Erfahrung mit Freiwilliger Feuerwehr?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn es dich interessiert, nur zu.

Die Feuerwehr ist ein fester Bestandteil meines Alltags und nicht nur ein "Hobby", sondern mehr als nur das.

Du musst wissen, dass nur der Ein- und der Austritt in der Feuerwehr freiwillig ist. Einmal dabei hast du Pflichten die du erfüllen musst. Ausreden wie "keine Lust" zählen nicht, du hast dich dann dem verpflichtet. Auch ist Feuerwehr sehr zeitintensiv, zu Beginn brauchst du erstmal jede Menge Ausbildung, was meist am Wochenende stattfindet. Viele schreckt das ab.

Ich mache das jetzt schon seit ein paar Jahren und kann mir aber nichts besseres vorstellen. Die Kameradschaft, der Zusammenhalt, die Technik und eben auch die Action ist einzigartig.

Für mich, ohne übertreiben zu wollen, das "geilste" "Hobby" der Welt.

WyldesAlyyy 
Fragesteller
 07.08.2023, 20:43

Das hört sich schön an, Arbeitest du auch in einem festen Beruf? Wenn ja, wie sieht es aus wenn ein Alarm ist?

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CreeperNicol  07.08.2023, 20:48
@WyldesAlyyy

Ich arbeite rund 30 Fahrminuten entfernt außerhalb meines Wohnortes. Dementsprechend kann ich während der Arbeitszeit auch nicht mit zum Einsatz.

Dafür bin ich bei mir auf Arbeit in der Betriebsfeuerwehr.

Vor 4 Tagen ist bei uns in der Stadt die Stadtkirche niedergebrannt. Bei so einem Großereignis bin ich dann nachts halb 5 von der Nachtschicht abgehauen und bin zum Einsatz nachgerückt.

Das ist alles kein Problem, da der Arbeitgeber mich freistellt, man bekommt eine Verdienstausfallsbescheinigung vom Arbeitgeber, welche man bei der Stadt/der Wehrleitung einreicht. Die Stadt bezahlt dem Arbeitgeber dann den Verdienstausfall/die Lohnfortzahlung, der durch mein Abrücken zum Einsatz entstanden ist. Das ist alles im Brand/ und Katastrophenschutzgesetz deines Bundeslandes abgesichert.

Allerdings ist das immer im Einzelfall zu betrachten, als Busfahrer, Erzieher oder Arzt ist das z.B. nicht so einfach.

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Einer Feuerwehr beizutreten ist zunächst wirklich was tolles, aber alles hat seine verschiedenen Seiten. Ich kann mal so meine Seiten aufzählen, die ich nach 8 Jahren so sammeln konnte.

Positives:

Es ist unfassbar spannend und schön ein Teil von etwas zu sein, was Leben rettet. Du lernst unfassbar viel und du lernst auch nie aus. Du bekommst Privilegien, ob auf festen, wo du die Brandaufsicht machst und vom Veranstalter bestens versorgt wirst, bis zu Einblicken und Führungen durch Firmen und Betriebe, in denen nicht jeder ein Einblick bekommt. Du lernst unfassbar viele Menschen kennen und wirst schnell merken, dass eine Hand die andere wäscht. In einem guten Team und viel Zeit wird es schon fast zu einer Art Familie und auch die Gespräche gehen nie aus, da alle für das selbe da sind.

Negatives: du wirst auf Situation und Szenarien treffen, die ein normaler Mensch so nicht erleben wird. Du bist oft ein Teil in Momenten von Menschen, die gerade vielleicht ihren schlimmsten Moment ihres Lebens durch machen und damit musst du ebenfalls zurecht kommen. Du wirst aber nicht nur Dinge sehen, die dich vielleicht etwas beschäftigen werden, du wirst auch unfassbar viel Zeit vor allem Anfangs investieren müssen. Angefangen mit dem Grundlehrgang, Leistungsabzeichen, bis zum allgemeinen Dienst, der zb. der Wartung und Pflege der Ausrüstung dient. Viel Zeit muss man auch freiwillig investieren um die Kollegen kennenzulernen. Es kann auch mal schnell passieren, dass ein Einsatz mehrere Stunden geht und ziemlich anstrengend werden kann.

