. Egal in welchem Bundesland.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich habe in diesen themen berufliche Erfahrungen