Bin ich ungeeignet für Kunden?
Ich mache gerade ein Praktikum in einem Geschäft und bediene viele Kunden.
Manchmal gibt es komische Kunden, aber zum Glück passiert das nicht so häufig.
Diese Situation, die vor kurzem bei mir passiert ist, war aber jetzt für mich einprägsam...
Ich hatte einen Kunden, der sich sehr nah an eine anderen Kundin gestellt hat, die ich gerade bedient habe, und er hat die ganze Zeit irgendwo hingeschielt, meistens nach unten und seine Augenlider waren teilweise zu.
Er konnte nicht richtig laufen und hatte Blut an einer Hand. Er selbst hat aber nicht geblutet.
Als er dann dran war, wollte er sein IPhone Handy aufladen, weil sein Akku war leer (Hab ich gesehen am roten Akku-Symbol, der geblinkt hat). Er war eigentlich schon schick gekleidet, also jetzt kein Obdachloser...
Ich hätte das Gefühl, dass er jeden Moment umkippen könnte, also habe ich ihm ein Stuhl erstmal gegeben und einen Kollegen Bescheid gegeben. Ich wollte den Krankenwagen rufen. Der Kollege (Mitarbeiter) meinte aber, dass er zum Krankenhaus laufen solle (ist sehr nah bei uns).
Ich habe ihn dann begleitet, weil ich nicht getraut habe ihm alleine dahin laufen zu lassen. Er konnte nicht richtig laufen.
Während des Weges hat er etwas über sich erzählt, Fragen auch über mich gestellt und erzählt, was passiert ist...
Also er sei Student in einer anliegenden Stadt und wäre in dieser Stadt nur zu Besuch bei einem Freund gewesen. Er hat sich anscheinend mit dem Freund "getrennt(?)", also die sind sehr wahrscheinlich keine Freunde mehr. (Ich denke die haben sich geprügelt, deshalb Blut an der Hand und er hat was gegen den Kopf bekommen, deshalb wirkt er so komisch).
Dann sind wir am Krankenhaus angekommen und ich habe die Rezeption gefragt. Die haben schon beim Anblick sehr genervt reagiert und erzählt, dass er schon 3-mal hier gewesen ist, also weggeschickt und wieder her gekommen, und dass er auch schon bei der Notaufnahme war und entlassen wurde.
Ich wusste dann halt nicht mehr weiter und habe dann quasi auch nach Hilfe bei der Rezeption gefragt, was ich mit ihm machen soll... Es wurde der Rezeption dann zu viel und die haben dann den benommenen Typen herausbegleitet und sichergestellt, dass er nicht mehr zu denen und zu uns kommt. Er wurde zur Bahn geschickt, aber ich habe gesehen, dass er dann am Ende woanders hingegangen ist.
Keine Ahnung, was mit ihm jetzt ist, aber ich denke an ihm und überlege gerade wie ich es verarbeiten soll und was ich hätten machen sollen. Support vom Arbeitskollegen habe ich irgendwie nicht so bekommen und ich denke er war auch ein wenig hilflos in dieser Situation.
Ich habe mich beim Mann im Krankenhaus-Empfang bedankt, als der Typ dann weg war, weil ich sowas selbst nicht hätte machen können.... War einfach mega überfordert.
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Jetzt eigentlich zu meiner Frage...
Bin ich ungeeignet für den Verkauf an Kunden, wenn ich sowas nicht mag und nicht erleben möchte? Ich denke, das war schon mind. der fünfte, der mich in so eine unangenehme Situation gebracht hat... Ich zweifle langsam, ob ich das weiter machen möchte... Die meisten Kunden sind ganz nett und eigentlich macht es mir schon Spaß, wenn alles "normal" läuft...
Achja, wir konnten sein Handy nicht aufladen, weil wir nicht das Ladegerät hatten und mein Kollege wollte das nicht. Und das Krankenhaus anscheinend wohl auch nicht.
Und ne wir verkaufen keine Handys oder so, sondern andere Sachen. Sagen wir mal z.B Bäckerei...
3 Antworten
Ohje, da hast du aber was erlebt...
Das ist nicht dein Alltag, sondern die Ausnahme. Und du hast dir wirklich Mühe gegeben. Mehr als die meisten anderen Angestellten machen würden - das hast du ja glaub selbst gemerkt.
