Beziehung oder Arbeit, erkenne das wahre Problem nicht?
Guten Tag,
ich habe aktuell ein Problem dabei, das wahre Problem zu identifizieren.
Folgendes:
Dieses Jahr scheiterte mein Versuch, eine Geschäftsidee in die Realität umzusetzen, die ich seit Anfang 20 habe, trotz idealer Voraussetzungen.
Am Anfang war ich natürlich enttäuscht, traurig, wütend, aber es hielt sich in Grenzen.
Nach einem 2-wöchigen Urlaub, etwa 2 Monate nach dem gescheiterten Versuch folgte eine mental sehr schlechte Zeit, eine Anpassungsstörung mit depressiven Symptomen wurde von einer Psychologin vermutet.
Meine Symptome waren u.a., verschwommenes Sehen, ein manischer Gedanke, Angstgefühle, Beklemmungsgefühle, Derealisationsgefühle etc.
Volles Programm also.
Ich nahm 2 Monate lang 50mg Sertralin, setzte diese nach Besserung gewisser Symptome wieder, unter ärztlicher Abstimmung, ab.
Dies ist nun 5 Wochen her, mein Zustand ist stabil geblieben bzw. wird dieser merklich immer noch besser mit fortschreitender Zeit.
In dieser Phase habe ich natürlich sehr viel reflektiert, da ich persönlich denke, dass nicht „nur“ die gescheiterte Umsetzung der Idee mich in solch einen Ausnahmezustand brachte.
Seit 2019 bin ich in der Versicherungsbranche tätig.
Dieser Tätigkeit nachzugehen entstand damals aus der Not heraus. Identifizieren konnte ich mich nie wirklich damit, wenn gleich ich auch nicht so schlecht darin war/bin.
Leider befriedigt mich diese Tätigkeit auf keiner Ebene, weder finanziell, noch gefühlstechnisch, noch intellektuell.
Das einzige was er bietet, ist die absolute Freiheit/Flexibilität, was ein großer Pluspunkt ist.
Zusätzlich gab es in den letzten beiden Jahren mehrmals negative Vorkomnisse, wie etwa die Vergabe von bereits an mich zugesagte Kundenbestände an andere Kollegen (die bereits einen riesigen Kundenstock hatten wohlgemerkt). Eine Stellungnahme seitens meiner Vorgesetzten gab es dazu nie bzw. es wurde so getan als wäre nichts.
Eine Kürzung des Fixums im Jahr 2023, die mich finanziell fast ruinierte. Und noch einige andere diverser Kleinigkeiten.
Gleichzeitig war meine Freundin seit Juni 2023 arbeitslos, da sie ihren erlernten Beruf (Altenpflege) nicht mehr ausführen wollte.
Entsprechend schwierig gestaltete es sich für sie eine neue Tätigkeit zu finden in Hinblick auf ihre eigentliche Ausbildung.
Der Annahme von klassischen Hilfsarbeiterjobs, oder auch 40 Stunden Jobs, wo zumindest die Bezahlung stimmte, verweigerte sie sich, da sie etwas neues Lernen wollte. (Was ich irgendwo verstehe)
Ihr beruflicher Schwebezustand machte sie natürlich fertig, wodurch sie mehr und mehr Frust an mir ausließ.
Es kam immer öfter zu Streit, weil sie mich oft kritisierte, bewusst oder unbewusst emotional erpresste in dem sie mir wegen vielerlei Dingen ein schlechtes Gewissen machte.
Meine Freundin hat ADHS wodurch sie laut ihrer Aussage den Führerschein nicht macht/schafft, was bis heute natürlich ein Hindernis im Alltag darstellt oder einen Mehraufwand, da ich sie oft irgendwo hinfahren/abholen muss und ich Tätigkeiten, welche ein Auto benötigen, zwangsläufig übernehmen muss.
