Welche Lebenseinstellung verbindest du mit Black Metal?
Welche Ideale und welche Lebenseinstellung verbindest du mit Black Metal?
Vorausgesetzt, du hörst schon lange Black Metal und kannst dich mit der Musik ernsthaft identifizieren.
8 Antworten
Ich bin kein großer Black Metal Fan, aber ich kenne verschiedenes. Von der einfachen Misanthropie bishin zu Esoterik, Satanismus und Rechtsextremismus.
Es kommt ganz drauf an, wo man sich befindet und wie der Mensch selbst eingestellt ist. Du kannst Menschen wie Varg Vikernes haben, aber eben auch Persönlichkeiten wie Ihsan Tveitan. Der eine ist ein rassistischer, rechtsextremer und völlig bekloppter Verschwörungstheoretiker und der andere ist ein klassischer Satanist mit teilweise nachvollziehbaren Ansichten. Wieder andere (wie bsp. Dead) leben ihre Depression komplett in vollen Zügen und fast schon masochistisch aus.
Wieder andere haben einen einfachen Draht zur Melancholie und andere wollen möglichst ernst genommen oder einfach nur verabscheut werden. Genauso gibt es genug Gatekeeper und Eliten, die Black Metal für nahezu jeden unattraktiv machen.
Black Metal ist dunkel, düster, etwas mystisch, historisch, manchmal etwas böse aber vor allem emotional, philosophisch und ernst.
Ich bin wie gesagt kein Anhänger der Szene, aber ich kann mit ein paar Bands etwas anfangen, die einen melodischeren Sound haben. Vor allem im Post Black Metal und Blackgaze gibt es ganz coole Bands. Ich mag am Black Metal die Dunkelheit und die Ästhetik. Allerdings tu ich mich schwer mit der Ideologie, da sie oft mit politischen und spirituellen Ansichten spielen, von denen ich mich distanziere.
Sehr gut ausgeführt und gut auf den Punkt gebracht.
Mir sind auch schon unterschiedliche Personen im Black Metal begegnet, auf die einige Merkmale deiner Kategorisierung zutreffen.
Besonders interessant finde ich den Punkt mit den elitären Anhängern. Das trifft in meinen Augen meistens auf Personen mit rechtsextremen Tendenzen zu. Es gibt jedoch auch einige Hipster, besonders im Post Black Metal, welche sich als besonders spirituell geben und sonderbarerweise Black Metal durch spirituelle Anleihen besser vermarkten wollen. Ein gutes Beispiel ist die Band "Schammasch".
Zuerst einmal ist es eines von vielen Genres die ich gerne höre, wenn auch nicht hauptsächlich.
Ich mag den Sound und die Ästhetik des BM, allerdings (und mir ist klar, dass das zum Sound und der Ästhetik dazugehört) fällt es mir oft schwer, die eher dünn produzierten Stücke zu hören. Klar steckt da eine gewisse Absicht dahinter, aber dennoch tut mir die Produktion oft in der Seele weh. Nehmen wir Transilvanian Hunger von Darkthrone, geiler Song, aber die Soundqualität ist so grottig, dass ich mir den Song nicht gerne anhöre, obwohl er mir eigentlich gefällt.
Was ich schade finde ist dass einige reine Black Metal Fans sich für elitär halten, das grenzt für mich an Lächerlichkeit und hat mit dem Grundgedanke des Metals nichts zu tun. Ja es gibt auch elitäre True Metaler, da ist es genau dasselbe. Aber zum Glück trifft das nur auf einen Teil der Leute zu.
Ich kann das gut verstehen was Du schreibst. Ja, der Punkt, dass es unverfälscht, ursprünglich und roh klingen soll ist schon richtig. Aber genau das geht auch mit einem guten Sound. Nehmen wir mal von Taake den Song I. Der ist auch sehr roh produziert und irgendwie "rumpelig" aber eben auch in sich stimmig und ausgewogen, das meine ich. Ich will gar nicht diese modernen Produktionen, wie sie heutzutage oft üblich sind, wo alles so "perfekt" produziert ist, dass die Musik nicht mehr lebt und atmet.
Es gibt auf der anderen Seite aber auch Produktionen, die sehr fett sind, aber trotzdem noch den Spirit der Musik atmen, wie zum Beispiel von Rotting Christ der Song Demonon Vrosis.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine?
Ja, ich kann absolut nachvollziehen was du meinst. Es gibt im Black Metal natürlich viele Bands, welche bewusst Werke mit einem sehr dünnen Sound veröffentlichen. Denen geht es nur um das Statement, weniger um den Hörgenuss. So haben es Darkthrone damals ja auch gemacht. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das Underground-Projekt "Grausamkeit". Allerdings ist das wieder ein Fall, wo der Sound sogar gut passt. Ich kann den Song "Krätze" empfehlen.
