Darf man noch "Herr Schutzmann" oder "Herr Wachtmeister" sagen?

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Manche Menschen in unserer Gesellschaft sind ja äußerst verspannt. Um es mal so zu formulieren. 

Wenn ich die Berufsbezeichnung nicht kenne, weil sie z.B. nicht gut lesbar auf der Uniform steht, dann sehe ich da absolut keinen Grund, beleidigt zu sein. 

Mir fällt zur Frage ein schon etwas älteres Urteil des OLG Köln ein. Damals war ein Polizist aus einem anderen Bundesland nach Köln gezogen und eben auch noch nicht lange vor Ort im Dienst. 

Im Rahmen seiner Tätigkeit kam er mit Kölnern in Kontakt. Eine kölsche Person forderte ihn im Rahmen eines durch die Tätigkeit des Polizisten verursachten Gespräches auf, ihm am Arsch zu lecken -bitte nicht beanstanden oder löschen, Grund folgt sogleich. 

Der Polizist zog vor Gericht und die Beleidigungsklage einer Amtsperson landete vor dem OLG Köln. Dort müssen wohl Einheimische oder Integrierte gesessen haben. Denn sie erklärten: 

In Köln gehört diese Aufforderung zum kulturell allgemein anerkannten Sprachgebrauch. Das örtliche Verständnis bezogen auf diese Aufforderung kennt sie nur in Ausnahmefällen als Beleidigung. Ansonsten unterliegen ihr viele verschiedene Bedeutungen. 

Die Klage wurde abgewiesen. 

Ok. Ich beobachte durchaus die zunehmende Bereitschaft in unserer Bevölkerung, mangelnde soziale Kompetenz vor Gerichte zu schleppen. Auch, um mich mal so auszudrücken. 

Aber in der Regel besitzt  unsere Polizei ebensolche. Sonst wäre sie sehr schnell dienstuntauglich. Was wir alle nicht wünschen sollten. 

Dürfen darfst Du das sicherlich. Ob das sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Vor allem aber macht der Ton die Musik.

Auch Polizisten haben einen Ermessensspielraum, den sie sicherlich eher ausschöpfen, wenn sie genervt sind. Ob man das am lebenden Objekt austesten möchte, darf jeder für sich selbst entscheiden.

Der Beamte wäre eher belustigt. Folgen gäbe es keine. 

Das erinnert mich an folgenden Witz:

Ein junger Mann fragt einen Schutzmann: "Herr Schutzmann, darf man eigentlich einen Schutzmann mit 'Esel' ansprechen?"

"Natürlich nicht, das wäre ja Beleidigung einer Amtsperson!"

"Ah ja, klar, aber - darf man zu einem Esel 'Herr Schutzmann' sagen?"

"Wenn es Ihnen Spaß macht, nun ja, das kann man nicht verbieten"

"Nun denn, vielen Dank für die Auskunft - Herr Schutzmann"

Merke also: Der Ton macht die Musik. Die altertümliche Anrede "Herr Schutzmann" könnte eventuell als ironisch aufgefasst werden.

Ich empfinde "Herr Wachtmeister" als eine angemessene Anrede, die bestimmt niemand übelnimmt. "Herr Schutzmann" hätte wahrscheinlich zu jeder Zeit eine leicht ironische Komponente gehabt, jedoch nicht herabwürdigend. Ein wenig albern, aber was wären wir ohne das? :)


PeVau  31.05.2017, 12:22

"Herr Wachtmeister" ist gut, vor allem, wenn man als Fußgänger von einem Polizisten in unerträglich pädagigisierender Weise befragt wird: "Kennen sie die Bedeutung der Ampelfarben?"

Da spielt es auch keine Rolle, wenn der uniformierte Oberlehrer eigentlich Oberkommissar ist. :-))

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