Gleichzeitig war/ist die finanzielle Situation natürlich belastend, da sie A) wenig Einkommen hat B) keinen guten Umgang mit Geld hat mMn., somit muss ich für den Großteil der Aktivitäten (die oftmals Geld kosten) aufkommen. Z.B. habe ich sämtliche Urlaube seit unserer nun bereits 4-jährigen Beziehung bezahlt, Urlaube zu planen ging irgendwie auch noch nie wirklich, aufgrund dieser Tatsachen.
Außerdem regt sie sich oftmals auf, dass es bei unser immer so dreckig sei und soviel Hausarbeiten zu erledigen sind und sie das nicht mehr wolle.
Geschirrspüler, Altstoffe, Einkaufen und großteils Kochen, für mich, da ihr von mir Gekochtes laut eigener Aussage nicht schmeckt, übernehme ich. (Ich bin also nicht ganz untätig)
Und in diesem Zeitraum gliederte sich auch die Planung/Umsetzung meiner Geschäftsidee ein, die Anfang 2023 begann.
Viel Arbeit, wenig Schlaf, neben meiner Tätigkeit in der Versicherungsbranche, die Erkenntnis das einer von 3 Gesellschaftern unserer GmbH (leider auch ein Familienmitglied) mehr zu sein vorgab, als er tatsächlich war, was mir und dem anderen Gesellschafter leider erst im Umsetzungsprozess sukzessive auffiel.
Und am Schluss, nach 9 Monaten Bauverhandlung mit dem Eigentümer unserer zukünftigen Lokalität sind diese Verhandlungen auch geplatzt, aufgrund immer neuer Kosten, die auf uns abgewälzt hätten werden sollen. Was dann zum Ende der Idee führte und zum Anfang dieses Textes.
So das war die Kurzfassung meiner letzten ~2 Jahre.
Nun zu meiner Frage:
Worin liegt eurer Meinung das Problem an meinem mentalen Zustand, an der gescheiterten Idee, an der Tätigkeit in der Versicherungsbranche, an meiner Partnerin, an nichts davon? Ist das eine ausgeartete 30er Krise? (bin dieses Jahr 30 geworden)
Ich habe leider keinen Durchblick, so sehr ich es auch versuche, aber ohne genaue Ursache, kann ich mMn. keine Änderungen einleiten oder neue Schritte gehen, wie auch immer diese dann aussehen würden.
5 Antworten
Worin liegt eurer Meinung das Problem an meinem mentalen Zustand, an der gescheiterten Idee, an der Tätigkeit in der Versicherungsbranche, an meiner Partnerin, an nichts davon?
Das Problem an deinem mentalen Zustand ist, dass du von allen Seiten belastet wirst und es nicht schaffst diese Belastung zu cutten.
Das Problem an deiner Beziehung ist, dass deine Partnerin nichts beiträgt aber viel von dir erwartet. (Nebenbei Mädel... es gibt auch öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad und du hast auch Füße... kann man auch nutzen wenn man wo hin fahren muss)
Das Problem an der Tätigkeit in der Versicherungsbranche ist, dass du die von Anfang an nicht gemocht hast und im Endeffekt nur als Notnagel gesehen hast. Sowas kommt im Zweifel auch enorm heftig rüber.
Das Problem an deiner gescheiterten Idee war der Umstand, dass die Voraussetzungen eben doch nicht ideal waren. Du zu überlastet, dein Mitgesellschafter anscheinend eine Nulpe, falsche Kalkulation hinsichtlich der Kosten bzw. nicht ausreichend Rücklagen usw. usw.
Ich denke insgesamt lässt du dir sehr viel von anderen gefallen und es fällt dir schwer nein zu sagen oder für dich einzustehen. Aber das ist jetzt nur ein Schuss ins Blaue.
Der Annahme von klassischen Hilfsarbeiterjobs, oder auch 40 Stunden Jobs, wo zumindest die Bezahlung stimmte, verweigerte sie sich, da sie etwas neues Lernen wollte. (Was ich irgendwo verstehe)
Ihr beruflicher Schwebezustand machte sie natürlich fertig, wodurch sie mehr und mehr Frust an mir ausließ.
Das sind anderthalb Jahre. Warum genau ist sie nicht schon lange in irgendeiner Ausbildung?
