Bin ich zu deutsch oder einfach nur altmodisch?
Ich lebe jetzt schon seit 2,5 Jahren in den USA und verstehe die Mentalitaet vieler Amerikaner immer weniger. Beispiele:
Wir haben 2 Handymen, die aufgrund Krankheit/schwere OPs, etc. in DE nicht mehr arbeiten muessten. Sie waren nie fest angestellt und haben immer nur gejobbt.
Das Gleiche bei einem Ehepaar mit 2 Kindern. Sie putzt und er faellt Baeume. Auch nie angestellt gewesen.
Meine Schwaegerin und ihr Mann (beide Fabrikarbeiter und chronisch krank) hatten uns gefragt, ob wir ihnen finanziell aushelfen koennten. Kein Problem. Nun wollen sie kommen und uns das Geld zurueckzahlen. Haben ihr Rentenkonto gepluendert.
Schwager und Schwaegerin werden wohl mal eine Minirente erhalten, aber wovon dann die Miete zahlen?
Die vorher genannten Personen haben ueberhaupt keinen Rentenanspruch, da nie eingezahlt.
Es wuerde mir den Schlaf rauben, wenn ich keine Altersabsicherung haette. Wie kann man so leben? Ok, diese Leute wissen, dass sie bis ins hohe Alter arbeiten werden muessen. Aber es kommt mal der Tag, da gehts einfach nicht mehr, man lebt aber noch. Was dann?
Ich werde immer nur belaechelt und I would be worried way to much. Die Denkweise von Leuten in meinem Umfeld ist fuer mich einfach nicht nachvollziehbar.
Bin ich zu deutsch oder zu altmodisch?
4 Antworten
Naja, die Mentalität der US-Amerikaner kann ich dir natürlich nicht erklären. Ganz allgemein gesprochen aber: Menschen sind unterschiedlich, denken unterschiedlich, priorisieren unterschiedlich, ängstigen sich unterschiedlich. Dieses Verständnis ist für mich der Inbegriff von interkultureller Kompetenz, die ich von jemandem, der schon so viel Auslandserfahrung hat, eigentlich erwarten würde.
Ich sage mal so: alle Beispiele, die du beschrieben hast, involvieren ja offensichtlich Krankheit, mitunter sogar schwere, und fortgeschrittenes Alter. Was würdest du denn erwarten, was die Leute konkret tun sollten - die Entscheidung treffen, die Krankheit nicht mehr zu haben?
Es wuerde mir den Schlaf rauben, wenn ich keine Altersabsicherung haette.
Und die daraus resultierende Müdigkeit würde magisch Altersabsicherung vom Himmel regnen lassen?
Angst und Sorge sind tatsächlich nur nützlich, solange man noch eine realistische Chance hat, etwas an dem, wovor man sich fürchtet, zu ändern. Wenn man erstmal ausreichend tief in der Scheiße steht, macht Angst es nur noch schlimmer. Nochmal gefragt: Was sollen diese Leute mit ihren schwerwiegenden Krankheiten denn tun? Sie arbeiten ja offensichtlich sogar noch teilweise, also sie tun ihr Bestes, die Situation so lange es geht so gut es geht aufrecht zu erhalten, und mehr können sie jetzt auch nicht mehr tun, und darüber in Schlaflosigkeit zu verfallen würde ihnen auch nichts bringen. Und ich vermute mal, dass sie früher versucht hatten, beruflich mehr zu erreichen, und das einfach nur nicht funktioniert hat. Niemand sucht sich freiwillig ein miserables Leben aus; die meisten treffen nur Lebensentscheidungen, die dahin führen, oder werden vom Schicksal heimgesucht.
Ich werde immer nur belaechelt und I would be worried way to much
Vielleicht ist das nur die höfliche Art zu sagen „Can you stop trying to talk me into a panic attack?“. Was Leute, die in einer aussichtslosen Situation sind, am allerwenigsten gebrauchen können sind Leute, die aus ihrem Elfenbeinturm heraus ein entsetztes Gesicht machen und wortreich beteuern, dass sie „so nicht leben könnten“.
Bin ich zu deutsch oder einfach nur altmodisch?
Weder noch wahrscheinlich, ich würde sagen du bist zu privilegiert. Und vielleicht denkst du, dass dein privilegierter Status ausschließlich Ergebnis deiner guten Lebensentscheidungen ist, aber schwere Krankheiten können die besten Lebensentscheidungen zunichte machen, und sie zu haben oder nicht zu haben kann sich niemand aussuchen. Aber: Vielleicht kommt das noch. Vielleicht bekommst du ein Jahr, bevor du dir deine Altersvorsorge auszahlen lassen kannst, die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Vielleicht wird dir die Entscheidung, ob du „so leben könntest“ oder nicht, viel tragischer abgenommen als du dir das im Moment vorstellst.
Aber es kommt mal der Tag, da gehts einfach nicht mehr, man lebt aber noch. Was dann?
Entweder es geht eben doch noch, oder ja, man stirbt. Vielleicht wirst du einen überfüllten Briefkasten bemerken, vielleicht einen immer übler werdenden Geruch wahrnehmen, vielleicht siehst du aber auch nur einen Leichenwagen vorfahren. Ja, die Antwort ist so einfach: dann ist es vorbei.
Eine Rente ist etwas eher neumodisches finde ich
Ich bin altmodisch, und zahle nicht bzw kaum in eine Altersvorsorge ein. Meine Rente wird ein Stück Garten, und ein Haus bzw Wohnwagen drauf.
Erwarte nicht, dass es viel sein wird. Improvisieren ist meine Stärke. Und schon heute brauche ich eigentlich nur Geld für Lebensmittel, abgesehen von Miete, welche ich dann ja nicht mehr hätte, zumindest das ist das Ziel
Aber sonst vermutlich mit Handel. Vermutlich mit Schätzen aus dem Garten, vielleicht auch Kunst oder Handwerk
Dann wuensche idir viel Erfolg bei deinem Lebensmodell im Alter.
Dankeschön
Wünsche ich dir auch
Und ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, falls überhaupt
Bin erst 30. In den nächsten Jahren wird ein gewaltiger Wandel stattfinden
Mit KI, mit der Gesellschaft, mit dem Rentensystem
eigentlich nur Geld für Lebensmittel, abgesehen von Miete,
Ein Haus hat keine Betriebskosten?
Trump hat die Krankenversicherung zurückgeschraubt & ist eher für Milliardäre da als für das einfache Volk. Ich hätte ihn nicht gewählt.
Entlassungen im Staatssektor per Email, veranlaßt von Musk & Consorten.
Der US-amerikanischen Oberschicht gelingt es seit der Staatsgründung, also seit 250 Jahren, die Unterschicht dazu zu bringen, ihrem eigenen Elend Applaus zu spenden. Das ist für ein demokratisches Land einmalig auf der Welt. Das gelingt sonst nur Diktaturen mithilfe von Claqueren
Und wovon bestreitest du deine Lebenshaltungskosten?