Im Großen und Ganzen kommt es natürlich auch auf die Größe der Stadt/Gemeinde und dem Einsatzgebiet an und der Größe der Wehr, wie viel und was man alles erlebt. Allgemein kann ich von mir persönlich nur sagen: Es gibt mal Tiefschläge, wo man alles hinschmeißen will oder sich auch mal über die Blödheit der Menschen aufregt und dennoch, ist es einfach toll und wenn es einem Spaß macht, dann ist es eine Sache, die ich immer wieder machen würde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ich überlege zur freiwilligen Feuerwehr zu gehen

Das ist auf jeden Fall schon einmal ein löblicher Gedanke!

Ist jemand auch da und kann Bissen darüber erzählen und sagen wie es für ihn so ist?

Ich bin seit fast 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr und mittlerweile stellvertretender Gemeindewehrführer...

Für mich persönlich ist die Feuerwehrarbeit das schönste Hobby der Welt! Warum?

  • man weiß nie, was einen erwartet... irgendwann geht der Melder, mann fährt zum Feuerwehrhaus, zieht sich um, rückt aus - und findet sich dann in einer Situation wieder, die manchmal wirklich surreal ist, manchmal auch komisch, manchmal aber auch sehr dramatisch oder traurig
  • man lernt unglaublich viel, was einen auch privat und beruflich weiter bringt
  • man lernt unglaublich viele Menschen kennen, findet Freunde, baut ein Netzwerk auf
  • man ist Teil einer Gemeinschaft, die zusammen hält und sich gegenseitig unterstützt
  • man hat das gute Gefühl, anderen wirklich helfen zu können und etwas sinnvolles mit seiner Zeit anzufangen
  • man erlebt Dinge, die andere nicht erleben
  • ...

Bei alledem darf man natürlich nicht vergessen, dass die Feuerwehr schon ein sehr zeitaufwändiges Hobby ist. Gerade in den ersten Jahren, wenn man neben den normalen Diensten in der eigenen Wehr und der Einsätze auch noch zahlreiche Lehrgänge absolvieren muss.
Und: Mit dem Eintritt in die Einsatzabteilung geht man auch eine gewisse Dienstpflicht ein. Man kann natürlich nicht 365/7/24 zur Verfügung stehen - verpflichtet sich aber nach Landesgesetz, regelmäßig seinem Dienst nachzukommen und vor allem Einsätze wahrzunehmen. Immerhin handelt es sich bei der Freiwilligen Feuerwehr nicht um einen Verein, sondern eine Einrichtung der Kommune mit gesetzlichem Auftrag.

Ansonsten, was erwartet Dich so... jede FF kommt mehr oder weniger regelmäßig zu Dienstabenden zusammen. Das regelt jede Wehr für sich... in einer Wehr trifft man sich wöchentlich zum Dienst, woanders 14-tägig und wieder woanders nur einmal im Monat. Kommt immer auch ein wenig auf die Größe der Wehr, die Aufgaben und die technische Ausstattung drauf an. Das ist dann eine bunte Mischung - Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung, Gefahrgut, Erste Hilfe usw in Theorie und Praxis. Nebenbei werden in den ersten Jahren Lehrgänge z.B. auf Stadt- oder Landkreisebene absolviert, die meist abends oder am Wochenende stattfinden.
Dann kommen je nach Wehr noch Sonderdienste hinzu... Brandsicherheitswachen bei Veranstaltungen, Brandschutzerziehung in Schule und Kindergarten. Und nicht selten ist die Feuerwehr auch einer der Haupt-Kulturträger im Ort und unterstützt beispielsweise bei Veranstaltungen oder richtet selbst Dinge wie Osterfeuer, Feuerwehrball oder einen Tag der offenen Tür aus.
Und dann kommen wie gesagt die Einsätze dazu. Die sind quasi das Salz in der Suppe und machen die Sache erst richtig spannend, denn, wie eingangs schon gesagt, man weiß nie so genau, was einen da erwartet.

Und letztendlich kann man sich je nach Lust und Laune auch in bestimmten Bereichen einarbeiten und einsetzen. Beispielsweise als Betreuer oder Ausbilder der Jugendfeuerwehr. Oder bei technischem Interesse als Maschinist. Oder, wenn die Wehr entsprechend ausgerüstet ist, auch als Bootsführer oder was auch immer gebraucht wird.

