Eher türkisch oder arabisch lernen, als Grundschullehrer?

5 Antworten

Ich denke, das kommt stark auf die Gegend an, in der du lebst/arbeitest. In meiner Stadt gibt es zum Beispiel viel weniger Leute mit türkischem als arabischem Hintergrund - da wäre die Wahl klar Arabisch. Hierbei empfehle ich das levantinische Arabisch, denn das ist der Dialekt, der in Syrien, Palästina, Jordanien und dem Libanon gesprochen wird (ganz grob). Das ist hier relevanter als zum Beispiel Marokkanisch. Wenn du dich nicht auf einen Dialekt spezialisieren willst, dann lern einfach modernes Hocharabisch. Das wird wirklich jeder in der arabischen Welt gut verstehen, weil die Zeitungen, Nachrichten etc. in modernem Hocharabisch gehalten sind. Es kann nur sein, dass sie im Dialekt antworten - aber dir geht es ja eh eher darum, dass du ihnen Informationen geben kannst als andersrum, oder?

Allerdings wird für dich vermutlich Türkisch leichter zu lernen sein. Die Grammatik ist wesentlich weniger kompliziert und es gibt kaum Ausnahmen, während Arabisch vor Ausnahmen nur so sprudelt. Vielleicht solltest du einfach so denken: Was kannst du am ehesten lernen? Wofür findest du Kurse? Welche Sprache wird schon von Kolleg*innen oder anderen Bekanntschafen abgedeckt?

Zum Übersetzen von Elternbriefen kannst du ansonsten auch ChatGPT benutzen. Das funktioniert dafür ganz gut, wenn auch ein paar Fehlerchen drin sind - die Message wird nicht verfälscht, anders als beim Google-Übersetzer, der ja richtig grobe Patzer hinlegt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich hab meine perfekte Lernmethode gefunden!
xxxFxxx561 
Fragesteller
 06.02.2023, 10:19

Danke, ich habe bisher ein bisschen mit ChatGPT gearbeitet, war mir aber unsicher, da ich eben keine Möglichkeit hatte, das Ganze zu prüfen. Gut zu wissen, dass er dafür geeignet ist.

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Eine tolle Idee. Wenn du so fragst und es dir zutraust, würde ich an deiner Stelle Arabisch lernen.

Deine Begründung gegen Türkisch ist denke ich richtig. Kurdisch indes hat wohl zu unterschiedliche Dialekte, als dass es sich lohnen würde, zudem sprechen viele Kurden Arabisch als Zweitsprache (Sofern sie aus den syrischen oder irakischen Gebieten kommen). Persisch ist da wohl eher isoliert, da es weniger die Mittler-Funktion von Arabisch einnehmen kann.

Natürlich kann das mit der Dialektauswahl im Arabischen schwierig werden. Du müsstest entscheiden, ob du erst MSA (Hocharabisch) lernst und dann einen Dialekt oder doch sofort einen bestimmten Dialekt. Oder eine Mischung aus beidem. Du musst dir eben bewusst sein, dass, wenn du syrisches Arabisch sprichst, es fast unmöglich ist, dich z.B. mit Marokkanern oder Algeriern in ihrem Dialekt zu unterhalten. Aber mit Libanesen, Jordaniern, Palästinensern, Irakern, Ägyptern und auch einigen Golfdialekten hättest du mit Syrisch als Grundbau widerum keine wirklichen Probleme. Zudem sprechen die jeweiligen Gesprächspartner, wenn sie in ihrem Land eine gute Schulbildung genossen haben sollten, ohnehin auch Hocharabisch und man muss nicht auf den Dialekt zurückfallen. Das ist bei Menschen, die aufgrund von Lebensverhältnissen geflohen sind indes natürlich weniger der Fall.

Ich habe beispielsweise einen BFD in einer Flüchtlingsklasse genutzt, um Arabisch zu lernen und dabei eine Mischung aus Hocharabisch und Syrisch gelernt. Das hat mir auch geholfen, mit Kurden zu kommunizieren, die weder Englisch und Deutsch noch Arabisch konnten, da einer von ihnen, der Arabisch konnte, als Zwischenglied fungieren konnte. Geflüchtete aus dem persischsprachigen Raum waren da natürlich leider etwas außen vor, aber in meiner persönlichen Erfahrung war bei diesen dagegen auch ihr Englisch ganz in Ordnung.

