Deutsch?

4 Antworten

ist man dann Reindeutscher?

Nein. Wenn man sowas denkt, ist man auf nationalsozialistische Propaganda hereingefallen, da es sowas wie "Biodeutsche" oder "deutsche Gene" nicht gibt. Jeder, der im Biologieunterricht nur ein kleines bisschen aufgepasst hat, wenn das Thema Populationsgenetik dran kommt, weiß das.

Das Gebiet des heutigen Deutschlands war und ist schon immer ein Einwanderungsland. Die ersten anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens), die vor etwa 35 000 Jahren in Mitteleuropa ankamen, kamen ursprünglich aus Afrika und waren dunkelhäutig. Das blieben sie sogar noch ganz lange, erst vor etwa 8500 Jahren tauchten die ersten hellhäutigen Menschen auf und erst vor rund 5800 Jahren hatte sich, vermutlich durch sexuelle Selektion, helle Haut in Europa durchgesetzt. Auf ihrem Weg nach Eurasien trafen unsere Vorfahren auf den Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis) und zeugten mit ihnen gemeinsame Nachkommen und vermischten sich folglich genetisch mit ihm. Als die ersten Menschen Mitteleuropa erreichten, war ihr Erbgut also bereits längst kräftig durcheinander geschüttelt worden. Bis heute trägt jeder Europäer noch im Schnitt 2 % Neanderthalererbgut in sich. Übrigens war auch der Neanderthaler kein Ur-Euripäer, denn seine Vorfahren stammten ebenfalls aus Afrika und bereits die Vorfahren der Neanderthaler haben sich genetisch mit den noch früher aus Afrika nach Eurasien eingewanderten Homo erectus vermischt.

Vor etwa 8000 Jahren wanderten Menschen aus den Regionen der Levante und Anatoliens nach Mitteleuropa ein. Sie brachten Ackerbau und Viehzucht mit und vermischten sich mit den in Europa ansässigen Jäger- und Sammlergesellschaften, die auch die neue sesshafte Lebensweise übernahmen. Vermutlich waren es auch diese Ur-Bauern, die die Genvarianten für helle Haut mit nach Europa brachten Auch ihre Sprache wurde übernommen. Alle heute in Europa gesprochenen Sprachen sind auf die Ursprache der Neuankömmlinge zurückzuführen - mit einer Ausnahme: das im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien gesprochene Baskisch unterscheidet sich so stark von allen anderen europäischen Sprachen, dass es wahrscheinlich noch von der ursprünglich in Europa gesprochenen Sprache der Jäger und Sammler abstammte.

In der Antike siedelten in Europa die Germanen, die aber kein einheitliches Volk bildeten, sondern in Wirklichkeit eine Vielzahl unterschiedlichster Völker und Stämme. Als die Römer nach Mitteleuropa bis an den Rhein und die Donau vordrangen, kamen sie in Kontakt mit den Germanen. Sie betrieben Handel und sicher gab es dabei auch die eine oder andere romantische Begegnung zwischen den verschiedenen Kulturen. Im spätrömischen Reich führte vom vierten bis sechsten Jahrhundert nach Christus die Völkerwanderung dazu, dass das Erbgut der Menschen in Mitteleuropa ordentlich durchmischt wurde.

Also nein: Reindeutsche hat es nie gegeben, gibt es nicht und wird es nie geben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nein. Weil es eh keine "deutschen" Gene gibt, kann das auch gar nicht rauskommen.

Beim DNA-Test würde wahrscheinlich 4% Neandertaleranteil herauskommen. ;-)

Aber vielleicht kommt heraus, dass du kein Reindeutscher, sondern ein Rheindeutscher bist:

https://youtu.be/6H0nzz2zOAE?feature=shared

Soviel zum Sinn so einer Fragestellung

Nach deiner scheinbaren Weltanschauung ist man das nur, wenn ein über mehrere Jahrhunderte zurückzuverfolgender Stammbaum vorgelegt werden kann.