Ich finde das ist eine sehr gute Frage die Du hier gestellt hast… ;)
Die Konversation hier ist zwar schon etwas länger her, aber ich schreib trotzdem mal was dazu, vielleicht Liest du es noch oder generell interessierte Leute die hier so durch die Antworten schmökern… Ich höre seit Jahren black metal, bin Sängerin in mehreren BM Bands und ich denke das das wonach du gefragt hast, nämlich ideale und Lebenseinstellungen von einzelnen Individuen im Black Metal noch nicht ganz beantwortet worden ist. Deshalb versuche ich hier mal zu erklären wie ich das ganze sehe… Wichtig ist mir das das alles subjektive Meinungen, Gedanken und So weiter sind, aber genau danach hast du ja gefragt… auch will ich darauf hinweisen dass ich vielleicht als Junge Frau nicht repräsentativ bin, da Musikerinnen leider bekanntlich immer noch deutlich seltener sind im BM als Männer (was schade ist), und ich auch vom Alter her weit unter dem Durchschnitt liege… Aber gerade deshalb ist es vielleicht Wichtig etwas hier beizutragen…
Für mich bedeutet Blackmetal Kunst, eine tiefgründige, Kreative, emotionale, philosophische Ausdrucksweise, die die Konfrontation mit dem Schlechten, Schmerzhaften, Dunklen nicht scheut und konstruktiv damit umgeht. Ein Weg, sich mit dem düsteren auch in sich selbst auseinander zu setzen.
Und irgendwie bedeutet diese Musik auch Freiheit für mich. Sie kümmert sich nicht um den Konsum oder die Mode, es geht nicht darum, was andere sagen, oder wer oder was du bist… ich habe das Gefühl, während ich auf der Bühne ins Mikro krächze wirklich ich selbst sein zu dürfen und irgendwie diese Laute aus der Tiefe meiner Seele zu holen, das Innerste ausdrücken zu können, wirklich lebendig zu sein… und das gibt mir ein Gefühl von Ruhe, von Frieden. Auf und vor der Bühne zählt nur der Moment, das hier und jetzt, die Atmosphäre, die Emotion… für mich war das immer eine sehr intensive, schöne Erfahrung. Und das ist irgendwie der Geist vom BM glaube ich, so eine Faszination, das Gefühl angekommen zu sein, den Moment leben, diese künstlerische organische Art, die Leidenschaft. Für mich ist diese Musik unglaublich künstlerisch wertvoll und intellektuell…aber Kunst hat da ihre Grenzen, wo sie nur noch zerstörerisch wird und Menschen oder Tieren schadet…
Zu den Dingen, die oft in den anderen antworten genannt wurden:
Rechtsextremismus: mich wundert, dass sich dieses Gedankengut im BM etabliert und gehalten hat. WICHTIG: ES GIBT RECHTE IM BM, DAS KANN MAN NICHT LEUGNEN, ABER GENAU SO WENIG KANN MAN LEUGNEN DASS ES AUCH BEWUSST NICHT- RECHTE (das meint unpolitische und linke Akteure) MUSIKER/ INNEN UND FANS ETC.GIBT !
Ich persönlich Lehne dieses Gedankengut ab, genau wie mein Umfeld mit dem ich mich in der Szene umgebe. Ich verstehe nicht wie eine Musik wie BM die niemanden braucht der vorgibt wo es lang geht Raum für Faschismus und Führerphantasien sein kann. Ich werde meine politische Haltung nicht weiter ausführen darum get es nicht, aber Rechtsextremismus lehne ich ab, nochmal, das hat für mich mit meinem Bild von der Idee dieser Musik nichts zutun.
Satanismus/Atheismus/ Ablehnung der Religionen: das gilt eigentlich für alle Religionen, keine mehr oder weniger, diese Musik lehnt sie ALLE ab. Da bin ich mir sicher! Satan ist für mich ein Symbol dieser Abkehr von den Religionen, auch wenn er der christlichen Mythologie entstammt. Würde ich ernsthaft an Satan glauben wäre das irgendwie auch eine Religion meiner Meinung nach, lass tue ich es nicht. Ich bin also Satanistin im atheistischen Sinne, wenn man das so nennen kann. Aber das bedeutet dennoch dass ich religiösen Menschen gegenüber tolerant bin.
