Darf der Betriebsratsvorsitzende einen Angestellten Anweisungen geben?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich würde nie zu einem Mitarbeiter gehen und ihm Anweisungen erteilen.

In solchen Fällen gehe ich zuerst zu den Vorgesetzten des MA (anschreiben/ansprechen), da ich habe zu den meisten einen "guten Draht" habe und dies ausdrücklich von ihnen gewünscht wird und bitte, sich um das jeweilige Problem zu kümmern (hier dass das Datenschutzgesetz nicht verletzt wird).

Wenn das nichts bringt, wird der Betriebsleiter, bzw. der Geschäftsleiter und/oder, in diesem Fall, der Datenschutzbeauftragte informiert.

Ein Betriebsrat ist in seiner Funktion nicht weisungsbefugt. Ich vermute mal, ich bekäme gehörig "eins aufs Dach", wenn ich zu einzelnen Kollegen gehe und Anweisungen gebe, wie sie ihre Arbeit zu machen haben.

Macht Euer Betriebsrat das öfter so?

RickySpanish84 
Fragesteller
 05.12.2018, 14:12

Das wird öfters so gemacht. "Man will ja keine große Sachen drum machen" oder "das wollte ich auf dem kurzen Weg mit ihnen besprechen". Der Standortleiter fragt sich hinterfragt es nur bedingt. Das sind dann (Original-) Dialoge:

Vorgesetzer: "Warum steht das Gerät nicht mehr im Erdgeschoss sondern im Keller, ist doch viel zu umständlich?"

Angestellter: Das war ein paar Leuten zu laut und der BR hat entschieden, dass soll hier hin."

Vorgesetzer: "Ach wenn das so ist, dann wird's schon stimmen"

oder

"Warum machen sie das jetzt so, da sitzen sie doch schon seit 2 Tagen dran, das war doch sonst immer in ein paar Stunden fertig?"

"Hat der BR mir vor ein paar Wochen gesagt."

"Achso, ja alles klar."

Und dann ist die Sache abgehakt.

Hexle2  05.12.2018, 14:19
@RickySpanish84

Im Ernst? Solche Vorgesetzte habt Ihr?

Da wundert mich nicht, dass Euer Betriebsrat "das Zepter" schwingt.

Allerdings wundert mich, dass der AG hier nichts tut. Weiß der evtl. gar nicht was läuft oder ist ihm das wirklich egal wenn Arbeiten länger dauern nur weil der BR sich eingemischt und andere Anweisungen erteilt hat?

Dieser BR überschreitet seine Kompetenzen und Zuständigkeiten. Vorgesetzte die sich so vom BR in ihren Job mischen und andere Arbeitsabläufe "anordnen" lassen, wären bei uns bestimmt entweder gar nicht mehr da oder nicht mehr auf diesem Posten, zumal diese neuen "Anweisungen" und "Entscheidungen" des BR ja anscheinend auch einiges an Geld kosten.

RickySpanish84 
Fragesteller
 05.12.2018, 14:45

Wenn sich einmal so ein Mechanismus einschleicht, dann bekommt man ihn schwer raus. Ob die Chefs in der Hauptstelle nichts unternehmen, weil es ihnen egal ist, hauptsache es läuft irgendwie oder weil der Standortleiter es nicht an die obere Etage weitergibt, kann ich nicht sagen. Letztendlich agiert der BR permanent in solchen Fällen so. Gibt es aber wirklich wichtige Sachen, die mit der Geschäftsführung offiziell geklärt werden müssen, bekommt der BR nichts hin. Leider sieht sich unser Betriebsrat als Geheimrat, so dass ich leider nicht weiß, wo die Hintergründe liegen. Es gibt das Gerücht, dass der BRV mit dem Chef "gut kann" *zwinker zwinker. Es gab sogar das Gerücht, dass er BRV eine Gehaltserhöhung bekommen hat, und dies als eine Art Geld für kein Ärger machen gesehen wird. Aber alles Mutmaßungen. Jedoch kommt so ein Gerücht nicht unbedingt von ungefähr.

Hexle2  05.12.2018, 15:19
@RickySpanish84

Warum wurde dieser Betriebsrat wieder gewählt.?

Gab es keine Alternative?

RickySpanish84 
Fragesteller
 05.12.2018, 15:37

Alternativen gab es leider nicht wirklich. Dafür lassen sich zu wenig aufstellen. Außerdem haben wir 2 verschiedene Standorte. Teilweise kennen sich die Leute nicht direkt, sondern z.B. nur über das Telefon. So ist der BVR ein sympathischer Geselle. Immer ein Spruch auf den Lippen, humorvoll und zuvorkommend. Aber auch nur die 10 Minuten, die man mit ihm telefoniert bzw. ein Gespräch führt. Was für ein faules und hinterhältiges Ars...l.... er ist wissen nur wenige. Um es auf den Punkt zu bringen: Er ist ein Blender. Und offensichtlich kommt er damit durch. Daher wurde er wieder gewählt. 2-3 Leute aus dem BR wissen aber das er nicht ganz sauber ist. Jedoch, so haben sie mir gesagt, ist es verdammt schwierig jemanden aus den BR rauszukriegen. Man braucht trifftige Gründe und muss sie beweisen können. Auch einen Misstrauensanschlag stellen ist nicht mal eben gemacht. Sicherlich will der Gesetzgeber die BR-Mitglieder schützen, damit nicht wahllos Behauptungen aufgestellt werden und derjenige muss sein Amt niederlegen. Das verstehe ich auch, dass der BR geschützt werden muss. Jedoch hat man natürlich das Problem, dass man jemand nicht angehen kann, obwohl er seine Tätigkeit nicht gewissenhaft ausübt.

