Eigentlich immer glücklich aber Angst vor dem was kommt?

5 Antworten

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Habe im letzten Jahr beide Hunde (Havaneser mit 15 und Biewer Yorki mit 11.5) verloren, und war sicher, dass ich das akzeptieren kann.

Jetzt weiss ich, dass ich es nicht kann. Der Schmerz lässt nicht nach.

salma227 
Fragesteller
 17.09.2023, 14:34

Das tut mir sehr leid zu hören und genau dass ist meine angst dass es irgendwann auch bei meinem hund so weit ist und dass ich immer diesen schmerz fühlen werde

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Anyone100  17.09.2023, 14:37
@salma227

Das ist der Preis der Liebe. Kannst Du nur vermeiden, indem Du keinem Lebewesen Dein Herz schenkst. Was hiesse in einer sehr kalten Welt leben zu müssen. Ich habe mich für den Schmerz entschieden, und meine Liebe zugelassen. Wir waren drei Freunde. Assen zusammen, schliefen zusammen und machten alles zusammen. Das hat halt alles seinen Preis.

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salma227 
Fragesteller
 17.09.2023, 15:35
@Anyone100

Dankeschön du hast mir sehr weitergeholfen und du hast recht, weil es ist auch falsch in einer kalten welt ohne liebe und zuneigung zu leben.

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Die stoische Philosophie bietet eine interessante Perspektive auf unser Verhältnis zu den Dingen, Menschen und Umständen, die uns im Leben begegnen. Die Stoiker, darunter prominente Denker wie Epiktet, Seneca und Marcus Aurelius, argumentierten, dass wir letztlich keinen wahren Besitz über irgendetwas oder irgendjemanden haben. Vielmehr ist alles, was wir haben, nur "geliehen" — es wurde uns für eine unbestimmte Zeit gegeben und kann jederzeit genommen werden.

Dieser Ansatz zielt darauf ab, die mentale Einstellung gegenüber Verlust und Veränderung zu verändern. Wenn man sich zum Beispiel der Vergänglichkeit des Lebens und seiner Besitztümer bewusst ist, wird es einfacher, Enttäuschungen, Verluste oder unerwartete Veränderungen zu akzeptieren. Anstatt gegen das Unvermeidliche zu kämpfen oder in Selbstmitleid zu versinken, können wir es mit einem gewissen Gleichmut annehmen.

Es geht hierbei nicht darum, sich emotional von allem und jedem zu distanzieren oder nicht zu schätzen, was wir haben. Vielmehr geht es darum, ein tieferes Verständnis für die Natur der Dinge zu entwickeln. So kann diese Sichtweise sogar dazu beitragen, mehr Dankbarkeit und Wertschätzung für das zu empfinden, was uns im Moment zur Verfügung steht, indem wir uns bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich und nicht dauerhaft ist.

Dieses Prinzip kann auch auf Beziehungen angewendet werden. Oft klammern wir uns an Menschen, aus Angst vor Verlust oder Veränderung. Doch die stoische Auffassung ermutigt dazu, Beziehungen nicht als Besitztümer, sondern als zeitlich begrenzte Gelegenheiten für gegenseitiges Wachstum und Freude zu betrachten. Das kann den Umgang mit Trennungen oder Veränderungen in Beziehungen erleichtern.

Indem man die Welt und alles in ihr als "geliehen" betrachtet, nimmt man eine Haltung der Demut und Dankbarkeit an. Es wird einfacher, das, was man hat, wertzuschätzen und gleichzeitig loszulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Es ist ein pragmatischer Ansatz für das Leben, der nicht nur zur psychischen Widerstandsfähigkeit beiträgt, sondern auch dabei helfen kann, den ständigen Wunsch nach mehr und die Angst vor Verlust zu mildern. So kann die stoische Perspektive zu einem erfüllteren, bewussteren Leben führen.

D.h. ich würde davon ausgehen, dass mir der Hund, meine Familie, mein Haus, mein gesellschaftliches Ansehen, mein Leben nur GLELIEHEN wurde und ich es irgendwann zurückgeben muss und zwar ohne Murren. Mit dieser Sichtweise kann ich Dinge nicht auf "später" verschieben, und mich dann beklagen, dass es dieses "später" vielleicht nicht gibt.

Es geht nur um das Jetzt und Hier.

Wenn man sich intensiv mit dieser Sichtweise beschäftigt, dann hilft es, meiner Meinung nach, sehr. Man regt sich über nichts mehr auf.

Anyone100  17.09.2023, 14:39

Hast Du Dir dieses Wissen nur angeeignet oder warst Du auch schon in der Situation wo Du es praktizieren musstest? Denn dazwischen liegen Welten.

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Polypreneur  17.09.2023, 15:00
@Anyone100

Ich denke schon, dass ich das Ganze ganz gut praktisch umsetze.

