Biologie: Scheinbare Abnahme von Entropie bei der Bildung von Makromolekülen? (weiterlesen)

5 Antworten

Du hast eine Reaktion A + B -> C + D.

Die Entropiebilanz (bei Normaltemperaturen) auf der rechten Seite, also S(C) + S(D) sollte also höher sein als auf der linken Seite S(A) + S(B). Wäre dies der einzige Beitrag zur Entropiebilanz, dann hättest du recht, dann könnte es keine Reaktion in die Gegenrichtung geben.

Nun wird bei einer chemischen Reaktion aber noch Entropie produziert, wenn man die Reaktion komplett frei ablaufen lässt. Sei E die Energiemenge bei der obigen Reaktion bei der Temperatur T, dann wird wegen E = T * S die Entropiemenge S = E/T noch zusätzlich produziert.

Das bedeutet, dass die Summe S(A) + S(B) durchaus größer sein kann als die Summe S(C) + S(D), wenn nur die erzeugte Entropie S den Unterschied mehr als kompensiert. In jedem Fall ist aber

S(A) + S(B) < S(C) + S(D) + S

In die umgekehrte Richtung läuft die Reaktion nicht von alleine, man braucht zusätzliche Energie (in Form von Licht zum Beispiel), so dass wir hier haben

C + D + Energie(Licht) -> A + B.

Da aber S(C) + S(D) < S(A) + S(B) ist, kann diese Reaktion also durchaus stattfinden.

Um das jetzt alles genau auszurechnen im Fall der Photosynthese, müsstest du halt die genauen Reaktionsgleichungen aufschreiben und von allen beteiligten Stoffen die molaren Entropien in einer Tabelle raussuchen.

p.s. Lass den Unordnungskram weg. So, wie man es in der Schule macht, ist es unsinnig bis falsch, in jedem Fall hat man nichts davon, denn man kann damit keine qunatitativen Berechnungen anstellen. Behandle die Entropie wie jede andere physikalische Größe auch.

Du hast anscheinend schon recht viel verstanden, machst aber DEN entscheidenden Denkfehler, den viele machen.

So, wie du den 2. HS schilderst, gilt er nur für geschlossene Systeme: die Entropie kann niemals abnehmen.

Der gilt so nicht für offene Systeme, die mit ihrer Umwelt in Wechselbeziehung stehen.

Besitzt ein geschlossenes System (Universum) mehrere Untersysteme, kann in einzelnen Systemen die Entropie auch abnehmen auf Kosten anderer Systeme. Nur für das geschlossene Gesamtsystem gilt dann obiger Satz.

Bei der Photosynthese nimmt die Entropie im Blatt ab, dafür nimmt die Entropie der Umgebung zu, indem die Sonnenenergie "entwertet" wird. Sie wird in chemische Energie umgewandelt. Die Gesamtentropie des Universums nimmt dadurch aber zu.

Natürlich nimmt auch im Pflanzenreich die Entropie zu, denn was geschieht denn letztendlich mit dem Trauben,- u. Fruchtzucker sowie Stärke? All das wird doch auch wieder abgebaut, teils vergären und faulen die Früchte, dann wieder wird nachts veratmet, sowie Stärke wieder umgesetzt für Stoffwechselprozesse. Nichts entgeht da der Entropie.

Grundsätzlich hast Du recht: Ein Prozeß, bei dem nich die Energie erniedrigt, kann nur in einem offenen oder geschlossenen, nicht aber in einem abgeschlossenen System ablaufen. Es muß also zumindest Energieaustausch mit der Umgebung geben.

Beispiel Photosynthese: Der Prozeß braucht Photonen. Die haben je­doch eine sehr niedrige Entropie, viel niedriger als der „gleiche“ Energie­inhalt als Wärme. Thermo­dynamisch wird die Photo­­synthese von der niedrigen Entropie des absorbierten Photons getrieben.

Ein voller Cyclus auf Photosynthese plus Verbrennung zeigt ja, daß da im wesent­lichen Licht­energie in Wärme­energie umgewandelt wird. Die Entropie erhöht sich also.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Naja, irgendwo kommt das Photon ja her, und dort ist dann eben jetzt die grössere Unordnung...

Ascon 
Fragesteller
 07.12.2014, 10:12

Das Photon befindet sich aber auf der Edukt und nicht Produktseite…

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Pieetpat  07.12.2014, 10:16
@Ascon

Naja, wenn du dein Zimmer aufräumst, nimmt in dir die Unordnung zu, dein Zimmer wird mehr geordnet. Im Sinne von Gesamtsystem gehörst du bzw. die Sonne dazu. Einzelbestandteile (Pflanze, Zimmer) können durchaus ordentlicher werden

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