Ich denke, mehr als ihn zum Krankenhaus begleiten konntest du da nicht machen. Auch wenn das "Ergebnis" für dich nicht zufriedenstellend war, du hast damit die Verantwortung an Menschen abgegeben, die wissen (sollten), was sie tun.
Es ist normal, dass dich eine solche Situation überfordert. Das ist aber keine Situation, wie sie so bald wieder vorkommen wird. Für die absolute Mehrheit deiner Kundschaft bist du absolut geeignet.
Ja, du hat deine Teilverantwortung wahrgenommen. Vielleicht hilft es dir auch, mit deinem Ausbildner darüber zu reden.
Ja, ich denke ich werde nächste Woche nochmal die anderen Kollegen darüber erzählen und ihre Gedanken / Reaktionen dazu hören.
Dankeschön
Keine Ahnung wo du in welchem Laden du arbeitest. Ich war vier Jahre im Einzelhandel, und 8 Wochen als Kassiererin im Supermarkt. Nichts von dem, was du schreibst, ist mir ansatzweise passiert.
Ein wenig Hilfe und Mitgefühl kann nicht schaden. Und eins weiss ich gewiss: als Angestellter oder Auszubildender kannst du ohne Chef so etwas gar nicht entscheiden, dass du den Laden verlassen darfst. Es sind also immer noch Kollegen da, die das Sagen haben und die Verantwortung. Du bist also nicht alleine ein Vorgehen zu entscheiden. Du zeigt Empathie und es sagt nichts darüber aus, ob du dem Job gewachsen bist.
Deine Geschichte kommt mir eher wie eine konstruierte Geschichte vor, abstrus alles. Aber nichts ist unmöglich.
Okay, vielleicht mache ich es doch nicht so anonym.
Bin Praktikant und jetzt schon ca. 3 Monate in einer Apotheke, direkt neben einem Krankenhaus. Es ist heute passiert (Ja, Samstag) und da kommen halt die kranken Leute...
Ich frage immer nach Erlaubnis oder ich sage Bescheid. Ob ich den Krankenwagen rufen darf. Dass ich ihn begleite, usw.. Mein Kollege (Verantwortlicher) hat es mir erlaubt. Wie du gesagt hast, ich bin Azubi und kann das eigentlich noch nicht alleine.
Ich war der Begleiter, weil der Kollege darf nicht raus (und ich denke ich wollte er auch nicht selbst).
Danke, in der Apotheke ist Empathie eigentlich schon etwas wichtig :S Ja, Fachwissen und so ist viel wichtiger, da hast du Recht.
Wirkt das so? Sie ist aber echt. Und ich wünschte es wäre konstruiert und mir nicht passiert.
Du musst einfach lernen Distanz zu wahren. Es ist schon fast übergriffig, dein Vorgehen. Du darfst anmerken, dass du das Gefühl hast, es gehe ihm nicht gut und ob du Hilfe anbieten kannst. Z. B. Den Rtw rufen oder jemanden anrufen. Wenn das nicht gewünscht ist, ist es so. Dann sagt man Tschüss und guten Weg. Aber begleitet sicher nicht ins KH.
Das nennt man Zivilcourage. Und wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre es unterlassene Hilfeleistung...
Vielleicht war ich zu gutmütig...
Ich möchte es eigentlich am liebsten wie du machen.
Ich habe mal Distanz bei so einer Situation bewahrt und mein Chef hat sich dann bei mir beschwert, dass ich bei so einer Situation mehr Einsatz zeigen solle.
Danke, dass du meine Mühe wertschätzt. Ich hatte Sorgen zu wenig getan zu haben. Bei den anderen Angestellten war ich etwas fassungslos, dass du man so eine Person wieder nach draußen schickt. Ich habe mir dann am Ende mit Gedanken vertrostet: So ist die Welt nunmal, man kann nicht alle helfen/retten...
Ja genau, ich habe meine Verantwortung abgegeben, aber es war auch anscheinend für die unangenehm. Ich hatte trotzdem eine Teil-Verantwortung, ich war ja dabei. Ich denke mir, was ich vielleicht besser hätte machen können. Vielleicht gibt es da kein "besser"... :-/
Danke, ich war mir auch irgendwie sicher, dass es so eine Situation die meisten überfordert werden würde. Ich wollte nur mich hier nur kurz nach "Bestätigung" suchen... 😅 Sorry
Hoffentlich bin ich geeignet, weil ich bin noch in Ausbildung 🙂