Existenz Überfordert?

11 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Dass man auch als junger Mensch bereits über sein Leben als ganzes nachdenkt, ist typisch für Leute, die reflektiert durch den Alltag gehen. Da kommen immer wieder Fragen auf, ob die Menschen, mit denen ich Umgang habe, für mich bedeutungsvoll sind. Sind meine beruflichen Orientierungen stimmig, oder sollte ich mir ganz andere Ziele setzen? Gehe ich mit meinem Körper "pfleglich" um, damit er immer voll einsatzfähig ist, oder sollte ich mehr Sport (und wenn, dann welchen) machen. Tue ich genügend für meine mentale Entwicklung, d.h. sollte ich vielleicht meditieren, Yoga machen, mich esoterischen Gemeinschaften anschließen (z.B. den Freimaurern), um alle Dimensionen - also auch die transzendenten - meines Menschseins zu erschließen.

Auch als junger Mensch erkennt man schnell, dass die Weichenstellungen im Leben äußerst bedeutungsvoll sind, und dass man eine falsche Wahl vielleicht später lebenslang bereuen könnte.

Es ist nach meiner ''Erfahrung nicht so sehr die Angst for einem unvermittelten Tod, die mich umtreibt, auch nicht die Sorge, dass ich für so vieles bislang keine guten Erklärungen habe, sondern vorwiegend der Zweifel, ob die Wege, die ich gerade gehe, die richtigen für mein Leben sind, dem ich doch einen Sinn geben möchte. Ich möchte einfach nicht später für mich erkennen, dass ich mein Leben vertan habe, dass ich den falschen Beruf, die falsche Partnerin, das falsche Umfeld und den falschen Freundeskreis gewählt habe, alles Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, und eben das kann existentielle Ängste erzeugen, die durchaus zu schlaflosen Nächten führen.

Finde nicht, dass dein Alter eine besondere Rolle spielt. Hab mich auch mit dem Sinn des Lebens (u.ä.) beschäftigt. Seit ich so ca. 13 war😅 (Buch: Sofies Welt)

Okay, es ist nur sehr unwahrscheinlich, dass du morgen tot umfällst. Möglich? Na ja, hängt von deinem gesundheitlichen Zustand ab. Selbst wenn du einen Herzinfarkt erleiden würdest, würde ich es nich' als "umfallen" bezeichnen, verkrampfen wäre schon bissl wahrscheinlicher :)

Oookay, es hängt natürlich davon ab, wie stark diese Angst sich auf dich auswirkt und ob es dich eher runter zieht oder dazu motiviert, das Beste aus dir zu bringen.

Menschen haben sich früher auch gefragt, woher sie bspw. kommen. Evolution? Gott?

Wenn es sich belasten sollte: Lass die Gedanken erstmal ruhen. Wenn es eher auf overthinking anspielen sollte, nimmt dir pro Tag xy Minuten Zeit, setz dich an 'nen Ort deiner Wahl hin und lass die Gedanken zu. Während des Tages ausblenden.

Zukunftsgedanken/-ängste hängen da wahrscheinlich auch mit drin oder? Würde sagen, dass das total normal ist.

Welcher Mensch hat keine Ängste & Sorgen? Noch nie was von so einem gehört😅

Man muss eben einen Weg für sich finden, mit dem ganzen Druck und der Angst umzugehen.

Wenn man keinen zum Sprechen findet gibts auch ggf. kostenlose Chatberatung, wie z. B. Krisenchat


jggjhk 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 22:10

Sehr hilfreich :)

Doch, das sind Fragen, die jeden Menschen beschäftigen, manche schon von Kindesbeinen an.

Tot kann man schon in der nächsten Sekunde sein und man fragt sich natürlich: Wozu das Ganze?

Erst gestern habe ich mich das gefragt. Ich habe zwei ältere Herrschaften besucht, beide Ü70. Die bewirtschaften zu zweit ein riesiges Landhaus, mitsamt Grundstück und Obstbäumen. Die einzige Tochter lebt im Ausland und wird nach dem Ableben der Eltern das Ganze höchstwahrscheinlich billig verscherbeln, weil niemand den Riesenaufwand betreiben will, um das Haus instand zu halten.

Aber die beiden schmieden jeden Tag Pläne, die denken gar nicht über den Tod nach. Sie freuen sich einfach, selbstwirksam zu sein und geniessen jede Sekunde.

Ich glaube, wenn sie sich einfach nur resigniert zurücklehnen und den Tod abwarten würden, wären sie längst tot oder wären körperlich wie geistig viel weniger fit.


jggjhk 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 22:18

sehr wahr ist glaube ich nicht sinvoll das man sich seine Endlichkeit verallgegenwärtig

LacLeman  29.10.2024, 22:36
@jggjhk

Oder vielleicht doch. Es ist ein Unterschied, im Bewusstsein darüber zu leben, dass die Zeit begrenzt ist oder die ganze Zeit darüber zu grübeln. Wenn man sich bewusst macht, dass man jederzeit sterben könnte, lebt man intensiver. Stell dir vor, es gäbe keinen Tod. Dann gäbe es keine Notwendigkeit, hier und heute Fragen zu stellen und zu beantworten. Man könnte alles noch in 10 Millionen Jahren machen. Es gäbe überhaupt keine Notwendigkeit, irgendwas anzupacken.

Ja, solche Zeiten hatte ich in letzter Zeit auch schon. Ich kann dir sagen, dass das nicht wirklich produktiv sind.

Ja, du könntest auf der Stelle tot umfallen. Ja, du könntest heimkommen und deine Familie wurde ausgelöscht. Ja, du könntest ins Auto / aufs Fahrrad steigen, und nie ankommen an deinem Ziel.

Weil das aber nur zu Ängsten und Verzweiflung führt, hat sich unser Hirn die Welt so vereinfacht, dass es i.A. davon ausgeht, dass alles gut geht oder normal läuft. Du wirst morgen aufwachen. Deine Familie wird noch da sein, wenn du heimkommst. Du wirst unfallfrei bleiben.

Auch wenn nichts davon rein objektiv als Garantie anzunehmen ist. Es lebt sich aber besser so. Übe von Zeit zu Zeit Dankbarkeit, dass es so war.


jggjhk 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 21:55

Danke, macht man sich auch normalerweise Gedanken darüber was man in der Vergangenheit besser machen können oder warum man so an sich gezweifelt hat und mit was man alles Zeit verschwendet hat?

Nur weil wir die Erklärung für etwas nicht kennen heißt das nicht das es keine Erklärung gibt, wer nicht sucht der wird auch nichts finden.