Coming out Brief?

6 Antworten

Hallo,

im großen Ganzen finde ich den Brief gut, ich habe hier mal ein paar kleine Verbesserungsvorschläge:

Liebe Mama,

lch schreibe das, weil ich mich so wohler fühle, als bei einem direkten Gespräch. lch trage schon einige Zeit etwas mit mir herum, was mich viel beschäftigt und ich finde, ich sollte es dir auch endlich mal sagen. lch gehe diesen Schritt, weil ich einfach keine Lust mehr hab, allen irgendwas vorzuspielen und mein wahres Ich zu verstecken. Vielleicht ist das jetzt ein Fehler, dir das zu sagen (glaube aber eher nicht) aber ich will einfach, dass du das weißt.

Also ... es ist nicht einfach, jeden Tag als Mädchen bezeichnet zu werden, wenn ich mich damit nicht wirklich identifizieren kann. Ich bin transgender, das heißt, dass ich mich mit dem mir zugeordneten Geschlecht nicht identifizieren kann. „Trans"-Personen identifizieren sich oft als männlich, weiblich oder auch als nicht-binär. Ich identifiziere mich irgendwo zwischen männlich und nicht-binär. Mittlerweile kann man ja auch den Namen ändern und OPs machen lassen - und das ist mein Wunsch. Deshalb wünsche ich mir, dass du mich ab sofort Finn nennst. lch wünsche mir, nicht mehr lügen und mich verstecken zu müssen und einfach der zu sein, der ich bin. Ich hoffe, dass du das akzeptieren kannst, das wäre mir wirklich wichtig. Ich habe es auch nicht leicht und diese Sache belastet mich schon 7 Jahre, weshalb das - und da bin ich mir absolut sicher - KEINE Phase ist.

Ich bin froh, dass du es jetzt weißt und ich hoffe sehr, dass du trotzdem noch genauso hinter mir stehst wie bisher.

Finn

Also wie gesagt, es sind nur paar kleinere Änderungen, wie meiner Meinung nach, deine Lage (so wie ich sie mir vorstelle) noch deutlicher wird.

Ich hoffe sehr für dich, dass sie dich so akzeptieren wird, wie du bist :)

Hallo Finn,

natürlich ist es verlockend, so ein "Geständnis" erst mal per Brief zu machen. Du weißt aber auch, dass das Gespräch, das du damit verhindern willst, bald danach trotzdem stattfinden wird.

Deine Mutter wird verwirrt und enttäuscht sein, nicht, weil du dich als Mädchen nicht wohlfühlst, sondern weil du jahrelang nichts davon gesagt hast. Und sie wird Fragen stellen, wie etwa "Wie fühlt sich männlich, weiblich und nicht-binär überhaupt an?" oder "Warum redest du von OPs, wenn du noch nicht mal weißt, "was" du bist?".

Das mag für dich klingen, als würde man deine Gefühle nicht respektieren, aber so ist es nicht. Fakt ist einfach, dass du seit 7 Jahren über das Problem nachdenkst, Stunden, Tage, Wochen an deinem Brief gefeilt hat, hier nochmal nach Verbesserungsvorschlägen fragst und dann (unbewusst) erwartest, dass deine Mutter reagiert, als hätte sie genauso viel Zeit gehabt.

Die hatte sie nicht, und vermutlich hat sie sich bisher nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt. Sie wird sich Vorwürfe machen, wie sie das nicht merken konnte, sich fragen, ob sie als Frau so ein schlechtes "Vorbild" war usw.

Deswegen ist es an dir, ihr zu helfen, das alles besser zu verstehen. Indem du "Material" für sie sammelst, das sachlich, fachlich und wertneutral beschreibt, was du mit "Ich will lieber ein Junge sein" zusammenfasst.

Suche Beratungs- und Anlaufstellen in eurer Nähe heraus, die ihr aufsuchen könnt, vielleicht auch Selbsthilfegruppen.

Gib ihr Zeit, die Sache zu verarbeiten, sich selbst damit auseinanderzusetzen usw.

Gerade weil sie dich liebt, wird sie dein Outing nicht einfach mit einem Schulterzucken und einem "Okay, wenn du meinst..." hinnehmen können!

Gut geschrieben. Trotz aller Emotionen beschreibst du den Sachverhalt verständlich.

Wenn ich dennoch meinen "Senf" zutun darf:

Lass den Brief einen Tag liegen und lese ihn morgen nochmals durch.
Wenn es dir möglich ist, versuche die "Wut" herauszunehmen. Denn, dass du dich seit 7 Jahren "verstellst", dafür kann deine Mutter nichts. Auch würde ich "KEINE" ganz normal klein schreiben.
Stelle dir für einen Moment vor, deine Mutter ist ein guter Freund. Und für genau den formulierst du deinen Brief.

Viel Glück auch auf den weiteren Wegen.

Hallo Finn,

prima geschrieben! Alles Gute!

Hallo Finn. Ich finde ihn gut geschrieben. Deine Mutter wird darauf reagieren. Vielleicht versteht sie etwas nicht. Für mich ganz wichtig. Du solltest deiner Mutter sagen, dass sie keinen Fehler gemacht hat.