Misanthropie: ich verstehe das so, dass das das Eingeständnis ist dass der Mensch das böse in sich hat und tun kann oder gar an sich schlecht ist, deswegen der Hass auf die Menschheit, der sich nicht auf bestimmte Individuen speziell richtet oder auf bestimmte Gruppen …Das sind philosophische Annahmen und Ideen über die man streiten kann aber das ist ja nicht das Thema hier…
Das wären meine Gedanken dazu.
ich glaube die BM Szene ist momentan im Wandel, verändert sich in vielerlei Hinsicht und somit auch der Blick auf diese Schlagworte, die Interpretation von diesen etc. kann sein dass ich da also schon etwas „moderner“ drauf bin…:)
🤘
Ich mache und höre black metal. Die ganzen Antworten hier sind mir zu klischeehaft. Es gibt so gut wie keinen Satanismus im BM. Es ist nur Show! Wenn ein paar verwirrte Jugendliche BM hören und mit Kerzenwachs spielen ist das kein Indikator für die meißten BM Fans.
Wenn man rechtsextremistische Bands hören will soll man NSBM hören und nicht black metal. Wieder eine gern wiederholte Lüge von Leuten die die Musik nicht raffen und einfach nur verstört zurück lassen. Btw ist eine rechte Einstellung nichts Verwerfliches. Es gibt auch Antifa Black Metal. Das ist aber tatsächlich ziemlich unkreativ und kopiert nur das Original.
Hier Vögel wie Varg oder Dead zu bringen, die entweder seit 30 Jahren tot oder irrelevant sind - kein gutes Beispiel für den Schlag der BM Hörer heute
Viele BM metalheads sind die interessantesten, kreativsten, intelligentesten Menschen die mit guter Beobachtungsgabe, Loyalität und Menschenverstand unverzichtbare Mitmenschen in meinem Umfeld sind. Ein wunderbarer Kontrast zu den ganzen Schafen da draußen.
Aber extrem lächerlich finde ich Leute, die BM ablehnen, weil ihnen das Gedankengut oder Philosophie nicht zusagen. Das ist nur der Reflex auf die jahrelange Indoktrination und Gehirnwäsche der Mainstream Medien und Politik. Denn dagegen rebelliert black metal am meißten: Das System. BM folgt keinen Regeln oder Schubladen, die hier so viele aufgemacht haben. Man sollte die Kunst und den Menschen trennen. Lindemann ist auch kein Vergewaltiger oder Mörder, nur weil er darüber singt.
Klischee? Satanismus.
Allerdings sind die wenigsten Black Metal Bands auch wirklich Satanisten. Größtenteils ist das nur Show und halt Bedienen von Klischees.
Den Punkt mit der elitären Einstellung einiger Anhänger teile ich. Das stört mich auch und ich bin der Meinung, dass das absolut lächerlich wirkt.
In Sachen Sound und Produktion bin ich geteilter Meinung. Black Metal hat für mich schon einen Bezug zur Natur und zu nihilistischen Themen, Einsamkeit etc. Da passt der Sound finde ich sehr gut zu. Das trägt dazu bei, die Gedanken schweifen zu lassen und sich ganz in den Sound hineinzubegeben. Eine Art Gedankenreise.
Wenn ich z. B. an "Bekëth Nexëhmü - De Svarta Riterna" denke, dann passt der Sound perfekt zum gesamten Artwort usw. Aber ich denke, man muss an so einen Sound gewöhnt sein und es muss den eigenen Geschmack treffen. Generell denke ich, dass es dabei vor allem um einen bewusst unverfälschten Sound geht, wie aus dem Proberaum und bewusst so gehalten, als käme der Sound aus weiter Entfernung.
Wenn ich an andere Generes denke, wie z. B. im Thrash Metal an die ersten Sodom-Alben, dann ist der Sound auch deutlich roher als auf den neuen Alben. Das gibt dem Ganzen aber einen deutlich organischeren Klang und lässt das Ganze natürlich und nicht so bearbeitet wirken. Das ist es ja auch, was Metal ursprünglich ausgemacht hat. Sehr sauberer Sound der Stark bearbeitet ist kann finde ich mit Pop o. Ä. gleichgesetzt werden. Da zeigt sich dann die starke Kommerzialisierung des Metal. Da wollen sich denke ich viele Black Metal Bands bewusst von abgrenzen. Zum Teil finde ich das übertrieben, da wir nicht mehr Anfang der 1990er haben. Auf der anderen Seite finde ich es auch gut, diese Tradition fortzusetzen und man hätte auch damals schon deutlich besser produzieren können. Aber dann wäre Black Metal nicht das, was es ist.