Bildbeschreibung?

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Die Karikatur stammt von dem 1956 geborenen Karikaturisten Gerhard Mester und trägt als Bildunterschrift den Titel „Konsensgesellschaft“. Rechts oben ist ein Schriftzug zu sehen, wahrscheinlich der Nachname („Mester“) des Karikaturisten als Künstlersignatur.

Die Karikatur ist farbig. Der Künstler hat anscheinend einen allgemeinen Zeichenstil für Karikaturen. Die Personen sind z. B. mit sehr großen, oft knollenförmigen Nasen und oft mit großen, abstehenden Ohren abgebildet. Die Beine sind dünn gezeichnet, die Füße lang und schmal. Die Darstellung ist dadurch zum Teil realistisch, zum Teil abweichend.

Zu sehen ist ein Demonstrationszug, der auf einer Einkaufstraße geht. Viele der Beteiligten tragen Schilder mit Aufschriften. Im Vordergrund sind die Demonstrierenden deutlich sichtbar gezeichnet, in Hintergrund blasser, sie verschwimmen mehr zu einer Menge.

Seitlich ist beim Schaufenster eines Geschäfts ein Svhild mit der Aufschrift zu sehen: „Schlussverkauf! Alles muss raus“. Eine Person mit einer Tasche steht dort und wendet den Blick zum entlangziehenden Demonstrationszug.

Einige Demonstrierenden haben den Mund geöffnet, als ob sie laut etwas rufen (Parolen brüllen), wobei der Mund grob als Einschnitt in den Gesichtslinien gezeichnet ist.

Eine Konsensgesellschaft ist eine Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der gesellschaftliche Probleme gewöhnlich friedlich, einvernehmlich und in zuhörenden, respektvollen und Argumente austauschenden Gesprächen gelöst werden. Konsens bedeutet Übereinstimmung der Meinungen und Standpunkte, Einigkeit, Einvernehmen, Zustimmumg. Idealerweise entsteht Konsens auf der Grundlage gmeinsamer Werte und in einem rationalen Diskurs.

Der Titel „Konsensgesellschaft“ ist offenbar ironisch-satirisch gedacht. Denn die Demonstrierenden haben auf ihren Schildern sehr gegensätzliche Forderungen. Real würden diese Menschen nicht in demselben Demonstrationszug laufen. Es besteht unter ihnen kein Konsens in der Zustimmung zu etwas. Gemeinsam ist nur, bestimmte Menschengruppen abzulehnen und ihre Entfernung („weg“, „raus“, „fort“, verpisst euch“, verschwindet“, „abschieben“) aus der Gesellschaft bzw. aus dem Staat zu fordern.

Es gibt ein Demonstrationrecht, das auf Grundrechten beruht, der Freiheit der Meinungsäußerung und der Versammlungsfreiheit im Rahmen der Gesetze. Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Demokratie und nach dem Prinzip der Volsksouvernäität geht Staatsgewalt geht vom Volke aus, ausgeübt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung (Grundgesetz Artikel 20). Partizipation (Teilhabe) der Bevölkerung ist grundsätzlich demokratisch. In einer Gesellschaft mit Pluralismus. gibt es eine Vielfalt der Überzeugungen, Meinungen, Interessen und Lebensweisen. Es besteht Gewaltenteilung und Opposition zur Regierung ist erlaubt.

Die Demonstrierenden in der Karikatur nehmen Freiheit in Anspruch. Zugleich vertreten sie Forderungen, die mehr oder weniger weitgehend anderen Freiheit nehmen wollen, mit dem Wunsch nach Entfernung von ihnen abgelehnter Gruppen Pluralismus einschränken oder beseitigen würden. Viele der Parolen beachten nicht die Würde des Menschen und Grundsätze der Gleichheit und Freiheit. Die Umsetzung der Parolen zur Entfernung wäre mit einem echten Rechtstaat und einer Gewaltenteilung unvereinbar.

Der Mann vorne mit Hut und Mantel trägt ein Schild mit der populistischen Aufschrift „weg mit den Politikern“. Dabei ist gar nicht nachgedacht, dass Politik in Staat und Gesellschaft irgendeiner Weise immer stattfindet und es daher immer welche geben wird, die Politik betreiben.

Es erscheinen als Parole auf den Schildern „Ausländer raus!“, „FLÜCHTLINGE RAUS!“ und „ASYLANTEN RAUS!“.

Bei dem Schild „NAZIS, VERPISST EUCH!“ der Frau vorne mit rotblondem Haar, verkniffenem Mund und blauem Mantel einem Schild weiter hinten „WEG MIT DEN RASSISTEN!“ ist die Ablehnung menschenfeindlicher Ideologien gut nachvollziehbar, auch wenn sie besser als Wunsch nach Verschwinden von Nationalsozialismus und Rassismus geäußert werden könnte.

Der Mann vorne mit dem Schild  „FORT MIT DEN UNGLÄUBIGEN“ und nach oben gestrecktem Arm mit geballter Faust sieht aus, wie man sich einen islamischen „Hassprediger“ vorstellt. Weiter hinten ist ein Schild mit einer gegensätzlichen Aufschrift „MUSLIME RAUS!!“ zu sehen.

Das Schild „Gutmenschen, verschwindet“ verwendet einen polemischen Begriff, der Menschen, die Gutes anstreben, herabsetzt und sachliche Argumentation durch Etikettierung ersetzt.

Das Schild „PEGIDA raus“ bezieht sich auf die Organisation „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.

Eine paradox zugespitzte Überdrehung enthält das Schild „RAUS-SCMEISSER-RAUS“. Es wird damit ein „Raus“ verlangt und als „Rausschmeißer“ in diesem Sinn würde der Mann mit diesem Schild seine eigene Entfernung verlangen.

Seitlich läuft ein Hund auf seinen Hinterbeinen und trägt ein Schild mit der Aufschrift „VEGETARIER RAUS“. Dies ist insofern ein seltsamer Inhalt, als Vegetarier kaum Nahrungskonkurrenten zu einem Hund sind. den Hund könnte nur stören, wenn ihm selbst eine vegetarische Ernährunsgweise aufgenötigt wird. Das Schild verdeutlicht eine Tendenz zur Vorgehen gegen Menschen wegen einer zu der eigenen andersartigen Lebensweise. Das Schild, bei dem nur „Schwule“ sichtbar ist, könnte auch ein Beispiel dafür sein.

Die Parolen zeigen keinen Konsens, sondern Konflikt und ein ziemlich intolerantes Verhalten.

Das Schaufenster zeigt in einem Kontrast ein „Raus“ in einem anderen Bereich, nicht in der Politik, sondern in der Wirtschaft, und auf andere Weise, in einem Verlauf von Waren. Überlegt werden kann, ob ein Gedanke angeregt werden soll, dass ein Ende einer Konsensgesellschaft eingetreten ist und metaphorisch ein Ausverkauf von Werten, die für eine Demokratie wichtig sind, stattgefunden hat.