Ich kann Dir nur folgendes Vorgehen empfehlen:

  1. Suche Dir einen Kontakt zur Führung Deiner zuständigen Feuerwehr (z.B. Internet oder Nachfrage im Rathaus oder der Verwaltung)
  2. Ruf dort einfach mal an, bekunde Dein Interesse und sprech ein paar Probetermine ab
  3. Schau Dir dann in aller Ruhe mal ein paar Dienste an. Gerne mehrere, denn die Arbeit ist sehr vielseitig. Und wenn man mal Pech hat und einen reinen Theoriedienst erwischt dann wird man beim zweiten Mal sehen, dass es auch anders und mit mehr "Action" geht ^^
  4. Sprich bei der Gelegenheit gerne mal die Kameraden und Kameradinnen an und lerne die Leute dort kennen
  5. Setze Dich dann mit der Wehrführung zusammen und klärt gegenseitige Fragen z.B. zur Ausbildung usw.
  6. Alles weitere wird sich dann ergeben ;-)

Und keine Angst - da beißt niemand. Alle Feuerwehren sind froh um jeden Interessenten und jede/n neue/n Kameradin/en.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
WyldesAlyyy 
Fragesteller
 08.08.2023, 10:44

Vielen Dank für die ausführliche Antwort :p werde aufjedenfall nach meinem Urlaub mal Kontakt mit der Feuerwehr aufnehmen ^^

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Ich bin damals mit vor 19 Jahren mit 12 zur Feuerwehr gekommen. Ich habe den Weg über die Jugendfeuerwehr gemacht, dort viel gelernt und meine Grundausbildung erhalten. Dann bin ich von 16 bis 18 so langsam fließend in die aktive Mannschaft, also alle Ü18 integriert worden. Mit 18 habe ich dann meine Atemschutzausbildung gemacht.

Als Ausbilder für unsere Jugendlichen bin ich dann mit 20 auf den Jugendwart gefolgt, der mich ausgebildet hat, dadurch habe ich dann auch recht schnell die Ausbildung zum Gruppenführer an der Feuerwehrschule durchlaufen. Das habe ich dann 11 Jahre gemacht und viele Jugendliche zu Feuerwehrmännern und -frauen ausgebildet. Dann konnte ich über die Feuerwehr / unsere Gemeinde auch noch den LKW-Führerschein machen, um auch unsere Einsatzfahrzeuge über 3,5 Tonnen bewegen zu dürfen. Zusammen mit dem Lehrgang als Maschinist kann ich jetzt also alle unsere Geräte bedienen. Letztes Jahr habe ich dann den nächsten Schritt gewagt, eigentlich hätte der schon 2020 kommen sollen, aber da hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich wurde Zugführer und habe die Ausbildung der Jugendlichen in neue frische Hände gegeben, unterstütze aber weiter bei Jugendarbeit.

Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt in der Ausbildung der sogenannten Quereinsteiger, die erst über 18 ihren Weg zur Feuerwehr finden und dann alles wichtige in mehr oder weniger komprimierter Zeit irgendwo zwischen Arbeit und restlicher Freizeit erlernen müssen. Außerdem bin ich bei uns auch noch für alles verantwortlich, was technische Neuerungen und Ersatzbeschaffungen angeht.

Für mich und eigentlich jeden anderen ist die Feuerwehr eine große Familie. Man geht zusammen ja nicht nur sprichwörtlich durchs Feuer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Zugführer in einer größeren bayerischen Feuerwehr

Mach das! Es bereichert dich um einige Erfahrungen und du lernst neue Leute kennen und machst was sehr sinnvolles!

Ich bin mit 10 zur Jugendfeuerwehr. Habe in der Zeit viel gelernt und erlebt. Bis ich dann mit 16 auch bei der Einsatzabteilung mitgeübt habe und dann nach dem Grundlehrgang mit 18 auch auf Einsätze gefahren bin. Ich hab dann relativ schnell einige Lehrgänge gemacht (Atemschutz, Funklehrgang, Truppführer. Mit 21 habe ich beschlossen mein Hobby nach einer bereits vollendeten handwerklichen Ausbildung zum Beruf zu machen und hab eine Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann gestartet. Diese hab ich dann nach 3 Jahren abgeschlossen und arbeite seitdem bei einer Flughafenfeuerwehr. Meiner FF im Heimatort bin ich treu geblieben. Nach der Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann wurden mir einige Lehrgänge anerkannt. Ich hab dann bei der FF zimlich kurz nach der Werkfeuerwehr Ausbildung den Zugführer Lehrgang gemacht. Dann hab ich noch den Verbandsführerlehrgang absolviert und bin nun unteranderem stellvertretender Wehrführer in meiner Ortsfeuerwehr sowie Ausbilder.

Ich fande die Feuerwehr schon immer mega cool!