Wellche ethische argumentationen gibt es zur Sterbehilfe?

4 Antworten

es betrifft das recht auf körperliche unversehrtheit, wenn also das leiden, nicht aber das leben ohne leiden verlängert wird

es betrifft das folterverbot, wenn also das ergebnis ärztlicher bemühung leidensverlängerung wäre

es betrifft die frage nach abgrenzung zu einer tat - ist der wille zu sterben und die tatsächliche durchführung angemessen und akzeptabel, muß es die beihilfe dazu auch sein

es betrifft den grundsatz der gleichstellung, bei dem es ohne bedeutung sein muß, ob rollstuhlrampen gebaut werden oder eben sterbehilfe geleistet wird - wer einen legalen und angemessenen vorgang aufgrund von behinderung, krankheit oder alter nicht allein durchführen kann, hat einen anspruch auf hilfe

Das scheint mir ein interessanter Punkt zu sein:

"Schon der Nationale Ethikrat hat in seiner Stellungnahme „Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende“ vorgeschlagen, Handlungen am Lebensende mit den Begriffen Sterbebegleitung, Therapien am Lebensende, Sterbenlassen und Tötung auf Verlangen zu umschreiben.

Dabei ist die deutsche Ärzteschaft klar in ihrer Haltung, dass Tötung auf Verlangen auch auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten ethisch nicht akzeptabel ist......

Wenn sich Menschen nicht mehr darauf verlassen können, dass ärztliche Handlungen ausschließlich zum Schutz ihres Daseins durchgeführt werden, bricht die Vertrauensbasis zwischen Ärzteschaft und Gesellschaft und damit das Fundament ärztlichen Handelns zusammen......"

Quelle: https://m.tagesspiegel.de/meinung/ist-sterbehilfe-ethisch-vertretbar/1874756.html

Diimiitrii  24.05.2019, 20:52

Die sind sich da aber auch nicht einig und es gibt durchaus gegenteilige Meinungen. Ich habe mir den Ausschuss zu dem Thema angesehen und die Stimmen die das Töten auf Verlangen für Fragwürdig halten haben so FETT konservatives CDU bild auf die Stirn geschrieben, dass es weh tut.

https://www.youtube.com/watch?v=jvqy0pM-Fi4

Das ist wie immer eine Politik gegen die eigene Bevölkerung, weil sie Sodom und Gomorra heraufbeschwören, wenn irgendjemand etwas machen will was nicht perfekt in ihr Wertekonzept passt. Wie unter anderem auch gleichgeschlechtliche Menschen heiraten. Für die CDU ist immer gleich alles Weltuntergang und die sehen wie eine Erlaubnis zur Selbsttötung direkt zu einer Masseneuthanasie durch Druck auf Behinderte wird. Was absoluter Blödsinn ist.

Macht anständige Gesetzesvorlagen und Vorschriften die das verhindern und die Sache ist gegessen. Aktive Sterbehilfe existiert schon heute in Deutschland, nur ist sie illegal und wird vertuscht. Ob man jetzt einen legalen Weg einführt oder nicht wird daran nichts ändern.

Aber es ist das gleiche Spiel wie bei Drogen, die CDU hat Angst vor jeglicher Veränderung und unterdrückt lieber jeglichen progressiven Gedankengang.

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Diimiitrii  24.05.2019, 20:55

Dieses Vertrauensbasis Argument ist so unglaublich dämlich. Jeder Arzt kann dir auch heute schon eine Überdosis Morphin verpassen und deine Organe an seinen Lieblingspatienten verteilen, wenn er Bock drauf hat. Ob er das jetzt illegal macht, während wir ein System zur aktiven Sterbehilfe haben oder ob er das illegal macht während wir keins haben ist doch Jacke wie Hose.

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ich hatte meinen Kids und Enkeln letztens erklärt, dass ich als Mensch wenigstens genauso viel Mitleid verdiene, wie ein Tier...

Wenn es mal soweit ist, dass man sagen würde: "er leidet doch nur noch" dann will ich gerne eingeschläfert werden

ok, meine kundige Schwiegertochter hatte mir erklärt, dass ein Tier als "Sache" zählt, und deswegen eingeschläfert werden darf...aber ein Mensch zählt nicht als "Sache"...

Schade...jedenfalls dann, wenn man nur noch künstlich am Leben erhalten wird, und viermal am Tag gewendet wird, damit man keine Flecken bekommt....

OK, passt nicht direkt zu deiner Frage, aber evtl. ist doch etwas enthalten, was du verwerten kannst...

Es gibt absolut keinen Konflikt zwischen Ethik und Sterbehilfe, solange der Mensch der Sterbehilfe wünscht bei voller geistiger Gesundheit ist oder im Vorfeld durch zB eine Patientenverfügung klar definiert hat unter welchen Umständen, zB Alzheimer er die Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte.

Ethisch gesehen besteht kein Konflikt dazu sein eigenes Leben beenden zu wollen um Leid zu mindern, Ressourcen zu sparen, anderen Platz zu machen, niemandem auf der Tasche zu liegen oder schlicht ein Leben, welches man sich nie ausgesucht hat oder um das man nie gebeten hat frühzeitig zu beenden.

Ganz im Gegenteil, es wäre optimal eine aktive Sterbehilfe auf Wunsch anzubieten, natürlich unter gewissen Bedingungen. Sagen wir 1 Jahr wöchentliche besuche bei einem Therapeuten und bei keiner Aussicht auf Besserung darf der Patient entscheiden, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Egal in welcher körperlichen oder geistigen Verfassung er sich befindet.

Das würde nicht nur die oben genannten Dinge untermauern, sondern es würde auch zur Suizidprävention beitragen. Leute müssen sich nicht mehr alleine den Strick nehmen, sondern können mit der konkreten Aussicht auf eine Lebensbeendende Maßnahme zum Psychologen gehen um sich würdig von ihrer Familie und Freunden verabschieden zu können. Während der Psychologe die Chance hat mögliche psychische Krankheiten zu behandeln.