Deutsche Grammatik irrational?

Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen

Rational 60%
Beides 20%
Keines 20%
Irrational 0%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Beides

Eine Sprache entsteht ja über einen langen Zeitraum (Jahrhunderte) des Gebrauchs, und zwar durch viele verschiedene Menschen. Da ist es klar, dass nicht alles nahtlos zusammenpasst, vielmehr ist die Sprache ein großes Gebilde, welches "historisch gewachsen" (und nicht geplant) ist.

Also sind einige Dinge sicher unlogisch oder irrational. Manches passt nicht ganz zusammen. Dennoch ist Deutsch sicher nicht völlig willkürlich, es gibt etliche Muster, die konsistent vorhanden sind (zum Beispiel wird das Partizip Perfekt immer mit ge- gebildet, also gewesen, gesagt, getan, gesungen usw.).

Was schwer vorhersagbar ist, ist die Bildung der Ablaute bei den starken Verben.
singen - sang - gesungen, aber sitzen - saß - gesessen (nicht "gesutzen" - im Schwedischen heißt das Partizip übrigens suttit, mit -u- und mit -t-).
Zudem gibt es schwache Verben schwitzen - schwitzte - geschwitzt, diese werden zwar regelmäßig gebildet (und ohne Ablaut), aber man fragt sich, woher man wissen sollte, ob das Verb nun stark oder schwach ist.

Heißt es "gewinkt" oder "gewunken"? Bei gewunken muss ich immer denken: sagt man denn auch "wank"? winken - wank - gewunken oder winken - winkte - gewinkt.

Insofern ist es eine Mischung aus Regelmäßigkeit und (historisch gewachsenem) Wildwuchs, welche mir am treffendsten erscheint.

Auch nordgermanische Sprachen kennen Ablautreihen, auch dort sind sie recht vielschichtig und nicht immer konsistent vorhersagbar. Im Isländischen gibt es z.B.
ég dett (ich falle) ég datt (ich fiel) ég hefur dottið (ich bin gefallen) e-a-o so ähnlich wie bei ich treffe, ich traf, ich habe getroffen.

Auch Isländisch hat schwache Verben (setja = setzen, also setja - setti - sett).

Isländisch zeigt auch bei den Nomen viele Ablaute. Oft verändern sich Vokale paarweise. So heißt völlur (ein) Feld, im Plural vellir, und im Genitiv Plural valla.
Der Akkusativ von Anna ist Önnu. Es gibt schon Regeln, aber so ganz geht es nicht immer auf.

Fast alle Sprachen haben irgendwo Unregelmäßigkeiten, manche mehr, manche weniger.

Keines

Grüeziwohl,

Die Begriffe "rational" und "irrational" sind auf die Grammatik gar nicht anwendbar. Nicht die Grammatik, sondern die Inhalte transportieren Gedankengänge.

Auf wiederluege.