Und warum genau bekommst du das ab?
Meine Freundin hat ADHS wodurch sie laut ihrer Aussage den Führerschein nicht macht/schafft,
Adhs kann so schlimm sein, dass ein Führerschein ein Problem sein kann. Aber sie war ja ganz offensichtlich fokussiert genug, altenpflegerin zu sein. Das klingt irgendwie seltsam. Hat sie den Führerschein mal probiert?
da ich sie oft irgendwo hinfahren/abholen muss und ich Tätigkeiten, welche ein Auto benötigen, zwangsläufig übernehmen muss.
Hö? Sehr wenig im Alltag erfordert ein Auto. Nahezu alles geht auch mit öffis. Problematisch ist lediglich der Transport von großen oder schweren Dingen. Jedenfalls solange man kein Lastenfahrrad hat.
Geschirrspüler, Altstoffe, Einkaufen und großteils Kochen, für mich, da ihr von mir Gekochtes laut eigener Aussage nicht schmeckt, übernehme ich. (Ich bin also nicht ganz untätig)
... Moment. Du bist voll berufstätig, sie wird im Endeffekt von dir finanziert, und du machst den Haushalt?
Und das findest du okay?
Worin liegt eurer Meinung das Problem an meinem mentalen Zustand, an der gescheiterten Idee, an der Tätigkeit in der Versicherungsbranche, an meiner Partnerin, an nichts davon?
Das klingt nach einem Thema für eine Therapie. Bist du wegen der Anpassungsstörung in Behandlung? Wenn ich raten soll, alles zusammen wurde zuviel. Psyche ist selten eindimensional. Meistens sind Ursachen komplex.
Das timing mit dem Versuch der Firma ist sicherlich kein Zufall. Das wird eine Rolle spielen. Aber du schienst wenig Reserven zu haben, um mit Belastung umzugehen, was darauf hindeuten kann, dass der Alltag für dich sehr belastend war. Hattest du in den Moment etwas, was dich festgehalten und gestützt hat? Deine Beschreibung klingt so, als wäre dein Leben eine Ansammlung von Dingen, die von dir Kraft erfordern, aber nichts, wo du Kraft tanken kannst.
Ich habe leider keinen Durchblick, so sehr ich es auch versuche, aber ohne genaue Ursache, kann ich mMn. keine Änderungen einleiten oder neue Schritte gehen, wie auch immer diese dann aussehen würden.
Naja du kannst Dinge identifizieren, die für dich ein Problem sind, und sie für dich verbessern. Und das so lange wiederholen, bis du dein Leben gut findest.
Anfangen würde ich ganz eindeutig mit ein paar der Probleme in der Beziehung. Genauer, damit, dass sie ihren Frust an dir auslässt. Das geht gar nicht. Du bist ihr Partner, nicht ihr emotionaler boxsack.
Und, natürlich, falls du in Therapie bist, das ganze dort durchsprechen.
Das ist mir gerade zu viel Text, wenn du wissen willst wie du Mental stark bleibst,
ich kann dir da auch helfen, wenn das gewollt ist.
Dennoch für den Alltag eine Struktur bilden
Sport machen
in die Natur gehen
7-8 Std. schlaf
Bücher lesen
Die "Kurzfassung" war recht lang und beinhaltete im Grunde außer nicht erreichte Ziele (fast) nichts.
- Möglicherweise wären Ziele realistischer und erreichbarer zu setzen,
- Auch in Eurer Beziehung (Klage über einseitiger Finanzierung)
- usw.
Deine Geschäftsidee scheint nicht so prickelnd zu sein, dass sie erfolgversprechend umgesetzt wurde (... oder es fehlt an Anderem)
Deine private wie geschäftliche Beziehung scheint ebenso wenig zufriedenstellend zu sein.
.
Weniger Klagen aber um so mehr realistische Aktivitäten scheinen meiner Meinung nach sinnvoller zu sein. Dazu gehört möglicherweise auch eine Entscheidung in/zu/über Deine/Eure privaten wie geschäftlichen Beziehung.
Ganz klarer Fall, Ja ☝️