Dauer von Problemen nach absetzen von cymbalta?
Guten Tag,
vor ca. 9 Monaten habe ich mich laaangsam aus cymbalta 60mg ausgeschlichen, das ich fast 15 Jahre genommen hatte.
Jetzt bin ich nach dieser Zeit , laut meinem Partner, zunehmend agressiv und etwas egozentrisch.
Kann das noch normal sein?
Oder bin ich bloss eine alte Frau von 65, die wird wie ihre Mutter.
1 Antwort
Es gibt ja die bekannten SSRI-Absetzsymptome, welche auch auf die SNRI's wie Duloxetin (Markenname Cymbalta) zutreffen. Diese äussern sich vor allem durch:
- Kreislaufbeschwerden, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen bei Kopfbewegungen wie Drehen des Kopfes oder horizontale Bewegungen der Augen (Blick nach links oder rechts).
- Empfindungsstörungen wie Schwindel, Höhenangst und Empfindungen, die an leichte Stromschläge erinnern und meist ausgehend von der Mitte des Körpers in die Extremitäten ausstrahlen oder auch am ganzen Körper auftreten („Brain zaps“) und Tinnitus.
- Motorische Störungen (Zucken, Tics) und Schwierigkeiten bei alltäglichen Bewegungen (aufstehen, gehen).
- Schlafstörungen, lebhafte Träume, Müdigkeit, Tagesschläfrigkeit (das Gefühl, plötzlich einzuschlafen).
- Verdauungsstörungen (Durchfall, Verstopfung), körperliches Unwohlsein (Kopfweh, verstopfte Nase, Abgeschlagenheit, Knochen- und Gelenkschmerzen, fieberartige Zustände).
- Stimmungsschwankungen, Muskelkrämpfe, Zittern, aggressives Verhalten, Manie, schwere Depression, Suizidgedanken und Angstzustände.
- Post-SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion
Bis auf die Post-SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion, welche in Ausnahmefällen weiter andauern kann, sollten eigentlich alle Beschwerden nach einigen Wochen weg sein. Natürlich besteht auch eine Rückfallgefahr, da die meisten Depressionen rezidivierend (wiederkehrend) und die meisten Angststörungen chronisch verlaufen.
Dies erklärt jedoch nicht den dir vorgeworfenen "Egozentrismus" und die "Agressivität". Ich bin kein Arzt, habe jedoch (leider) jahrelange Erfahrung mit Antidepressiva (auch mit Cymbalta). Ich würde das Problem eher in der Psychologie als in der Neurobiologie suchen. Nimmt man solche Medikamente jahrelang ein, schützen sie einem zwar, doch lernt man nicht gewisse mentale Strategien auf (auch alltägliche) Probleme zu entwickeln. Sachen können einem schneller aus dem Konzept bringen und der Schutzfilter ist nicht mehr da.
Wie gesagt: Ich bin kein Arzt und das ganze ist reine Theorie.
Vielen Dank, deine Erklärung hat mir sehr geholfen, das ist ein Denkanstoß, Gruß