Ich habe für den Anfang dieses Buch genutzt, das kann ich empfehlen: https://www.langenscheidt.com/shop/weitere-sprachen/asien-afrika/arabisch/langenscheidt-arabisch-mit-system-978-3-12-563144-1 Gibt es auch in vielen Bibliotheken.

Es legt Grundlagen in Hocharabisch, aber gleichzeitig konzentriert es sich auch auf den syrischen und/oder den ägyptischen Dialekt. Aber am wichtigsten zum lernen ist ohnehin: Musik im Dialekt hören, Filme/Videos im Dialekt schauen, mit Muttersprachlern reden und viel üben - Eintauchen!

Viel Erfolg :)

Wenn du das machen willst, ehrt Dich das und wäre sicher ein Gewinn. Aber niemand kann das von dir verlangen. Bei Türkisch bestehen kaum Probleme, da die allermeisten Erwachsenen Deutsch können. Bei Arabisch geht die Tendenz in ähnliche Richtung. Aber besonders arabisch als schwere Sprache erfordert ein ausgiebiges Studium, um eine sinnvolle Konversation zu führen. Da reicht ein Touristen-Sprachführer nicht aus. Und man müsste dann überlegen, ob man einen Dialekt lernt oder Hocharabisch, welches in der arabischen Welt verstanden wird. Das erfordert aber ein richtiges Sprachstudium. … bei kurdisch ist das auch nicht so einfach, da es davon ebenfalls mehrere Dialekte gibt. In der Türkei wird vor allem Kurmandschi gesprochen, in Syrien oder irak Sorani. Und da viele Afghanen gekommen sind, wäre Persisch sicher dann die Option. Ihr Dari ist dem Farsi sehr nahe, fast identisch. Pashto wäre m.W. schwerer als Dari. … Aber für Dich wäre es einfacher und realistischer, wenn Du englisch gut könntest, da diese Sprache auch von vielen genutzt wird und Du wahrscheinlich englisch schon in der Schule hattest und somit dieses nur auffrischen und ausbauen bräuchtest.

xxxFxxx561 
Fragesteller
 06.02.2023, 10:17

Danke für die Antwort, ich bin froh, dass Du die Probleme und die Dialekte erklärst, anstatt wie viele andere zu schreiben "sollen die gefälligst Deutsch lernen"

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mulan  06.02.2023, 14:11
@xxxFxxx561

Es ist immer eine Frage der eigenen Entscheidung und auch der Abschätzung von Aufwand und Nutzen. … Der hiesige frühere Landesrabbiner hatte eine wachsende Gemeinde von aus Russland stammenden Gemeindemitgliedern. Er war schon über 70 und hat einfach einen Russischkurs in St. Petersburg absolviert. Er wollte den Leuten auf halbem Wege entgegenkommen. Mit über 70! Er war ein sehr weiser und charismatischer Mann. Leider ist er schon von uns gegangen.

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Ich habe seit einigen Wochen rumänische Gastarbeiter in meinem Haus wohnen. Um mit denen reden zu können, muss man englisch können.

Bei Ärzten beobachte ich, dass viele einen Übersetzer mithaben, der leidlich deutsch spricht.

Als meine jüngere Tochter in der Regelschule war, hatte sie eine russische Mitschülerin. Die konnte perfekt deutsch, ihre Eltern verstanden kein einziges Wort, trotz, dass sie schon lange in Deutschland wohnten. Sie musste immer für ihre Eltern übersetzen.

Bin ich unterwegs, höre ich viele ausländischen Kinder deutsch reden, ihre Eltern unterhalten sich nur in ihrer Landessprache.

Bedeutet an diesen Beispielen: Die Erwachsenen sind angehalten, die hiesige Sprache zu erlernen und auch anzuwenden, wenn sie hier leben wollen. Es hilft ihnen nicht, wenn sie weiter nur ihre Landessprache sprechen.

Dein Ansinnen ist sicher gut gemeint, aber unterm Strich kommst du damit nicht an das Ziel, wo du eigentlich hinmöchtest: Dass nicht nur die Kinder, die du mal unterrichten möchtest, sondern auch die Eltern deutsch verstehen.

Türkisch, weil das extremST viel einfacher ist als Arabisch. Kurden sprechen meistens auch Türkisch oder Arabisch und für Kurdisch gibt es sowieso kaum Lehrmaterialien, da ist die Auswahl in Türkisch und Arabisch viel größer.