"Du hast recht" in Streitsituationen

11 Antworten

Hallo Odiamo,

Streiten will gelernt sein. So, wie Du einen heftigen Streit beschreibst, kann es nur Gewinner und Verlierer geben.

Aber in einem Streit, wie Du ihn beschreibst bleibt etwas ganz wichtiges auf der Strecke: die gegenseitige Achtung, der gegenseitige Respekt. So wie Du den Streit beschreibst, ist das sehr unreif!

Denn wir leben heute in einer sehr komplexen Welt. Es ist heute nicht mehr möglich alles zu können, sich überall auszukennen. Selbst Fachleute, richtige Fachleute, die sogar international anerkannt sind, wissen oft nicht mehr alles aus ihrem Spezialgebiet. Aus diesem Grunde ist es oft so, dass jeder ein Stück weit recht hat, oder zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. Ein vollkommen richtig und vollkommen falsch gibt es nur noch selten, und kann, wenn es so ist heute mit den Möglichkeiten des Internet leicht überprüft werden.

Weil aber die Welt heute viel komplexer ist, hat jeder meist ein bisschen recht. Plumpe Aussagen greifen meist zu kurz und sind deshalb falsch.

Wenn man eine Diskussion, was ja ein Streitgespräch ist, jedoch mit Achtung und Respekt führt, kann man ausloten, wie der Andere zu seinem Standpunkt kommt und welche Randbedingungen ihn zu seiner Meinung führten. Dann kann man sich darüber unterhalten, warum man selbst unter anderen Bedingungen zu einer Anderen Meinung kommt. Das ist aber nur unter der Voraussetzung der gegenseitigen Achtung möglich. Nur dann kann man sich bei unterschiedlichen Meinungen weiter respektieren und annähern oder unterschiedliche Meinungen unter gegenseitigem Respekt stehen lassen.

Wenn es nur darum geht Recht zu haben, dann bleibt die Beziehung zwischen den Menschen meist auf der Strecke. Und wenn dann einer, nach einer energisch geführten Debatte sagt: „Du hast Recht!“ heißt das nichts anderes: so ich habe jetzt die Nase voll, bin nicht mehr weiter an Dir und Deiner Meinung interessiert! Dann ist die Beziehung im Streit kaputt gegangen, und keiner hat gewonnen, beide haben verloren. Nämlich die Beziehung! Dann bist Du um den Sieg gebracht. Und das ärgert natürlich!

Naja, entweder man hat den Eindruck, dass dieses "Recht geben" nur oberflächlich ist, und im Grunde genommen nur ein Ausweg um den Streit zu beenden.

Oder man ärgert sich, dass man die gemeinsame Zeit mit sinnlosem Streiten verbracht hat.

Warum aber ärgert es uns so sehr, wenn der Streitgegner dann mitten im Streit plötzlich sagt "Du hast recht"? und sich ohne weitere Verteidigung zurückzieht? Im Grunde war das doch unser Ziel, ihm zu vermitteln, dass wir Recht haben.

Nein. In diesem Fall war das erklärte Ziel, zu gewinnen. Es ging nicht darum, im Recht zu sein. Wäre es so gewesen, dann wäre man damit auch zufrieden.

Da man aber einen Machtkampf geführt hat, bleibt nun der unbefriedigende Ausgang, nicht wirklich bewiesen zu haben, dass man der Stärkere war.

Übrigens eine typische Reaktion von Menschen mit eher schwachem Selbstbewusstsein. Sie brauchen die Niederlage des Gegners, um sich gut fühlen zu können.

Übrigens eine typische Reaktion von Menschen mit eher schwachem Selbstbewusstsein. Sie brauchen die Niederlage des Gegners, um sich gut fühlen zu können.

stimmt.

oder man hat einfach keine lust mehr.

taktik eben.

"du hast recht - und ich hab meine ruhe." - und auch das kann taktik sein...

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@pony

Du sprichst von dem, der aufgibt - ich meinte den, der gerne gewonnen hätte :).

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@Jule59

nein. der, der scheinbar "aufgibt", geht damit taktisch vor.

das gemeine daran ist, dass der der "aufgibt" gewonnen hat... wenns darum geht.

friedlichere leute sagen einfach, dass sie keine lust mehr haben, darüber zu reden.

und: definiere streiten...

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@pony

Dennoch ist der, der unbedingt gewinnen will, der mit dem schwachen Selbstbewusstsein. Der andere mag ein Taktiker sein, ist in jedem Fall aber souveräner.

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Weil es häufig nicht ernst gemeint ist und es nur der Schlichtung wegen gesagt wird.

oder derjenige, der das sagt, denkt: "Rutsch mir den Buckel runter, ich weiß Du bist ein Sturkopf und ich habe keine weitere Lust an diesem dämlichen gezanke!"

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Es gibt ein Sprichwort: "Der Klügere gibt nach."

In Deinem beschriebenen Fall ist genau das passiert. Dein Gegner h at nachgegeben und Du hörst zwischen den Worten: "Ich bin der Klügere und habe nun einfach meine Ruhe." Außerdem gibt er Dir zu verstehen, dass Du uneinsichtig bist und eine Diskussion mit Dir keinen Wert hat.

Es ist eine schöne Gabe sich so souverän geben zu können und einen Streit so ersteinmal beenden zu können. Vor allem, in einer Auseinandersetzung ruhig zu bleiben und nicht laut zu werden.