Ich habe enge Freundschaften und Beziehungen, die mir große Zufriedenheit und Freude bringen. Die stoische Sichtweise hat mich daran erinnert, diese Beziehungen nicht als selbstverständlich zu betrachten. Als einige dieser Beziehungen endeten, half mir dieser Ansatz, den Verlust besser zu verarbeiten und die gemeinsame Zeit wertzuschätzen.

Ich neigte dazu, meine gute Gesundheit als selbstverständlich zu betrachten. Die stoische Philosophie hat mich jedoch daran erinnert, dass auch diese nicht garantiert ist. Als ich gesundheitliche Probleme hatte, half mir diese Perspektive, die Veränderung in meinem Zustand besser zu akzeptieren und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich kontrollieren kann, wie meine Reaktion darauf.

Ich besitze ein Haus, ein Auto und andere wertvolle Dinge, die ich schätze. Der stoische Ansatz hat mir jedoch geholfen, meinen Besitz weniger krampfhaft zu halten. Als etwas gestohlen wurde, ohne versichert zu sein, erinnerte mich die Philosophie daran, dass all diese Dinge vergänglich sind und letztlich nur "geliehen", und nun eben der Moment der "Rückgabe" gekommen war.

Ich habe oft meine Zeit verschwendet, als hätte ich unendlich viel davon. Die stoische Perspektive hat mich daran erinnert, dass auch meine Zeit "geliehen" ist. Dies hat dazu geführt, dass ich meine Zeit sinnvoller nutze und mehr im gegenwärtigen Moment lebe.

Ich würde manchmal durch äußere Umstände verärgert oder enttäuscht werden, wenn ich nicht durch die stoische Philosophie daran erinnert werden würde, dass auch meine emotionalen Zustände und Reaktionen "geliehen" und veränderlich sind. Ich habe die Freiheit, wie ich darauf reagiere, und ich wähle, diese als vorübergehende Zustände zu sehen, die kommen und gehen.

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Anyone100  18.09.2023, 17:33
@Polypreneur

Das hört sich so an, als ob Du es wirklich gelernt hast - meine Hochachtung. Ich habe mir heute einen Termin beim Psychiater ausgemacht, weil ich diese Welt nüchtern nicht mehr aushalte - obwohl mir alle diese Lehren bekannt sind, kann ich sie nicht umsetzen. Aber ich freue mich ehrlichen Herzens für Dich, dass Du es kannst. Ganz liebe Grüsse aus Wien

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Anyone100  18.09.2023, 18:41
@Polypreneur

Na sowas! Für mich ist Hamburg wieder die schönste Stadt Europas. Der Hamburger Hafen alleine ist eine unglaubliche Gefühlswelt für sich. Diese Riesen, wenn sie tutend nach Hause kommen, und man zusehen kann, wie die Seeleute mit soviel Erwartung in ihren Gesichtern aussteigen, und schauen, ob jemand da ist, der auf sie wartet. Ich habe niemals mehr in meinem Leben soviel Glück und Freude sehen können, als diese Jungs ihre Frauen, Kinder, Mütter umarmt hatten, nachdem sie Monate lang auf See waren. Niemals werde ich das vergessen, obwohl es schon sooo unglaublich lange zurück liegt. Wie ich Dich beneide, in dieser Stadt leben zu dürfen. :-D

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Ich denke es gibt da nichts ,schlechte Antwort aber:

Wenn er nicht ersetzbar ist,dann musst du dich an etwas anderem erfreuen

Manche Sachen muss man über sich ergehen lassen, wie ich meine durchgefallene Fahrprüfung, vorbereiten kannst du dich indem du vorher noch alles mit ihm machst,wenn du weisst dass er es nicht mehr lange macht

Der Tod ist das in der Welt, was Wert verleiht. Ansonsten wäre alles ohne Bedeutung, auch dein Hund.

Wenn jemand tot ist, ist alles, was man tun kann, desjenigen zu gedenken.

Wenn es ein Hund ist, kann man als Notnagel einen anderen mit gutem Charakter besorgen. Den vorherigen wird man davon nicht vergessen.

Und wenn man es ganz richtig machen wollte, so wären alle Erlebnisse mit dem Hund (wie auch alle anderen) mit dem Fegeatem zu rekapitulieren. Womit das emotional belastende, die Bindung, doch nicht die Erinnerung an sich, verschwindet.

Ich habe vor 4 Jahren meinen geliebten Vogel verloren. Musste mir auch oft anhören ist doch nur ein Vogel. War sie eben nicht! Ich bin mit ihr aufgewachsen und sie war nur bei mir zutraulich. In den schlimmsten Zeiten meines Lebens hat sie mir seelisch immer weiter geholfen, mehr als ein Mensch. Lass dir also bitte nie sagen es ist nur ein Hund.

Zu diesen Gedanken… ich hatte auch immer Angst vor diesen Tag. Ich vermisse sie jeden Tag und wünschte sie wäre noch hier. Aber diese Trauer geht vorbei und man denkt nicht mehr jeden Tag darüber nach.

Liebe Grüße