Hexle2  06.12.2018, 20:58

Danke fürs Sternchen und überlege Dir mal, ob Du nicht bei der nächsten Wahl kandidieren willst. Vielleicht kannst Du ja was ändern

Geht dieser direkte Weg in Ordnung

Ja, warum nicht?

oder müsste eigentlich der Chef vom Vorsitzenden unterrichtet werden und dieser weist den Sachbearbeiter an

Theoretisch müßte der Betriebsrat den Datenschutzbeauftragten informieren, dieser sich an die verantwortliche Person (Chef) wenden und von dort müßte es dann wieder "hinabtropfen". Ist das nötig? In manchen Firmen ist es sicherlich nötig - in anderen aber nicht. Es ist eine Frage der Firmenkultur. Aber auch in Eurer Firma sollte der Chef informiert werden, daß ein Problem bestand und wie es zwischenzeitlich gelöst wurde. Der Chef muß Bescheid wissen - kümmern dürfen sich aber auch die anderen.

RickySpanish84 
Fragesteller
 05.12.2018, 12:36

Um noch auf die Frage "Warum nicht" zu antworten: Ein Angestellter mit einer 40 Stunden Woche ist mit seiner Arbeit gut ausgelastet. Geht nun der Betriebsratsvorsitzende zu diesen Angestellten und weist ihm an: "das muss jetzt so und so gemacht werden", und dadurch hat der Angestellte, überspitzt dargestellt, 20 Stunden mehr Arbeit die Woche. Der Angestellt nimmt es einfach hin. Macht was ihm gesagt wurde und kommt mit der Arbeit hinterher. Letztendlich muss er den Weg zum Chef antreten oder der Chef bemerkt die Überbelastung und geht auf den Mitarbeiter zu. Dementsprechend ist es nur eine nette Geste, wenn der BRV direkt dem Chef informiert und nicht den Angestellten auflaufen lässt. Und wer sagt, dass die Lösung, die der BRV anweist die Beste ist und er schon deshalb mit dem Chef sprechen muss, um die optimale Möglichkeit zu finden.

GanMar  05.12.2018, 13:15
@RickySpanish84

Naja, das kommt eben drauf an. In diesem Zusammenhang mein Kommentar zu einer anderen Antwort hier. In einem Betrieb mit wenigen Leuten läßt sich das auf dem kurzen Weg erledigen - in einem größeren Unternehmen und/oder wenn der entsprechende Sachbearbeiter das nicht allein organisieren kann, muß dann der lange Weg beschritten werden.

Familiengerd  05.12.2018, 13:46
"Geht dieser direkte Weg in Ordnung"
Ja, warum nicht?

Selbstverständlich ist das nicht in Ordnung - unabhängig vom von Dir skizzierten "bürokratischen" Aufwand!!

Der Betriebsratsvorsitzende (oder sonst jemand vom Betriebsrat) hat Arbeitnehmern keine Weisungen zu erteilen, wenn er nicht gleichzeitig Vorgesetzter ist und diese Weisungen in dieser Eigenschaft erteilt!

Der Betriebsratsvorsitzende hat doch insoweit kein Direktionsrecht. Er sollte schon den Weg über den Chef wählen und auch mal gleich überlegen, wie man diese Zusatzarbeit vereinfachen und/oder wer damit konkret dann betraut werden soll.

Warum eigentlich diese zusätzlichen Zettel. Jeder Mitarbeiter bekommt doch sicher eine Lohnabrechnung und wenn da die unstrittige Mehrarbeit in Stunden vermerkt ist, dann sollte das doch jedem Mitarbeiter ausreichen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
RickySpanish84 
Fragesteller
 05.12.2018, 14:52

Die Stundenzettel werden noch mit einer altertümlichen Excel-Tabelle geführt. Daher wird ein Zettel separat zur Lohnabrechnung ausgedruckt. Anscheinend ist es technisch nicht möglich die Überstunden mit in den Bogen zu involvieren. Eigentlich wäre es das Simpelste es der Lohnbuchhaltung zu überlassen, die Stundenzettel mit in die Lohnabrechnung zu packen. Jedoch sitzt in der Lohnbuchhaltung die Schwester von der Chef. Der BR macht sich daher in die Hose der Lohnbuchhaltung Arbeit aufs Auge zu drücken und so die Konfrontation mit dem Chef aus dem Weg zugehen.